Visual storytelling: Wie Anime durch ‚Show, don’t tell‘ fesseln können

Als Autor oder Produzent einer Serie oder eines Films müssen essenzielle Entscheidungen getroffen werden, die sich subtil auf die Aufmerksamkeitsspanne und den Spannungsbogen jedes Zuschauers auswirken. Das Ziel besteht darin, das zu vermitteln, was man vermitteln möchte – sei es durch das Visuelle, Symbolismus, die Bewegungen der Charaktere oder das Momentum selbst. Dieser Ansatz wird oft als „Show, don’t tell“ bezeichnet.

Erzählstruktur ist wichtig

Eine starke Erzählstruktur ist entscheidend. „Show, don’t tell“ bedeutet, dass ein bestimmter Gegenstand nicht aus der Perspektive des Erzählers (also aus seiner eigenen Sichtweise) beschrieben wird, sondern anhand von Handlungen und Dialogen. Dieser Ansatz soll den Zuschauer/Leser wachhalten und in die Handlung hineinziehen. Hier sind ein paar Beispiele, wie Buchautoren dies umsetzen (Quelle: Wikipedia).

Statt einfach zu berichten, dass Frau Kleinschmidt eine Klatschtante war, sollte der Autor zeigen, wie sie ihren Nachbarn beobachtet, als er in seiner Auffahrt parkt und ins Haus geht. Durch diese Szene kann der Leser die Situation selbst beurteilen und die Charaktere besser verstehen.

Obwohl „telling“ weniger Platz benötigt als „showing“, kann es dennoch in einem narrativen Zusammenhang dazu beitragen, größere Zeitabstände abzudecken. In Anime werden Zeitsprünge häufig durch einen Off-Sprecher erklärt, anstatt sie visuell darzustellen. Um jedoch Drama oder emotionale Momente auszulösen, ist „telling“ nicht der beste Ansatz.

Um die inneren Konflikte am besten zu vermitteln, sollte man mit der betreffenden Person sprechen. In diesem Kontext kann man auch von „Tell, Don’t Show“ sprechen.

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Am Beispiel des Animes Katanagatari – einem weiteren dialoglastigen Werk von Nisio Isin (bekannt für die Monogatari- und Zaregoto-Series) – möchte ich genauer beschreiben, welche Auswirkungen es hat, wenn man das „Show, don’t tell“-Prinzip durch ein „Tell, Don’t Show“-Prinzip ersetzt.

Katanagatari und das „Tell, Don’t Show“-Prinzip

Katanagatari ist ein Titel, der mit dem Zuschauer spielt. Alle Ereignisse, die außerhalb der Anwesenheit unseres Duos stattfinden und nachträglich erzählt werden, sind entweder Lügen, Fehlinformationen oder schlicht Unwissenheit darüber, was wirklich passiert ist. Als Zuschauer muss man selbst entscheiden, was glaubwürdig und vertrauenswürdig ist und was nicht. Die Dialoge im Anime sind verwirrend und manchmal auch irreführend. Die Serie spielt jedoch nicht mit den Erwartungen des Zuschauers.

Katanagatari ist nicht schwer zu verstehen, erfordert jedoch eine gewisse Aufmerksamkeit, um die Details in den Dialogen zu erkennen. Die Art und Weise, wie die Charaktere ihre Dialoge führen, einschließlich der Betonung und des Ausdrucks, ist ein wichtiger Faktor, dem man ständig Aufmerksamkeit schenken sollte.

Auch die Doppelseitigkeit der Charaktere spielt neben dem „Tell, don’t show“-Prinzip bei Katanagatari eine Rolle. Neben den bereits erwähnten Lügen ist man sich bei Charakteren wie Togame nie sicher, wie böse sie in Wirklichkeit ist. Durch ihre selbstsichere Art und die Kontraste zwischen dem, was sie sagt, und ihrem Handeln (Tollpatschigkeit, Kühnheit, etc.) bewegt sie sich immer in einem gewissen Mittelding.

Isin stellt Togame so dar, dass man nie sicher sein kann, was ihre Intentionen sind. Ihre Fähigkeit, andere Charaktere und auch den Hauptprotagonisten zu manipulieren, ist sehr vielfältig. Letztendlich hängt alles von unserer Vorstellungskraft ab, wie wir die Dinge sehen wollen. Wenn, wie bereits erwähnt, ein Charakter über ein vergangenes Ereignis berichtet, sind wir so manipuliert worden, dass wir nicht einschätzen können, was seine Interaktionen in diesem Ereignis waren oder was das Ereignis aus dem Charakter gemacht hat. Wir sehen nur das, was die Person geworden ist, und nicht den laufenden Prozess, wie eine Person wird, wie es in anderen Anime dargestellt wird.

https://www.youtube.com/watch?v=-sXFAt9CkH8

Katanagatari spielt mit dem Zuschauer

Frei nach Alfred Hitchcocks Meinung, dass die Monster, die man nicht sieht, diejenigen sind, vor denen man am meisten Angst haben sollte, ist es das Mysteriöse, das den Reiz von Katanagatari ausmacht. Man sieht beispielsweise, dass eine Person ein Tattoo trägt, um eine Narbe zu verdecken. Diese Narbe hat die Person schon seit ihrer Kindheit, aber das Tattoo ist so gestochen, dass man die Narbe nicht mehr sieht. Die Blockierung der „Entfaltung“ ist ein Punkt, der den Reiz ausmacht.

Zusammenfassend muss man jedoch sagen, dass es auf die Umsetzung der Geschichte ankommt. Sowohl „Show, Don’t Tell“ als auch „Tell, Don’t Show“ haben Vor- und Nachteile, die den Zuschauer effektiv beeinflussen können. Den Mittelweg zu finden, ist das, was eine gute Serie ausmachen kann und sie vor dem Scheitern retten kann.

3 Antworten

  1. Wie du schon gesagt hast, ist es der Mittelweg auf den es ankommt. Allerdings stimme ich dir absolut nicht zu, dass „Tell, don’t show“ der bessere Weg ist um Drama und Emotionen rüberzubringen. Studio Kyoto Animation sind meister darin Emotionen über die Animationen rüberzubringen und für mich schlägt dass deutlich stärker ein als wenn die Charaktere ihre Emotionen einfach erklären würden.

    Ich möchte noch eine kurze Kritik anbringen, die hoffentlich die Qualität deiner Texte stark verbessert. Mach doch bitte eine Korrekturlesung, bevor du einen Text veröffentlichst. Sowohl Rechtschreib- als auch Strukturfehler stören den Lesefluss doch sehr.

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