Spice & Wolf und die Freude einer gemeinsamen Reise

Mit Spice & Wolf ist seit 2019 ein lang erwarteter Klassiker in Deutschland erschienen. Bereits nach kurzer Zeit konnte das Gespann um Holo und Lawrence Anime-Fans begeistern. Doch worin liegt die Faszination des Titels? Was macht es spannend, zwei Personen beim Handeln zuzuschauen? Das möchte ich in diesem Artikel klären.

^{Craft Lawrence ist ein umherziehender Händler, der davon lebt, seine Waren in immer neuen Städten zu verkaufen. Eines Tages kommt er mal wieder in die Stadt Pasroe, wo zurzeit ein Erntefest stattfindet. Die Einwohner feiern dieses Fest jedes Jahr, um der Erntegöttin Horo zu danken. Doch in dieser Nacht findet Lawrence in seinem Wagen ein Mädchen mit Wolfsohren, das sich später als eben jene Wolfsgöttin Horo entpuppt. Sie will sich Lawrence anschließen, um zurück in ihre alte Heimat zu gelangen, doch der scheint von dieser Idee nicht sonderlich begeistert zu sein …(Beschreibung laut aniSearch.de)}

Spice & Wolf ist einer dieser Titel, die trotz großer Bekanntheit im Westen nie richtig in Deutschland angekommen sind. Es wurde lediglich die Manga-Adaption des Originalwerks, eine Light-Novel, in Deutschland veröffentlicht, bis im Sommer 2019 der deutsche Anime-Publisher Nipponart Anime den Titel nach Deutschland brachte. Im Mai wird Volume drei der ersten Staffel veröffentlicht, und die zweite Staffel wird demnächst erscheinen. Der Aufschrei war riesig, die Vorfreude groß. Doch warum diese Faszination?

Ja, man kann die Serie im Endeffekt als Reise zweier Personen bezeichnen, bei der man als Zuschauer etwas lernt. Doch die Serie bietet noch viel mehr!

Eine Reise zweier Wesen, die sich anfangs fremd sind

Wir begleiten Holo und Lawrence, zwei Personen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Zunächst haben wir Holo, eine Wolfsgöttin. Unbeirrt und sorgenfrei lebte sie in ihrer Region und hatte keine Ahnung von der wandelnden Welt. Dann haben wir Lawrence, einen jungen Mann Mitte 20, der als aufstrebender Händler unterwegs ist. Gemeinsam beschließen sie, zu Holos Stamm zu reisen, während sie sich über die damalige Wirtschaft der Renaissance, Äpfel und Handelsgüter unterhalten.

Lawrence dient dabei als Lehrer für Holo, für die das Ganze eine komplett neue Welt ist. Er vermittelt Holo nicht nur den Geschmack von Äpfeln, sondern zeigt ihr auch, wie Darlehen funktionieren und worauf man als Händler achten sollte. Holo hingegen ist unerfahren im Handel, verfügt jedoch durch jahrhundertelange Erfahrung über viel weltliches Wissen.

Dennoch gibt es eine interessante Hierarchie des Wissensstandes zwischen ihr und Lawrence. Lawrence hat die Oberhand im Wissen über Marktmechanismen, aber Holo verfügt über viel mehr weltliches Wissen. In einem Augenblick zerbricht sich Lawrence den Kopf über die Feinheiten der Währungsabwertung, im nächsten Moment verweist Holo auf eine Kontaktperson und wie sie Lawrence erfundene Informationen hätte geben können, von denen dieser profitiert hätte, wenn er auf den Handel eingegangen wäre. Durch Momente wie diese wird die Monotonie der rein ökonomisch getriebenen Diskussion durchbrochen.

Eine Reise zweier Wesen, die sich näherkommen

Abenteuer-Serien bieten oft einen riesigen Vorteil gegenüber geradlinigeren Titeln: Die lange Reise der beiden ist eine Möglichkeit, dem Zuschauer die Beziehungen der Charaktere zu verdeutlichen. Geschichten, die Menschen gemeinsam erleben, können als Metapher gesehen werden, denn auf jeder Reise gibt es Komplikationen, sei es eine Meinungsverschiedenheit oder andere Dinge. Das ist die Natur jeder Art von Beziehung, ein Geben und Nehmen. Wenn wir den gleichen Weg zusammen gehen und die gleichen Ziele haben, ist alles einfach. Aber wenn unsere Ziele, Methoden oder Gefühle dabei auseinandergeraten, dann verlassen wir den Weg, entweder im Guten oder im Schlechten. Und das wird in diesem Anime sehr gut veranschaulicht.

Anfangs ist Lawrence ein Händler, den man nur ungern als Partner haben möchte. Er ist nachtragend und stur auf Profit ausgerichtet. Holo hat zwar keine Ahnung von der Wirtschaft, aber sie besitzt eine große Menschenkenntnis durch eine ihrer Fähigkeiten. Trotzdem entdecken beide auf Reisen andere Seiten aneinander und an sich selbst. Beide sind trotz größerer Meinungsverschiedenheiten reif genug, um einander zu brauchen und gemeinsam die Reise zu erleben.

Holo nutzt das oben genannte Dialogbeispiel nicht nur, um Lawrence zu helfen, sondern auch, um ihn gezielt zu necken. Sie nutzt jedoch die Gespräche, um ihm näher zu kommen. Die Chemie zwischen beiden wird im Laufe der Serie immer dichter, trotz ihrer großen charakterlichen Unterschiede haben beide letztendlich dasselbe Ziel: Holo will ihr Zuhause finden und Lawrence sucht ein Zuhause.

Eine Reise in die damalige Wirtschaft für den Zuschauer

Neben tollen Charakterinteraktionen bietet Spice & Wolf dem Zuschauer auch den Vorteil, etwas zu lernen. Die Serie vermittelt die Grundkenntnisse der Mikroökonomie und behandelt Themen wie Inflation/Deflation sowie die Prinzipien des Handels. Dabei zeigt sie auch, wie egoistisch und korrupt Menschen sein können, wenn es um Geld geht.

Natürlich ist die Serie keine Alternative zur Volkswirtschaftslehre und soll in erster Linie unterhalten. Dennoch merkt man dem Autor der Light Novel und Mangas an, dass dahinter mehr steckt als nur pures „Info-Dumping“ über die damaligen Verhältnisse.

Viele schauen den Anime vor allem wegen Holo, da sie für die Fanservice-Momente verantwortlich ist. Doch im Gedächtnis bleibt vor allem die Reise der beiden gemeinsam mit dem Zuschauer.