Ist SPY x FAMILY CODE: White mehr als nur Popcorn-Kino?

Mit SPY x FAMILY CODE: White bringt Crunchyroll gemeinsam mit Sony Pictures am 23. April den ersten Kinofilm zum Franchise in die deutschsprachigen Kinos. Im Rahmen einer Pressevorstellung durfte ich den Abendfüller bereits vorab anschauen, um euch hier von meinen Eindrücken zu berichten.

Keine spoilerfreie Review. Allerdings versuche ich, so wage wie möglich zu bleiben.

Er ist ein Spion. Sie ist eine Attentäterin. Gemeinsam behalten Loid und Yor ihr Doppelleben für sich und geben vor, die perfekte Familie zu sein. Doch ihre Adoptivtochter Anya, eine Telepathin, kennt ihre beiden aufregenden Geheimnisse, ohne dass sie es wissen. Während Loid unter dem Vorwand, mit seiner Familie einen Wochenend-Winterausflug zu machen, versucht, bei seiner aktuellen Mission Operation Strix voranzukommen, erweist es sich als schwierig, als Anya fälschlicherweise involviert wird und Ereignisse auslöst, die den Weltfrieden bedrohen! (Synopsis via Sony Pictures)

Vom Manga- zum Anime-Erfolg

SPY x FAMILY hat eine Bilderbuch-Entwicklung hinter sich. Was als Manga-Erfolg in der japanischen Shōnen Jump+ startete, wurde mit der Anime-Umsetzung der Studios CLOVERWORKS und Wit Studio zu einem internationalen Erfolg. Mit SPY x FAMILY CODE: White folgt nun der nächste Schritt von Japans vielleicht bekanntester Patchworkfamilie, in der alle Mitglieder ein gewisses Geheimnis verbergen.

Kurze Einführung, schnelle Action

Der Movie beginnt mit einer kurzen Einführung der Familie Forger, damit auch Zuschauer, die mit dem Titel bislang nicht in Berührung gekommen sind, in die Geschichte reinfinden. Mit Schein-Vater Loid steht ein Spion aus dem fiktiven Westalis, der in Ostania lebt und einen bestimmten Auftrag zu erledigen hat, im Mittelpunkt. Seine Ehefrau Yor ist eine Auftragsmörderin. Komplettiert wird die Familie von der Gedanken lesenden Anya, die sich als Tochter ausgibt, und dem Pyrenäenberghund Bond. Letzterer kann in die Zukunft schauen, wovon allerdings nur Anya profitiert. Das Besondere an SPY x FAMILY ist, dass alle Figuren versuchen, ihre wahre Identität vor den anderen geheim zu halten.

Bedingt durch Loids Job liegt der Fokus diesmal vor allem auf Anya und ihrem schulischen Erfolg. In CODE: White veranstaltet Anyas Schule einen Backwettbewerb, dessen Gewinner mit einem aus der Hauptreihe bekannten Stellar belohnt wird. Hat der oder die Schüler(in) acht Stellare gesammelt, winkt ein Treffen mit Ostanias Führungselite – darunter eine Zielperson von Loid.

Besagter Wettbewerb veranlasst die Familie Forger also, nach Frigis, in die Alpen von Ostania, zu reisen. Nur in dieser Region gibt es das sogenannte Meremere, das Lieblingsdessert des Direktors – und somit das erklärte Ziel für den Sieg im Wettbewerb. Nebenbei macht sich Yor Sorgen um die Treue von Loid zu ihrer gemeinsamen Scheinehe, während Anya in eine militärische Verschwörung verwickelt wird.

SPY x FAMILY in Über-Überlänge

Um vorweg die Erwartungen richtig einzuordnen: CODE: White fühlt sich wie eine SPY x FAMILY-Episode in Überlänge von 110 Minuten an. Allerdings eine, die man, im Vergleich zu anderen Episoden der Serie, eher als „nettes“ Abenteuer zwischendurch wahrnimmt. Wie für Filme zu erfolgreichen Anime und Manga üblich, erzählt CODE: White eine Nebengeschichte die wenig oder kaum Entwicklung zur Hauptprämisse zulässt. Der eigentliche Plot, jene militärische Verschwörung, nimmt erst in der zweiten Hälfte an Fahrt auf. Dabei bleiben aber sowohl die drei Antagonisten als auch der eigentliche Spionage-Konflikt blass und ignorierbar.

Das wahre Highlight – und weshalb die Reihe auch so beliebt wurde – ist nun mal das Quartett Forger. In Bezug auf den Film sind insbesondere die beiden weiblichen Familienmitglieder Yor und Anya hervorzuheben. Ist gerade Yor in der TV-Serie bisweilen ein Sidekick, werden ihr hier wertvolle Minuten gewidmet, die sowohl ihre Person als auch ihre Kampfkünste in den Vordergrund rücken. Anya dagegen … ist einfach Anya. Wurde sie schon im TV-Anime zum absoluten Publikumsliebling, kann ich versichern, dass Anya-Fans auch in CODE: White auf ihre Kosten kommen werden. Allerdings merkt man, gerade im Vergleich zur TV-Serie oder dem Manga, dass die Familie untereinander viel zu leichtgläubig agiert, wenn es um Ausreden und Argumente der Zufälle geht. Fällt das im Anime oder Manga durch die episodische Erzählstruktur kaum ins Gewicht, wirkt das auf der großen Leinwand umso auffälliger und störender.

Schöner wird SPY x FAMILY nicht

Fans von guten Animationen werden den Film zumindest visuell genießen können. Wie bereits erwähnt, verantworten zwei Anime-Studios die Produktion von SPY x FAMILY. Während beim TV-Anime Wit Studio für die ungeraden Folgen zuständig war, übernahm CloverWorks die mit geraden Zahlen nummerierten Episoden – und den Film.

Hinsichtlich der Produktionswerte gibt es nichts zu beanstanden. Besonders zwei mehrminütige Sequenzen können sich wirklich sehen lassen, diese bilden zugleich den höchsten Erinnerungswert des gesamten Filmes, was sich durch die auftretenden Charaktere und die Comedy verstärkt.

Der Film wurde in japanischer Originalsprache mit deutschen Untertitel gezeigt. Während mit Ruben Grest wieder der von Staffel 1 und 2 bekannte Übersetzer mitwirkte und eine gewohnt sehr gute Arbeit geleistet hat, waren die Untertitel hinsichtlich der Dialogschrift leider unzureichend. Auf Leinwand wirkt die gewählte Schriftart sehr dünn, da keine schwarze Umrandung für den Kontrast verwendet wird. Das macht das Lesen in einer schneebedeckten Umgebung teilweise sehr schwer. 

Ein Spaß für die ganze Spionagefamilie – mit Abstrichen

Alles in allem bietet SPY x FAMILY CODE: White den gleichen Charme und Spaß, den man aus der Serie beziehungsweise dem Manga kennt. Obwohl sich früh abbildet, dass vieles wie eine gestreckte Anime-Episode wirkt, bietet der Film dank der Charaktere genug unterhaltende Momente, um dem Geschehen bis zum Ende interessiert zu folgen. Neben den SPY x FAMILY-Fans werden auch die ihren Spaß haben, die die Anime-Serie oder den Manga (noch) nicht kennen – damit bietet der Film zugleich eine hervorragende Möglichkeit, einmal in die Welt von SPY x FAMILY einzutauchen ohne 13 Manga-Bände oder zwei Staffeln anzuschauen.

Bewertung
Spy x Family Code: White 65%
Solider Abendfüller aus dem SPY x FAMILY-Universum. Fans werden auf ihre Kosten kommen und können einen Punkt dazuaddieren, alle anderen dürften sich über die Leichtgläubigkeit der Familie Forger wundern.

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