Blue Periods Selbstfindung und Leidenschaft zur Malerei

Selbstfindung, Leidenschaft und Leistungsdruck – mit diesen Themen befasst sich Tsubasa Yamaguchi’s Ausnahmetitel Blue Period. Der Manga hat bereits hohe Verkaufszahlen in Japan und mehrere Auszeichnungen erhalten, aber steckt auch etwas dahinter?

Eine Geschichte über Selbstfindung

Der Schüler Yatora Yaguchi spaziert gemütlich durchs Leben. Er hat gute Noten, ohne sich sonderlich anzustrengen und verbringt die meiste Zeit mit seinen Freunden. Doch irgendetwas fehlt ihm. Er weiß nicht so recht, wo er im Leben steht und was ihn antreiben soll. Ist es ein Hobby, ein Karriereziel oder womöglich die Liebe, die ihm fehlt?

Eines Tages sieht Yatora zufällig in der Schule das Gemälde einer anderen Schülerin und entdeckt seine Leidenschaft für die Kunst. Begeistert von dem, was er auf der Leinwand sieht, entschließt er sich, von nun an alles zu tun, um seiner neu gewonnenen Bestimmung nachzugehen. Kurzerhand wählt Yatora das Kunstfach der Schule und tritt trotz anfänglicher Schwierigkeiten einige Zeit später auch dem Kunstclub bei. Sein Ziel ist es, an der staatlichen Kunsthochschule Geidai angenommen zu werden.

Fortan erleben wir einen Schüler, der allerlei Gefühlslagen durchlebt, um seinem Traum zu folgen. Ein wissensdurstiger junger Mann, der alles Gelehrte aufsaugt und zugleich verzweifelt versucht, sich zu steigern und seinen eigenen Erwartungen gerecht zu werden. Nicht selten verliert er dabei sich selbst.

Zeichenstil mit viel Liebe zum Detail

Der besondere Zeichenstil von Tsubasa Yamaguchi wäre bei den meisten Manga vermutlich fehl am Platz. Ungewöhnliche und schrille Charakterdesigns gepaart mit stellenweise komischen Proportionen und Mimiken wirken auf die meisten Leser vermutlich abschreckend. Doch gerade das trägt einen großen Teil zum Charme von Blue Period bei. Die exotischen Merkmale mischen sich nämlich perfekt mit der Ästhetik der im Titel vorkommenden Kunstwerke.

Auch die grandiosen Lichteinfälle und Schattierungen im Manga schaffen eine einzigartige Atmosphäre, die mit „normalen“ Charakterdesigns nicht dieselbe Wirkung hätten. Was ebenfalls besonders hervorzuheben ist, sind die doppelseitigen Highlights, die in fast jedem Band vorkommen. Diese stellen beispielsweise Augenblicke der Motivation oder Verzweiflung eines Charakters dar. In diesen kurzen Momenten schafft es die Zeichnerin, mit einer Doppelseite den Leser komplett in die Gefühlswelt unseres Protagonisten zu entführen und erzeugt damit ein ganz besonderes Leseerlebnis.

Die Gefühlswelt der Charaktere

Die Handlung wird fast ausschließlich aus der Sicht des Protagonisten erzählt. Man kann jeden Gedankengang und jedes Vorgehen von Yatora nachempfinden. Dementsprechend kann der Leser ohne Schwierigkeiten in die Geschichte eintauchen und sie gemeinsam mit dem Hauptcharakter erleben.

Die restlichen Charaktere spielen dennoch eine große Rolle in der Geschichte und werden nicht außer Acht gelassen. Sowohl die Lehrer, denen Yatora auf seinem Weg begegnet, als auch die Mitschüler in den verschiedenen Kunstkursen, begleiten ihn auf seinem Weg. Ob sie ihm helfen zu wachsen, er zu ihnen aufschauen kann oder gar eifersüchtig auf sie ist – jeder Charakter hat seine Daseinsberechtigung und trägt einen Teil zu Yatoras sowohl menschlicher als auch künstlerischer Entwicklung bei. Die seltenen Male, bei denen wir etwas aus der Sicht der Nebencharaktere erleben, sind meist für den Charakter sehr bedeutsame Momente und bieten einen tiefen – wenn auch nur kurzen – Einblick in die Probleme, mit denen sie zu kämpfen haben.

Große Empfehlung für ein Werk, das aktuelle Themen anspricht

Mit Blue Period haben wir ein Werk, das zum Nachdenken anregt und empfehlenswert ist. Der ungewöhnliche, aber passende Zeichenstil in Verbindung mit einer auf Charakteren fokussierten Geschichte sorgt für Freude beim Lesen. Die thematisierten Probleme der Selbstfindung, Leidenschaft und des Leistungsdrucks sind gerade in der heutigen Zeit relevant und werden daher bei vielen Lesern Anklang finden.

Jedoch ist zu bemängeln, dass die am Anfang teils zähen und langen Erklärungen im Kunstunterricht enthalten sind. Man muss sich zunächst durch einige Text-Mauern kämpfen, bevor die Geschichte richtig Fahrt aufnehmen kann. Nach dem ersten Band lässt dies allerdings stark nach, sodass die Folgebände ein viel höheres Potenzial zum Verschlingen haben.

Eine passende Aufmachung in Deutschland

In Deutschland wird Blue Period von Manga Cult im gewohnten Großformat und zu einem Preis von 10,00 € (D) veröffentlicht. Leider enthält die deutschsprachige Veröffentlichung keine Farbseiten, die bei einem Kunst-Manga doch sehr angebracht wären. Erwähnenswert ist das eben genannte Großformat, das für solch einen Titel sehr wichtig ist. Auch die Cover-Designs sind nahe am japanischen Original und wurden sehr gut umgesetzt.

Insgesamt ist Blue Period ein einzigartiges Werk, das durch seine charakterfokussierte Geschichte und seinen unverwechselbaren Stil überzeugt. Folglich kann hier eine klare Leseempfehlung ausgesprochen werden.

 

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