In diesem Beitrag beschäftigen wir uns mit kindlichen Charakteren in Anime und fragen uns, was den Reiz ausmacht, solche Altersstrukturen zu verwenden. Außerdem geben wir Empfehlungen in dieser Richtung und untersuchen, warum oft Kinder als Hauptprotagonisten gewählt werden, um Qualen zu zeigen.
Zunächst möchten wir klarstellen, dass dieser Beitrag sich nicht mit der Sexualisierung von Kleinkindern (Lolis) in Anime oder Moeblob-Serien aka „cute girls doing cute things“ beschäftigt. Vielmehr möchten wir eine Frage in den Raum werfen:
Kinder – die Unschuld schlechthin
Kinder spielen in der Realität eine große Rolle, da sie die Zukunft repräsentieren und beschützt werden müssen. Sie sind unschuldig, unerfahren und für ihre Eltern von unschätzbarem Wert. Deshalb wird bei Unfällen oder Verbrechen, bei denen Kinder involviert sind, immer betont, dass es sich um Kinder handelt. Die Eltern wollen immer das Beste für ihr Kind und sie erziehen es dementsprechend. Ich denke, dass jeder, der an seine Kindheit zurückdenkt (hoffentlich waren es positive Erinnerungen), all das bestätigen kann. Doch warum werden statt Kindern keine Heranwachsenden oder Teenager als Protagonisten ausgewählt?
Grundsätzlich kann man sagen, dass Heranwachsende und Teenager die Welt bereits in all ihren Facetten erlebt haben. Sie sind bereits „beschmutzt“, da sie von ihren Eltern auf das Berufsleben vorbereitet werden und ihre erste Liebe erfahren haben, wodurch sie auf eigenen Beinen stehen müssen. Kinder hingegen befinden sich immer noch in der Obhut ihrer Eltern, sofern diese noch vorhanden sind.
Und hier kommt der Clou: Neben der Tatsache, dass die Auswahl junger Protagonisten auch ein jüngeres Publikum anspricht – da es sich vermeintlich um eine Kinderserie handelt -, können die Produzenten dies nutzen, um auch älterem Publikum genügend Spannung zu bieten. Im Folgenden möchte ich über Animetitel sprechen, in denen Kinder als Protagonisten auftreten. Dabei handelt es sich um Serien, bei denen man zunächst nicht sicher ist, ob es sich um eine heitere Serie handelt oder ob eine Überraschung auf die Zuschauer wartet.
Puella Magi Madoka Magica
Wie bereits in meinem Beitrag über die Architektur von Serien wie Madoka Magica erwähnt, sieht man zunächst eine Hauptprotagonistin, die sich in der Mittelschule befindet, zusammen mit ihren Freundinnen. Jedes Mädchen lebt ein unschuldiges Leben mit seinem gewohnten Rhythmus – bis die Anfrage aufkommt, ob man einem Vertrag zustimmen würde, um ein Magical Girl zu werden. Magical Girl bedeutet hier jedoch nicht wie in der Realität eine Art Prinzessin, die sorgenlos lebt und liebt. Nicht nur mit der Tatsache konfrontiert, dass man mit seinem geäußerten Wunsch Leben zerstören kann, muss man auch Verpflichtungen nachgehen, auch wenn diese einem anfangs gefallen und Spaß machen. Dieses Erfahren der Lernkurve und Routine ist etwas, das nur mit einem Kind als Hauptcharakter möglich ist. Erwachsene Personen würden rationaler denken und jeden Schritt oder Wunsch genau überlegen – Dinge, die die Hauptcharaktere in Madoka Magica nicht getan haben. Sie haben sich von ihrem kindlichen Eifer, ihrer Unbesonnenheit und Unerfahrenheit leiten lassen.
https://www.youtube.com/watch?v=70MlhVkOxz0
Bokurano
Der Cast in Bokurano ist riesig und jeder Charakter hat eigene Eigenschaften, mit denen die anderen zurechtkommen müssen. Der Druck und die Tatsache, dass ein Fehler das Leben ALLER kosten kann, erschweren die Situation zusätzlich. Da es nur eine spärliche Einleitung zur Situation gibt und die einzige Person, die rational denkt, früh verschwindet, sind alle Kinder mit dem Druck überfordert. Die inneren Konflikte jedes Charakters in Verbindung mit dem Druck der Öffentlichkeit (die Welt muss gerettet werden) führen zu einer Konfrontation verschiedener Welten. Als Erwachsener wäre es in der Situation von Bokurano ebenfalls schwer, aber die inneren Konflikte könnten besser gelenkt oder gesteuert werden.
Alien Nine
Alien Nine zeigt erneut, dass Kinder eine völlig andere Wahrnehmung haben können als Erwachsene und die Serie ohne diese Kinder nicht so funktionieren würde. Alien Nine wurde bereits mehrere Jahre vor Madoka Magica, aber nach Neon Genesis Evangelion veröffentlicht und zeigt, dass vieles nicht so scheint, wie es eigentlich sein sollte. Während die Serie anfangs einem „jeden Tag ein Monster“-Prinzip folgt, geht sie ab einem bestimmten Punkt in eine andere Richtung. Die drei Hauptcharaktere sind charakteristisch nicht unterschiedlicher, aber alle mit derselben Aufgabe betraut – mehr oder weniger freiwillig. Alien Nine zeigt, dass man sich jeder Aufgabe stellen sollte, auch wenn man nicht will.
Weitere Erwähnung, in welche Kinder eine große Rolle spielen:
Mugen no Ryvius, Higurashi no Naku Koro ni, Serial Experiments Lain, Gakkougurashi!, Made in Abyss, Mahou Shoujo Ikusei Keikaku
5 Antworten
Ich habe Bokurano und Alien Nine zwar nicht gesehen, aber ich bin mir nicht ganz sicher ob ich die Protagonisten von Madoka Magica wirklich als Kinder bezeichnen würde. Wohl eher als junge Jugendliche. Ich denke immer noch, dass der entscheidende Faktor dafür warum so viele Charaktere im Bereich AniManga so jung sind ist, dass praktisch jeder Zuschauer irgendeine Verbindung zum Thema Adoleszenz knüpfen kann. Damit hat man eine einfache Möglichkeit so viele Zuschauer wie möglich dazu zu bewegen Gefühle zu zeigen. Simpel aber effektiv.
Rein nach dem was gezeigt und geschrieben wird – Mittelschule, Madoka ist 14, denke ich nicht das es damit „getan“ ist. Neben den Gefühlen (welche ja auch so cute girls Anime so beliebt macht) denke ich, wollen die Macher in einer gewissen Art schocken. Schließlich kann man schlecht Kindern in der fortschrittlichen Welt (mal dritte Welt-Länder ausgenommen) solche Gräueltaten zutrauen.
PS: beide Serien lohnen sich! Alien Nine hat nur vier Folgen, die sind aber klasse!
Ich stimme dir natürlich zu, dass der Schockfaktor eine grosse Rolle spielt. Wenn jungen Charakteren – vorzugsweise Mädchen – etwas schlimmes passiert, dann trifft das normalerweise härter als wenn es eine Erwachsene Person ist. In dem Punkt stimme ich deinem Beitrag auf jeden Fall zu. Ich dachte nur der Punkt der Adolszenz wäre es wert hinzuzufügen.
Ich habe Alien 9 sogar schon auf meiner PTW Liste, nur die ist so lang, dass ich wohl nie dahin kommen werde.
Ich schaue mal wie ich den einbauen kann!
Denk bei Alien Nine als längeren Film, das geht dann um so schneller.
Ich fürchte ja, dass der Hauptgrund für Kinderhelden der ist, dass man, vor allem in Japan, Erwachsenen jegliche Individualität und ‚Ungeradheit‘ wegnimmt und deshalb nur Kinder als verletzliche, unsichere, unwissende Protagonisten in Frage kommen – obwohl das bei Erwachsenen irl genauso zutreffen könnte.
Davon ab sind aber einige meiner Lieblings-Anime von der Marke ‚Kinder X Ernst‘, sogar meime absolute Nummer 1: Fantastic Children! Dann naturlich auch Now and then, here and there. Und sogar Peter Pan no Bouken, das früher im dt. TV lief, passt dazu.