Blick hinter die Kulissen der Anime-Produktion 1/2

Mit diesem Teil möchte ich eine Auflistung präsentieren, welche Jobs bzw. Menschen an einer Anime-Produktion beteiligt sind. Dazu biete ich zu jedem Beruf eine ausführlichere Erklärung.

Teil zwei meiner Reihe „Die Produktion eines Anime

Original Creator (Gensakusha, 原作者 )

Wie der Name bereits vermuten lässt, verbirgt sich hinter dieser Bezeichnung der ursprüngliche Autor (Light Novel, Manga, Videospiel) bzw. die Person, auf deren Grundidee die Serie basiert.

Director (Katoku, 監督)

Der Director, auch Leiter genannt, ist die Person, die die Übersicht über das komplette Projekt besitzt. Der Leiter gibt sozusagen den Ton an und entscheidet großflächig darüber, wie eine TV-Serie oder ein Film am Ende aussehen wird. Hierfür fertigt er Storyboards an, welche die wichtigsten Szenen (Tod von Charakteren, Storytwists, usw.) visuell darstellen und somit ein Leitfaden sind.

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Storyboard aus Kizumonogatari I

Diese Storyboards bieten verschiedene Informationen über die Szenen wie

  • Dialoge
  • Musikuntermahlung
  • Kamerapositionen

Wie bereits erwähnt, dienen diese Storyboards als Basis für Bereiche wie zum Beispiel die Animatoren, woraufhin Keydrawings (diese repräsentieren die Extremen der charakterlichen Emotion, d.h. Weinen, Wut, etc. oder Laufanimation) angefertigt werden. Je nach Fähigkeit oder (menschlicher) Art des Directors sind die Storyboards verständlich und detailliert gezeichnet oder sehr karg und minimal gehalten. Es gibt kein Musterbeispiel dafür, wie ein Storyboard auszusehen hat.

Animation Director / Technical Director (Enshutsu, 演出)

Einer der schwierigsten Aufgaben in der Animeindustrie hat der technische Direktor zu meistern. Der technische Direktor ist das Bindeglied zwischen dem Produktionsteam und dem Leiter des Projektes. Er ist verantwortlich für die Kontrolle und dient als Aufsicht seitens der Leitung für die Produktion. Vom Grundgerüst der Geschichte bis zur finalen Erstausstrahlung der ersten Folge ist er derjenige, welcher die komplette Kontrolle über das Projekt besitzt. Er kontrolliert die (animierten) Zeichnungen, sobald diese fertig gezeichnet sind, setzt diese, bevor es weiterbearbeitet wird, und dirigiert die Soundmischung sowie Abmischung der Synchronsprecher. Je nach Firma unterscheidet sich natürlich der Aufgabenbereich, und auch von Serie zu Serie kann sich dies unterscheiden. Je nachdem, wie der Aufgabenbereich des Projektes ist, ist der technische Direktor das Mädchen für alles und erledigt alle essenziellen Aufgaben (und der Leiter schaut zu), aber er kann auch der Sündenbock für alles sein, wenn alles schief geht. Bei größeren Produktionen gibt es natürlich mehrere technische Direktoren, welche dann auch mehrere Assistenten haben. Man muss sowohl von der Art der Herstellung eines Anime Ahnung haben als auch den künstlerischen Aspekt einer Serie verstehen, um in diesem Beruf

Charakter Designer

Wie der Titel bereits suggeriert, erstellt der Charakterdesigner die Charaktere der Serie. Ha! Zwar mag es zunächst einfach klingen, da ja anscheinend nur Kreativität gefragt ist – falsch gedacht. Je nach Projekt und Studio bekommt ein Charakterdesigner gewisse Freiheiten bei der Charaktererstellung, doch oft müssen sie sich detailliert an die Anweisungen der Leitung, Originalautoren sowie Sponsoren und Produzenten halten. Ein Charakterdesigner erstellt dabei ein Settei, ein Paket mit verschiedenen Charaktermodellen, bei denen mehrere Kleidungsoptionen zur Auswahl stehen.

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Ein Charaktersettai aus Yozakara-Quartet.

Ein Charakterdesigner sollte solch ein Paket so umfangreich wie möglich gestalten, damit die Animatoren später schneller animieren können – zum Leidwesen des Animations Supervisors (siehe unten).

Animation Supervisor (Sakuga Kantoku, 総作画監督)

Ein Animations Supervisor, oder auch auf Deutsch Animationsbetreuer, ist die betreuende Person, welche die Schlüsselanimationen (Key Drawings) kontrolliert und absegnet. Veränderungen können dadurch passieren, dass die Charaktermodelle den jeweiligen Animationen angepasst werden müssen. Meistens sind die Animationsbetreuer gleichzeitig auch Charakterdesigner, da dadurch Kosten eingespart werden können und jeder Supervisor gleichzeitig die Kontrolle über die Charaktere behält. Eine weitere Aufgabe der Supervisors ist es, den Figuren im Hintergrund ein Gesicht zu geben bzw. sie zum Leben zu erwecken.

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Schlüsselzeichnung (oben) mit anschließender Korrektur (unten)

Übrigens: Die Cameo-Auftritte vieler Animecharaktere aus anderen Serien und dabei oft sehr lustig sind erfolgen aus einem einfachen Grund: den Supervisoren ist oft einfach langweilig oder sie wollen einen Seitenhieb auf jeweilige Produzenten der TV-Serie machen. Oder weil die einfach Bock drauf haben.

Key Animators (genga, 原画)

Die Schlüsselbildanimatoren (auch geschlechtergleich Gengamen genannt) arbeiten vom Storyboard an, um Layouts zu kreieren. Diese Layouts definieren die „Größe“ der Szenen, Kameraframes sowie -positionen, wo Charaktere stehen und wie die Hintergründe auszusehen haben. Nachdem das Layout genehmigt wurde, setzen sich die Schlüsselbildanimatoren an die Key Drawings der jeweiligen Szene und senden diese an die Direktoren und den Animations Supervisor (siehe oben). Diese Zeiterfassung (oder X-Sheet bzw. Expositionsblatt) wird ebenfalls von den Schlüsselbildanimatoren fertiggestellt und definiert die Bewegung und das Timing der Szene und wird für jedes Frame oder Bild des Films/der TV-Serie gemacht.

Tweening (inbetweening, douga, 動画)

Tweener nutzen die vorhandenen Schlüsselbilder (Key Drawings) als Referenzpunkte und zeichnen Elemente, die zwischen den Fixpunkten entstehen und zum Bild passen. Dieses Verfahren glättet die Bewegung und macht die Animation „geschmeidiger“. Je mehr „inbetweens“ genutzt werden, desto geschmeidiger wirkt die Animation am Ende – jedoch zum Nachteil des Budgets, da dadurch mehr Kontrolle benötigt wird -> mehr Zeitaufwand. Ein Tweener zu sein ist relativ eintönig, da es sehr strikt nach Ablauf geht und keinerlei Freiheiten erlaubt sind. Auch sind diese Zeichnungen sehr zeit- und arbeitsaufwendig zu erstellen. Sie dürfen sich auch nicht aussuchen, an welchen Bildern sie arbeiten – es ist also als reine Auftragsarbeit zu sehen. Nach zwei oder drei Jahren werden Tweener jedoch normalerweise zu Schlüsselbildanimatoren aufsteigen.

Producer

Der Produzent ist dafür da, dass Dinge produziert werden. Ha! Vergleichbar mit dem westlichen TV-Produzenten.

Planning (Kikabu)

Im Westen wird so etwas auch als „Entwicklung“ bezeichnet. Diese Leute haben die Aufgabe, die vorhandene Vorlage (Manga, Light Novel, Roman) als Anime zu adaptieren. Sie sind maßgeblich dafür verantwortlich, welche Storyteile in einem Anime vorkommen, wählen die Mitarbeiter aus und sorgen für die Basis, auf der die anderen Leute arbeiten können. Kikaru wird auch vom Chefproduzenten oder Director übernommen.

Presentation / Production (Seisaku, 製作)
Hinter der Bezeichnung „Presentation / Production“ verbirgt sich normalerweise der Hauptsponsor des Anime. Diese Sponsoren werden im Anime oft separat erwähnt, zum Beispiel durch den berühmten Satz nach dem Opening, der von einer netten Dame gesprochen wird. Sie sind wichtige Partner bei der Finanzierung und Vermarktung des Anime und tragen dazu bei, dass die Produktion realisiert werden kann.

Weiter geht es im zweiten Teil von Blick hinter den Kulissen

5 Antworten

  1. Schön Zusammenfassung von einigen Berufen. Genau hier fällt mir echt auf, wie viel man aus Shirobako mitnehmen kann, da man mit den Informationen aus dem Anime eine Ähnliche Zusammenfassung schreiben kann. Ich habe den Begriff „Tweening“ aber noch nie gehört. Überall wo ich etwas darüber gelesen habe, werden die immer als „In-Betweener“ oder „In-Between Animator“ bezeichnet. Ist „Tweening“ da der Fachbegriff?

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