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Japan Expo 2019: Ein Erlebnisbericht

Ein Messebericht über Europas größte Japan-Messe.

Japan Expo Paris
Das erste, was die regulären Besucher beim Eintritt sehen ist ein Torii.

Seit 20 Jahren existiert die Japan Expo in Paris. Für das Jahr 2019 wurde nun also zum 20-jährigen Jubiläum eingeladen. Was gibt es besseres für zwei deutsche AniManga-Fans zu tun als die größte europäische Messe für japanische Popkultur zu besuchen? Ein Reisebericht aller vier Messetage.

Von großen Menschenmassen über Lizenzneid und vieles mehr.

Eine Übersicht

Für die 20. Ausgabe, die vom 4. bis zum 7. Juli 2019 im Paris-Nord Villepinte Exhibition Center stattfand, haben die Veranstalter keine Kosten und Mühen gescheut. Vorab hat sich die Messe so gelesen:

  • Über 680 Veranstaltungen innerhalb der Messe
  • Verschiedene Veranstalter aus Europa, neben französischen und japanischen Ausstellern sogar welche aus Deutschland! Hierunter unter anderem klassische Workshops, Videospielstationen, traditionell japanische Showeinlagen, eSport-Matches, Vorführung japanischer Kampfsportarten: es ist wirklich für jeden Fan etwas dabei!
  • Ehrengäste aus der kompletten japanischen Popkultur. Von Mangaka über Animatoren zu Illustratoren und Gamedesigner, Musiker uvm.

Welche Ehrengäste waren beim Jubiläum dabei?

  • Aya Hirano
  • Ai Otsuka
  • Di Nian Miao (Mangaka von Magmell of the Sea Blue)
  • Tony Valente (Mangaka von Radiant)
  • Gô Nagai (Schöpfer von Devilman, Cutie Honey)
  • Leiji Matsumoto (Schöpfer von Space Captain Harlock, Interstella 5555: The 5tory of the 5ecret 5tar 5ystem)
  • Bioman TV-Reunion mit allen Schauspielern
  • Rie Aruga (Mangaka von Perfect World)
  • Tsuyoshi Takaki (Mangaka von Black Torch)
  • Yoshiyuki Tomino (Schöpfer vom Mobile Suit Gundam-Franchise)
  • Yoko Takahashi (Sängerin vom NGE-Opening
  • uvm.

Zum Ablauf für Signierstunden oder den Meetings mit den Ehrengästen lässt sich folgendes sagen:

Signierstunden oder Meetings mit den Ehrengästen werden entweder im First Come, First Serve oder per Lotterie-Verfahren vor Ort verteilt. Bei der Lotterie muss man die Tickets an einem PC einscannen lassen und man erfährt, ob es einen Grund zur Freude oder Enttäuschung gibt. Hat man eine Niete gezogen, ist erst am nächsten Tag eine neue Ziehung möglich. Möchte also ein Fan zum Beispiel am Freitag zu zwei Signierstunden und hat bei einer eine Niete gezogen, kann er nicht mehr sein Glück beim anderen Ehrengast versuchen. Erst am nächsten Tag ist ein neuer Anlauf möglich.

Was für Premieren konnte man erleben?

  • Europapremiere vom Saga of Tanya the Evil-Movie
  • Weltpremiere der ersten Vinland Saga-Folge
  • Poster-Reveal vom neuen Neon Genesis Evangelion-Film (simultan mit der Anime Expo in den USA)
  • 10 Minuten Preview des 2020 erscheinenden Neon Genesis Evangelion 3.0 + 1.0 Filmes
  • Promare Europapremiere
  • Bioman-Reunion
  • uvm.

Preislich gab es für die Messetickets die volle Bandbreite. Von 14 Euro (einzelne Tagestickets) bis hin zum 300 Euro Superdeluxe-Ticket ist hier alles dabei. Wir entschieden uns für das Zen-Ticket (p. P. 104 Euro). Das Zenticket hatte folgende Vorteile:

  • Einlass um 8:30 Uhr (regulärer Tagesticketkäufereintritt ist um 10 Uhr)
  • verkürzter Weg zu den Bühnen
  • Goodiebag (dazu später mehr)
  • Messegelände kann unendlich oft verlassen werden (ansonsten gilt: einmal Gelände verlassen, Ticket nicht mehr gültig.)
  • Man kann bereits am Mittwoch (einen Tag vor Öffnung) seine Zen-Tickets vor Ort abholen.

Bevor ich mich nun der Messe widme, noch einige Worte zur Organisation, falls ihr ebenfalls vorhabt die Messe in naher Zukunft zu besuchen.

  • Das Paris-Nord Villepinte Exhibition Center liegt in der Stadt-Zone 5, falls ihr Zugtickets kaufen müsst.
  • Kauft unbedingt eure Tickets (Hin- und Rückweg) einen Tag bevor ihr die Messe besucht. Am Bahnhof Paris-Nord Villepinte Exhibition Center gibt es nur ungefähr 8 Ticketautomaten -> lange Wartezeiten, vor allem wenn man zum Messeschluss die Expo verlässt. Die Tickets gelten erst, wenn diese im Bahnhof gestempelt werden. (Paris besitzt ein ähnliches Ticketsystem wie Japan)
  • Paris besitzt zwei Hauptbahnhöfe – Gare de l’Est (Ostbahnhof) und Gare du Nord (Nordbahnhof). Der RER zum Messebahnhof fährt nur vom Nordbahnhof ab. Hier gibt es ebenfalls nur wenige Ticketautomaten!
  • Getränke und Essen mitnehmen ist erlaubt! Die Japan Expo bietet eine große Preisspanne, was Essen und Getränke angeht, allerdings kann man dies vorbeugen, wenn man selbst etwas mitnimmt. Im Gegensatz zu anderen Messen ist auch bei den Flaschengrößen keine Grenzen gesetzt. Ungewohnt: In Frankreich existiert kein Pfand.
  • Es gibt kein Programmheft aus Papier! Alles läuft über die (auch Offline-funktionierende) App und Webseite. Bedeutet: Powerbank mitnehmen für Handyvielnutzer!

Nun zum Ablauf!

Mittwoch, 03.07.2019

Wie bereits erwähnt konnten Besitzer von Zentickets (und jene, die „bessere“ Tickets gekauft haben) am Mittwoch diese Tickets abholen und aktivieren. Schon auf dem Weg zur Messe konnte man dem Manga-Hype nicht entkommen:

Bereits an den Bahnhöfen nahe der Messe erblickte man solche Werbebanner.

Die Abwicklung lief reibungslos, man musste seinen Ausweis sowie die Quittung/QR-Code vorzeigen. Sehr löblich: Es gab auch Mitarbeiter, die deutsch konnten, was einige Fragen klären konnte. Nach ca. 30 Minuten waren wir fertig mit allem und hatten die Tickets in den Händen.

Donnerstag 04.07.2019

Trotz aller Früh (wir waren um ca. 7:40 Uhr am Messegelände) ist man überrascht, wie viele Menschen noch vor Öffnung der Einlasshalle bereits anstanden. Um 8:00 Uhr ging dann das Tor auf  und wir wurden in die nächste Halle geleitet: Taschen- und Personenkontrolle (ging schnell und unkompliziert von der Hand), danach den Weg zur richtigen Ticketpforte finden. Es waren Teppiche in Regenbogenfarben ausgelegt, die die jeweiligen Ticketbesitzer an die richtige Warteschlange wiesen. Man erkannte hier schon den ersten Unterschied zu den gängigen Messen in Deutschland. Alles war farblich markiert und man konnte sich somit richtig gut orientieren – so schien es.

Viele mussten noch ihr Ticket aktivieren, dies blieb den Leuten, die ein Zenticket (oder aufwärts) am Mittwoch aktivierten, erspart.

Um 8:40 Uhr war es dann endlich so weit: Die Türen öffneten sich und wir wurden in die nächste Halle geleitet: die endgültige Kontrolle: Man musste sein (Zen)Ticket vorzeigen und einscannen lassen. Nach ein paar weiteren Schritten kamen wir endlich an der Halle an und der erste Anblick war diese Aussicht:

Erster Eindruck? WOW!

Und was soll man sagen? Wenn jemand ausschließlich deutsche Anime-Conventions kennt, ist bei dieser Größe schlichtweg überwältigt. Und damit kommen wir nun zur Hauptbeschäftigung am Donnerstag: sich richtig zu orientieren.

Die Bühnen und Hauptknotenpunkte waren zwar farblich sortiert, und man konnte dieser Beschilderung auch einfach folgen. Trotzdem musste man öfters zur App zugreifen (WLAN gab’s kostenlos). Diese gibt es auch auf Englisch und so stand/saß man erst einmal rum um sich einen Überblick zu schaffen.

  • Wo sind die Bühnen?
  • Wie gelangt man zu Stand X und Y?
  • Wo sind die Signierstunden, die Meet&Greets?
  • usw.

Natürlich wäre es sinnvoll gewesen, sich die Pläne auch vor der Expo genauer anzuschauen – vor Ort ist das aufgrund der Größe allerdings schwieriger als man glauben mag.

Der Messestandort

Die Messe lässt sich in mehreren Teilbereichen einordnen

  • Marktstände
  • Cosplay-Bereich
  • Gaming-Bereich
  • „interaktiver Bereich“
  • Japanische Kultur (+ separate Verkaufsstände)
  • Fressmeilen
Die Japan Expo im Detail.

Das ist vor allem eins: viel Laufarbeit! Gerade die Orientierung war bei den Menschenmassen um einiges schwieriger, doch viele Messestände waren so groß und nicht übersehbar, weshalb man sich schnell einige Fixpunkte machen konnte.

So oder so haben wir uns alles weitere für den Freitag und die kommenden Tage aufbewahrt. Bis auf einzelnen Merchandise und einigen kostenlosen Goodies haben wir auch nichts mitgenommen.

Freitag, 05.07.2019

Nach Ankunft (und dem ersten Messekaffee) ging es zunächst zum Anmeldestand für die Signierstunden/Meet&Greets (auf der Messe Sumire genannt). Mehrere Reihen Wartebereich begrüßten uns da und fein säuberlich wurden auf Monitoren die Ehrengäste aufgelistet.

Ich versuchte mein Glück bei Aya Hirano, während meine Freundin  für Yoko Takahashi anstand – ich hatte die erste Niete, während sie Glück am PC hatte. Wie bereits erwähnt, war es dann für uns, nicht mehr möglich weitere Ehrengäste zu treffen bzw. an einem Losverfahren hierfür teilzunehmen.

Nichtsdestotrotz gingen wir zum Zeichnen- bzw. Q&A-Panel von Go Nagai, dem Schöpfer von u.a. Cutey Honey und Devilman. Neben einer Vorstellung zu seinen Werken und dem Live-Zeichnen, gab es dann eine Überraschung (sowohl für uns, als auch für ihn). Nagai bekam den „Ordre des Arts et des Lettres“ im Rang des Chevaliers überreicht. Dieser Orden wird an Personen verliehen, die sich durch ihr Schaffen im künstlerischen oder literarischen Bereich oder durch ihren Beitrag zur Ausstrahlung der Künste und der Literatur in Frankreich und in der Welt ausgezeichnet haben.

Nach seinem Panel kam er die französische Ehrenmedallie überreicht – sichtlich nach bei den Tränen.

Danach sind wir weiter durch die Hallen geschlendert und haben genauer die verschiedenen Stände begutachtet. Was mir aufgefallen ist, werde ich in einem späteren Absatz genauer beschreiben. Entdeckt haben wir Ausstellungsräume zu Mobile Suit Gundam, Black Butler, Space Pirate Captain Harlock. Gerade die Vernissage von Mobile Suit Gundam, bei der man in einem Mini-Theater diverse Gundam-Folgen, als auch die Weltpremiere vom Gundam Reconguista in G-Film beiwohnen konnte, war einen Besuch wert. Es wurden viele Gunpla-Modelle, Skizzen, Prototypen uvm. gezeigt.

Jugendschutz? Kaum vorhanden

Außerdem fiel uns auf, dass im Gegensatz zu deutschen Messen der Jugendschutz ein bisschen lockerer bei den Franzosen gesehen wird. Sämtliche Figurenhändler haben unzensiert Figuren präsentiert, die in Deutschland entweder gar nicht aufgestellt werden durften oder zensiert werden mussten. Auch Figuya war mit diversen H-Figuren präsent. Interessant ist auch, dass Hentai in Frankreich so beliebt sind, dass es einen riesigen Stand hierfür auf dieser riesigen Messe gab, alles natürlich auch unzensiert. Sogar der Hentai-Manga Emergence/Métamorphose wurde lizenziert (?????) und dort zum Verkauf gestellt. 

Und wenn wir schon dabei sind: auch in der Künstler-Allee gab es neben deutschen Artists auch einen großen Unterschied zu Deutschland: Es dürfen Fanartikel zu bekannten Serien offen verkauft werden. Das ist in Deutschland ein ziemlich großes Thema, es gibt vieles, was dafür spricht und einiges, was dagegen ist.

Musikalisch machten wir dann noch einen Abstecher zur Yuzu-Stage – Mika Kobayashi (Sängerin unter anderem vom Attack on Titan-Soundtrack) hatte ein 30-minütiges Konzert gegeben. War sehr cool, auch wenn viele ihrer Nicht-Anime-Lieder echt gleich klangen.

Das erste Seiyuu-Konzert!

Am Ende des Tages gab es dann ein weiteres Highlight für mich – ein Konzert von Aya Hirano, der Synchronsprecherin u.a. von Haruhi Suzumiya und Lucy von Fairy Tail (für die, die Haruhi nicht kennen, lel). Es war auch das erste Konzert einer Anime-Synchronsprecherin für mich, und das französische Publikum war wirklich das Equivalent zu den Bildern, die man vor allen in japanischen Konzerthallen kennt (ausrastende Männer mit ihren Knicklichtern). Hirano ist ja vor allem durch die Rolle der Haruhi Suzumiya und dem Klassiker God Knows bekannt:

Das Lied live zu hören war super! Schade war lediglich, dass keine Band vorhanden war und alles bis auf die Stimme von der Aufnahme war – der Freude beim Zuhören tat dies allerdings keinen Abbruch. Nach 30 Minuten und mehreren Liedern war dann Schluss und wir um eine Erfahrung reicher! Am Abend haben wir dann noch die Premiere des Saga of Tanya the Evil – the Movie’s mitgenommen – die Serie war jetzt nur so Okay für mich, weshalb ich keine großen Erwartungen hatte. Der Film war auch nur okay, nettes Popcorn-Kino eben. Wer die Serie also mochte, wird auch hier seinen Spaß haben.

Samstag, 06.07.2019

Der NGE-Stand und das dazugehörige Poster.

Am Samstag, dem im Vergleich zu den Vortagen vollsten Messetag war ALLES im Zeichen von Neon Genesis Evangelion 3.0 + 1.0. Während schon am Donnerstag zeitgleich mit der Anime Expo in Los Angeles das Filmposter veröffentlicht wurde, war es Zeit, die ersten 10 Minuten des Filmes zu sehen. Für viele war das der einzige Grund die Messe zu besuchen, was man auch an dem großen Zuschauerandrang merkte. Wir haben uns für dieses einstündige Event bereits zwei Stunden vorher angestellt, um einen guten Sitzplatz zu bekommen. Währenddessen gab es unter anderem das französische Crunchyroll-Panel, bei dem man u.a. die ersten 10 Minuten vom kommenden Anime In/Spectre sehen. Diese waren sehr unspektakulär. Nach dem Crunchyroll-Panel gab es einen Live-Auftriff von Mika Kobayashi und der Showgruppe Kamui. Kobayashi sang das Kill la Kill Theme. Das Esprit Japon genannte Panel hatte neben beiden Künstlern noch Auftritte von miwa und Ai Otsuka. Das Ganze wurde durch Gewinnspiele aufgelockert, bei dem wir neben einem von der japanischen Künstlerin miwa unterschriebenem Ball zugeworfen bekamen. Diesen konnte man dann bei Vorzeigen in einen kleinen Süßigkeiten-Goodiebag umtauschen. Das Panel war locker und recht spaßig, doch man merkte, dass viele nur für das kommende Highlight da waren:

Und dafür wurde einiges bereits im Vorfeld angekündigt. Während Yoko Takahashi zunächst mit dem Opening A Cruel’s Angel Thesis sowie dem Ending Fly Me To The Moon einheizte, gab es einen Überraschungsgast: Shinji Ikaris japanische Synchronsprecherin Megumi Ogata wurde eingeladen. Außerdem gab es eine Videoaufzeichnung von Hideaki Anno, dem kreativen Kopf hinter Neon Genesis Evangelion welcher sich entschuldigte, dass der Film auf sich so lange warten lässt und wir viel Spaß damit haben sollen. Zu den 10 Minuten des Filmes kann man sagen, dass man storytechnisch eigentlich nichts erfährt. Diese sind sehr actionreich gehalten und man weiß nun, weshalb u.a. Paris als Screening-Ort ausgewählt wurde (bzw. das Poster den Eiffelturm abbildet). Die 10 Minuten machen jedenfalls Lust auf mehr!

Wir mussten unseren Sitzplatz nicht verlassen, denn anschließend gab es die Weltpremiere der ersten Folge von Vinland Saga! Der Anime hatte am Sonntag seinen Einstand im Simulcast über Amazon Prime gemacht, doch war es sehr cool, einen Tag vorher eintauchen zu können. Und was soll man sagen? Es ist und war ein erwartetes Highlight.

Danach ging es durch die komplette Messe, um noch den Black Torch-Mangaka beim Live-Drawing zuzuschauen.

Am Abend dann eine weitere Premiere: PROMARE, der neueste Film vom Studio TRIGGER! feierte seine Europapremiere. Und auch hier kann man sagen: sehr guter Film! Typisch Trigger, absolut überdreht. Hier gilt das Kredo „Style over Substance“.

Sonntag, 07.07.2019

Der letzte Messetag wurde nun genutzt, um Merchandise zu kaufen und den Messealltag ausklingen zu lassen. Zunächst stellten wir uns wieder für Signings an, ich bekam erneut bei Yoshiyuki Tomino (Gundam-Schöpfer) eine Niete – meine Freundin hingegen konnte beim Magmell of the Sea Blue-Mangaka ein weiteres Erfolgserlebnis verbuchen. Der Mangaka war erstaunt, dass es auch Fans in Deutschland gibt und war sichtlich erfreut darüber.

So oder so gingen wir bereits mehrere Stunden vor Messeende ins Hotel und haben noch einmal Paris erkundet. Damit war das Erlebnis Japan Expo beendet.

Messefazit – wie war die erste Japan Expo?

Nun, was muss man über die Japan Expo sagen? Grundsätzlich ist es definitiv eine Reise wert. Die vielen Stände, schiere Auswahl oder das abwechslungsreiche Programm sucht man auf deutschen Messen vergebens. Es wird wirklich für jeden Japan-Fan etwas geboten, auch für diese die nichts mit der japanischen Popkultur zu tun haben.

Es gab selten Momente, bei der man merkte „ah, gut, jetzt sind es zu viele Menschen“. Die Messehalle war sehr gut klimatisiert, man konnte überall Essen und Trinken kaufen und auch die Sauberkeit war vorbildlich.

Trotz der Größe zeigt die Messe allerdings auch, wie groß der Unterschied zwischen dem deutschen und französischen Markt herrscht. Es gab beinahe jeden Tag mehrere Momente, wo wir uns dachten: „Boah, cool! In Deutschland haben wir Titel XY nicht!“, „Ich wünschte es gäbe den Titel in Deutschland, aber der wird eh nie kommen..“ oder „Was für eine tolle Aufmachung Edition Y hat! So sieht unsere deutsche nicht aus!“

Vor der Japan Expo, während des Pariskurzurlaubs sozusagen, waren wir in einer Straße, bei der es mehrere Comic- und Mangaläden gab und man konnte schon ahnen, was es ausmacht die japanische Anime/Manga-Kultur früh „anzuerkennen“. Gerade der französische bzw. italienische Vorstoß mit dieser Akzeptanz ist etwas, was uns verwehrt blieb und man im Vergleich so hinterherhinkt. Natürlich hat auch der französische Anime/Manga-Markt seine Probleme, doch hierfür müsste ich mich damit besser befassen.

Zwei total unterschiedliche Märkte

Und das Dauerthema Anime bzw. deren Preise, gerade im Vergleich? Nunja….

  • One Piece Boxen, 130 Episoden in einer „Limited Edition“. Preis? 70 Euro
  • HunterXHunter (2011), alle 148 Episoden in einer Limited Edition. Preis? 90 Euro.
  • Overlord? Pro Staffel 30 Euro.
  • Welcome to the NHK Collector’s Edition (DVD), 30 Euro.
  • Ancient Magus Bride als Collector’s Edition? Blu-Ray, 55 Euro.

Das ist nur ein kleiner Vergleich, auch die aktuellen One Piece-Boxen werden in Frankreich in den Deutschland bekannten 15 Episoden-Boxen verkauft. Wie auch in Deutschland darf man in Frankreich nur die französische Synchronisation bzw. Untertitel anbieten. Für Sparfüchse, die des französischen mächtig sind evtl. eine gute Alternative.

Und von den ganzen Manga, die bei uns entweder abgebrochen oder nur mäßig laufen möchte ich gar nicht anfangen! Oder die Light Novels! Zwar deckten sich einige Line-Ups auch mit dem deutschen SEHR stark überein (Altraverse und Kurokawa z.B.), doch war es faszinierend zu sehen, wie große Titel dort die Beachtung bekommen haben, die sie es verdient haben.

Auch Negativpunkte vorhanden

Ist also alles super? Mitnichten. Diese Punkte mögen zwar im Vergleich klein sein, aber unerwähnt bleiben sollten sie nicht.

  • Der Goodiebag war eine Enttäuschung. Es gab lediglich mehrere Flyer, einen Button, Fächer und Sticker inkl. Stofftasche.
  • Sprache: zwar konnten 95% der Leute mit denen wir gesprochen haben, englisch, war es aber gerade bei den Programmpunkten schwer mitzukommen, da diese nur auf Französisch gehalten wurden. In Deutschland kann ich damit leben, weil es hier maximal 100.000 (gemischte) Besucher auf einer Messe wie der MCC gibt. Auf der Japan Expo 2019 tummelten sich (ungefähr) 250.000 Japanbegeisterte aus aller Welt. Da hätte ich gerne erwartet, dass es zumindest Q&As auf englisch gibt.
  • Die Übersicht ging schnell verloren. Zwar gab es viele Wegweiser und auch Guides, die durch die Messehalle gingen, so musste man allerdings oft auf das Handy starren und stehen bleiben – es gab ja keine Karte, alles lief per App.
  • Viele Stände und deren Artikel kennt man auch aus Deutschland (Ahegao-Shirts, Kissen, Plüsch, Fake-Dakimakuras, Lootboxen uvm…)

Alles in Allem kann ich den Besuch zur Japan Expo empfehlen. 4 Tage sind zwar trotz des abwechslungsreichen Programmes zu viel, aber für einen 2-Tagestrip (Donnerstag und Freitag) eignet sich die Messe super. Gerade bei Gesprächen mit den heimischen Fans sagten allerdings auch viele, dass so ein Lineup, wie es bei der Japan Expo 2019 gegeben hat einmalig war.

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