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Review: Mobile Suit Gundam Battle Operation Code Fairy

Mit Mobile Suit Gundam Battle Operation Code Fairy erschien letztes Jahr ein reinrassiges Einzelspieler-Erlebnis für Gundam-Fans.

Mit Mobile Suit Gundam Battle Operation Code Fairy unternimmt Bandai Namco einen weiteren Versuch, das Gundam-Universum für Fans auf Sonys Spielekonsolen umzusetzen. Ob sich die Reise nach Tír na nÓg lohnt, erfahrt ihr im folgenden Text!

Was lange währt….

Mobile Suit Gundam gehörte bei der Erstveröffentlichung des Anime 1979 zwar nicht zu den Publikumslieblingen, mauserte sich im Laufe der Jahre aber vor allem dank der zugehörigen Spielzeuge zum absoluten Kult. Neben vielen weiteren Merchandise-Artikeln, Anime-Serien und vielen anderen Dingen wurde vor allem die Videospiel-Sparte seit jeher bedient. Regelmäßige Ableger und Neuauflagen oder Arcade-Shooter sind für die verschiedensten Spieleplattformen erschienen. Während Gundam-Spiele in Japan vor allem aus der PlayStation 2-Ära nicht wegzudenken waren, sind lokalisierte Spiele im Westen rar gesät. Von der PlayStation 3 aufwärts fand aber ein Umdenken der Verantwortlichen von Bandai Namco und Banpresto statt. Kamen vorher nur die hartgesottenen Gundam-Fans in den Genuss der Spiele, gab es seitdem vermehrt Veröffentlichungen mit mindestens englischen Untertiteln.

Für die Entwicklung der Gundam-Spiele ist das Entwicklerstudio B.B. Studio verantwortlich. Dieses entstand durch eine Unternehmenskooperation zwischen Bandai Entertainment Company und Human Entertainment. Bandai übernahm nach der Schließung von BEC deren volle Leitung und als Bandai und Namco zur Bandai Namco Holdings fusionierten, wurde BEC mit Banpresoft zusammengeführt, um unter dem heutigen Namen B.B. Studio weiterhin Lizenzspiele zu entwickeln.

Möchtest du wissen, wo man bei Mobile Suit Gundam in animierter Form einsteigt, folge diesem Link.

…wird endlich gut?

Und auch dieses Jahr wird die Marke Mobile Suit Gundam wieder spielbar auf die verschiedenen Plattformen gebracht. So gibt es mit Mobile Suit Gundam: Arsenal Base auch 2022 einen Arcade-Ableger in den japanischen Spielhallen. Für Freunde der winzigen SD-Gundams gibt es mit SD Gundam Battle Alliance auf allen gängigen Konsolen und dem PC ein Action-RPG. Mit Gundam Evolution werden Hero-Shooter-Begeisterte ihren Spaß haben. Einzelspielerfreunde hatten in jüngster Zeit das Nachsehen, wurden sie doch mit lokalen Trainingskämpfen gegen Bots (Gundam Versus) oder einzelnen unabhängigen Missionen (Mobile Suit Gundam Extreme VS. Maxiboost On) abgespeist. Diverse Ableger boten gar keine Einzelspielerkomponente (Mobile Suit Gundam Battle Operation 2).

Das ändert sich nun mit Mobile Suit Gundam Battle Operation Code Fairy. Es bietet eine Einzelspielerkampagne im Universal Century inkl. Besonderheiten im Detail.

Merkwürdige Veröffentlichungspolitik

Beginnen wir mit dem größten Selling Point von Code Fairy: Der Einzelspielerkomponente. Wie bereits erwähnt, haben wir es bei diesem Gundam-Titel mit einem reinrassigen Singleplayer mit zusammenhängenden Missionen, Zwischensequenzen und vielen Dialogen zu tun. Es gibt keinen Multiplayer- oder Coop-Modus oder dergleichen. Stattdessen erwartet den Spielenden wie in den alten Telltale-Spielen eine auf drei Volumes unterteilte Storyline.

Richtig gelesen, drei Volumes. Denn anstatt das Spiel komplett zu veröffentlichen, entschied man sich Ende 2021 für eine gestaffelte Verbreitung. Volume 1 erschien am 5. November 2021, die zweite am 19. November 2021 und das finale Volume am 3. Dezember 2021. Preislich ordnen sich die Spiele bei getrennten 20,- pro Spiel oder 50,- bzw. 60,- (Standard-/Deluxe-Edition) für das Komplettpaket ein. Eine physikalische Veröffentlichung gibt es nicht, alle Extras sind rein digital.

Cute Girls Doing War Things

MOBILE SUIT GUNDAM BATTLE OPERATION Code Fairy erzählt die Geschichte von „Noisy Fairy“ – einer Spezialeinheit, die von Alma geführt wird und der direkten Kontrolle von Kycilia aus dem Fürstentum Zeon untersteht.

Während der „Einjährige Krieg“ tobt, versucht die Einheit einen Durchbruch auf dem nordamerikanischen Kontinent zu erzielen. Das Spiel bietet die herausragende Action von MOBILE SUIT GUNDAM BATTLE OPERATION 2 und gleichzeitig auch eine tiefgründige, umfassende Nebengeschichte für Fans wie auch Neueinsteiger.

Erkunde die Welt von Code Fairy und erlebe, wie inmitten der Gräuel des Krieges unzertrennliche Bande geschmiedet werden. (Offizielle Beschreibung von Bandai Namco)

Storytechnisch bekommt man eine gut erzählte Geschichte um Alma und den ersten All-Female Zeon-Trupp von Code Fairy. Und damit beginnen wir schon mit der ersten großen Besonderheit der Geschichte, denn man steigt in diesem Teil des Universal Century in einen eigentlich gegnerischen Zaku und bekämpft die Erdförderation in einer geheimen Mission. Bereits früh werden die Charaktere um Mia Brinkman, Helena Hegel, Killy Garrett, Irmela Gruber und Barbara Hahari vorgestellt und diese haben es durchaus nicht leicht. Ein zentrales Element der Geschichte von Code Fairy ist der Versuch, sich in der männerdominierten Zeon-Führungsriege Respekt zu verschaffen. Was die Oberen dadurch würdigen, dass die „Ausbildungsstätte“ von Noisy Fairy, so der Codename, direkt im feindlichen Gebiet auf der Erde – inmitten Nordamerikas liegt.

Und klar, man merkt schnell, welche Stereotypen die einzelne Figuren darstellen sollen. Trotzdem schafft es das Spiel, Sympathien für die Truppe zu wecken und man freut sich, wie deren Zusammenhalt stetig wächst, und wie sie im Laufe der knapp 25 Stunden langen Storykampagne des Öfteren auf die Probe gestellt wird.

Die Story wird im Spielverlauf bedrückend

Erstaunlicherweise gelingt es dem Spiel, Gundam-typische, ernstere Wege einzuschlagen. Während der erste Teil eher eine seichte Slice-of-Life-Geschichte ist, wird es ab der zweiten Volume zunehmend dunkler und bedrohlicher. So erkennt die Leiterin Killy schon früh die bedrohliche Lage von Zeon – die Nation erleidet auch im Spiel deutliche Niederlagen und man merkt, dass sie einfach nur das Team lebend durch den Krieg bringen möchte. Auch Alma lernt schnell die Kehrseiten des Krieges kennen. Sie wird mit posttraumatischen Belastungsstörungen konfrontiert, sieht sich dem Ganzen als Teamführerin nicht gewachsen. Die Schreiber scheuen sich nicht, sie für eine kurze Zeit schließlich sogar ganz aus dem Spiel zu nehmen, sodass man mit den anderen beiden Teammitgliedern weiterspielen muss.

Das größte Problem der Geschichte ist die aber die Inkonsequenz der Erzählweise. Auch wenn es einen roten Faden gibt, merkt man schnell, wie gehetzt die Story erzählt wird. Man wird praktisch von Ort zu Ort geworfen, es finden Kämpfe statt, anschließend schaut man die Zwischensequenzen und dann beginnt das gleiche Spiel noch mal.

Auch für Serienneulinge geeignet

So oder so: Serienkenner werden mit dem „Fanservice“ viel Spaß haben, denn das Spiel wirft mit Gundam-Wörtern nur um sich. Praktisch alles findet irgendwie eine Erwähnung, solange es zeitlich zum einjährigen Krieg passt. Serienneulinge werden diese ganzen Anspielungen zwar nicht verstehen, werden allerdings auch nicht komplett allein gelassen. Schon früh wird die Grundprämisse von Mobile Suit Gundam erklärt, damit man einen kleinen Überblick hat.

Außen eigentlich hui….

Die größte optische Stärke findet man in den Zwischensequenzen, egal ob es sich dabei um die 3D-animierten, oder die klassischen 2D-Sequenzen handeln. Letztere sind natürlich von den Gundam-Schöpfern, dem Studio Sunrise (bald Bandai Namco Filmworks) erstellt worden. Für die Charakterdesigns zuständig ist Masayoshi Tanaka, den viele vor allem für seine Mitwirkung an Darling in the FranXX, Your Name. oder Her Blue Sky kennen dürften.

Und Hand auf’s Herz: Die Designs sehen wirklich erstklassig aus, egal ob animiert oder nicht. In den Visual Novel-esquen Sequenzen bewegen sich die Lippen gemäß der japanischen Synchronisation, auch bewegen sie sich auf dem Fleck und zeigen Emotionen.

…innen fast immer Pfui

Wenn sich die Lobpreisungen der Charakterdesigns sich auch auf das Schlachtfeld übertragen lassen, dürfte dem perfekten Gundam-Erlebnis nichts im Wege stehen oder?

Leider nein.

Zunächst einmal muss man erwähnen, dass sich Code Fairy neben der Spielmechanik auch das optische Grundgerüst von Mobile Suit Gundam Battle Operation 2 ausleiht. Sprich, es basiert auf einem kostenlosen Spiel, welches 2018 erschien und schon damals grafisch veraltet war. Umso enttäuschender sieht es dann vor allem auf der PlayStation 5 aus. Es läuft flüssig, mehr nicht. Ansonsten erwarten euch detaillierte Robotermodelle und durchaus schöne Explosionen – wenn das Spiel denn 2012 erschienen wäre. Und die PlayStation 5 profitiert von kürzeren Ladezeiten sowie der Nutzung der DualSense-Controller im Sounddesign.

Die Umgebung variiert je nach Mission, im Grunde bleibt aber alles gleich: Die Spielwelt ist detailarm, die Texturen grob und von einem Kampfgefühl kann kaum die Rede sein. Kennt man wie ich Battle Operations 2 nicht und hat bis auf Gundam Versus (noch) keine weiteren Gundam-Spiele gespielt, erlebt man beim Betreten des ersten Kampffelds eine Enttäuschung, die dem Paris-Syndrom in nichts nachsteht.

Man erkennt danach wirklich an allen Ecken und Enden, dass die Basis ein optisch und spielerisch in die Jahre gekommenes Free-to-Play-Spiel ist. Vor allem beim Kernelement eines jeden Action-Spieles, den Kämpfen.

Flüssige Kämpfe? Fehlanzeige

Auf dem Papier klingt das Kampfsystem mit seinen Anleihen an das Schere-Stein-Papier-Prinzip durchaus nett, doch es wird unnötig gebremst.

So muss man zum Nachladen stehen bleiben. Auch gibt es die Möglichkeit, sich hinzuknien oder -legen. Das “Tolle” daran? Man kann sich nicht bewegen, der Roboter muss starr auf der Position sein. Nahkampf? Natürlich darf man sich da … nicht bewegen. Es gibt eine Dash-Forward-Nahkampfattacke, um Gegner umzuhauen. Diese lässt sich aber nach Betätigen nicht abbrechen. Drückt man also im falschen Moment und der Gegner weicht aus, muss man erst das Ende der Bewegung abwarten.

Und der Kampffluss wird auch durch das bis zu fünf Sekunden lange Nachladen gestört, da man sich dafür dann oft verstecken muss.

Schwierigkeitsgrad variiert stark

Immerhin darf man während der Missionen verschiedene Waffen- und Munitionstypen auswählen, die Charaktere steigen im Level und es ist wichtig, die Fähigkeiten der Mitglieder während des Kampfes zu nutzen, denn die Kämpfe sind schwer. Man ist praktisch immer in der Unterzahl und bei einer Niederlage muss die komplette Mission erneut gespielt werden. Oft bleibt einem nichts anderes übrig, als sich die Punkte zu merken, an denen die Gegner spawnen, um diese direkt ins Visier zu nehmen. Während man aber jede Mission mindestens zu zweit beginnt, fokussieren sich die Gegner nur auf den Spielenden. Die KI-Kameraden werden weitestgehend ignoriert.

Weitere Probleme schmälern den soliden Ersteindruck

Code Fairy macht es einem aber schon nach gefühlten fünf Minuten schwer,  Vorfreude aufkommen zu lassen. Denn bevor das eigentliche Spiel startet, erscheint eine Art Hub, in dem man das jeweilige Spiel anklickt, neueste Informationen erhält, etc. Das Problem? Es ist alles beim ersten Spielstart auf Japanisch. Standardeinstellung. Erst durch eine kurzen Internetrecherche findet man hersus, wie man das umstellt.

Lösung: Um die Sprache zu wechseln, muss man im Hub die Dreieckstaste drücken und die zweite Option von links auswählen, um auf Englisch (イングリッシュ) zu wechseln.

Damit aber nicht genug: Die Schrift ist auf der PlayStation 5 auf einem 4K-TV viel zu klein! Auch die (englischen) Untertitel während der animierten Zwischensequenzen sind öfters sehr schwer zu erkennen. Eine teilweise fehlende Kontur und helle Hintergründe tun ihr Übriges.

Bedingte Spielempfehlung

Ich möchte das Spiel mögen und weiterempfehlen. Die Anime-Sequenzen sehen gut aus, die Zeon-Perspektive versprach einige interessante Einblicke und der Story-Umfang passt trotz merkwürdiger Veröffentlichungspolitik. Und es ist endlich ein Einzelspieler-Gundam! Aber es will einfach nicht funktionieren. Die Freude, den Zwischensequenzen beizuwohnen und dem Noisy Fairy-Squad dabei zuzuschauen, wie er zu überleben versucht, weicht, sobald man selbst die Kontrolle übernimmt. Zwar kann man über die Grafik hinwegsehen, aber die Kämpfe machen schlichtweg kaum Spaß. Es kommt keine Schlacht-Atmosphäre auf, die Untertitel sind zu klein, die Steuerung ist sperrig und der Schwierigkeitsgrad variiert von Mission zu Mission enorm.

Und trotzdem gibt es diese Lichtblicke. Wenn es um die Story, die Welt von Gundam geht. Die sich immer weiter steigernde Geschichte von Code Fairy. Auch geizt Code Fairy nicht mit Anspielungen auf andere Ableger, der „Fanservice“ kann begeistern. Die Story zeigt, dass man nur ein kleiner Punkt im großen Ganzen ist. Diese Momente werden aber vom schlimmen Gameplay überschattet. Ich bin gespannt, ob es irgendwann mal ein AA-Gundamspiel geben wird. Es wäre dem Franchise wirklich zu wünschen. Gerade Bandai Namco zeigt aktuell, wie Videospiele zu bekannten Reihen funktionieren können, wenn man sich das kommende One Piece Odyssey anschaut. Code Fairy funktioniert auf dem Papier hervorragend, aber vor allem die technische Seite muss endlich größere Sprünge machen, um zu begeistern. So bleibt es weiterhin nur eines der vielen Anime-Spiele, die durchschnittlich sind.

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