Aufstieg und Fall von Food Wars! Shokugeki no Soma

Mit Food Wars! Shokugeki no Soma erschien von 2012 bis 2019 ein Battle-Shounen-Manga, der nicht nur in Japan viele Fans hat. Spätestens seit der ersten Anime-Adaption, die erstmals 2015 erschien, konnte er auch Fans aus Übersee gewinnen. 2019 hingegen nahm das Kapitel Food Wars! ein abruptes Ende und wurde aus heiterem Himmel beendet. Schauen wir mal, woran das gelegen hat!

Achtung: Ich versuche, es weitestgehend spoilerfrei zu halten! Es kann allerdings passieren, dass ich diverse Punkte ansprechen muss, die im Laufe der Geschichte passieren! Ihr seid gewarnt!

Food Wars! Shokugeki no Soma (ab hier nur noch Food Wars) ist ein von Yūto Tsukuda geschriebener und von Shun Saeda gezeichneter Battle-Shounen mit Fokus auf Essen. Unterstützt werden die beiden von der Köchin Yuki Morisaki. Seit 2012 wird er im Weekly Shounen Jump publiziert, bislang erschienen drei Anime-Staffeln. Die Adaption übernahm das renommierte Animationsstudio J.C. Staff (Toradora, DanMachi uvm.).

Mit der ungewöhnlichen Mischung aus Shokugekis, die eine Art Kochbattle zweier Köche darstellen sollen, und den überspitzten Ecchi-Szenen konnte der Titel nicht nur in Japan große Erfolge feiern. Gerade in Deutschland sind viele Fans verrückt nach dem Anime und Manga, und die Vorfreude auf die finale vierte Staffel ist bei den Anime-only-Schauern immens.

Richtig gelesen. Gerade viele Animefans, die lediglich den Anime schauen (und diesen favorisieren, aus welchen Gründen auch immer), freuen sich darauf, Sōma und seine Kochfreunde animiert zu sehen. Die „Food Wars“-Fans, die nebenbei den Manga bis zum Ende gelesen haben, sind jedoch froh, dass es vorbei ist. Doch worin liegt der Bruch? Woher kommt die Unbeliebtheit, und vor allem: Weswegen wurde der Manga so schnell beendet? Hierzu schauen wir uns zunächst die inhaltlichen Probleme an.

Am Anfang waren alle noch einfache Köche…

Es scheint, als ob die Handlung von Food Wars im Laufe der Zeit einige Schwierigkeiten hatte, die Qualität aufrechtzuerhalten. Insbesondere die Art und Weise, wie neue Charaktere und Antagonisten eingeführt wurden, könnte ein Problem gewesen sein. Der Central Arc, der die Elite 10 in den Fokus rückte, hat möglicherweise einige der früheren Charakterentwicklungen zunichte gemacht und das Kochen als zentrales Element der Serie verdrängt. Die Entscheidung, Soma mit „Power-Ups“ zu stärken, um ihn im Wettbewerb zu halten, hat möglicherweise die Glaubwürdigkeit des Mangas beeinträchtigt.

Das Auftreten neuer Charaktere bzw. Antagonisten ist für einen Autor oft eine Herausforderung. Insbesondere im Shounen-Genre kann eine ungeschickte Einführung von Antagonisten dazu führen, dass die Handlung in völlig neue Bahnen gelenkt wird. Einerseits ist dieser Weg essenziell, um den Hauptcharakter für weitere Situationen zu stärken, andererseits kann er jedoch das bisher aufgebaute Fundament komplett zerstören.

Mit Nakiri Azami wurde im Central Arc ein Antagonist erschaffen, der viele Charakterzüge von Erina, der weiblichen Hauptfigur, erklären soll. Allerdings sind seine Ziele mit einer gravierenden Änderung verbunden: Die Elite 10 müssen sich von Grund auf neu konzipieren.

Die Elite 10 wurde als Gruppe von Schülern mit hervorragenden Kochkünsten gebildet, die gleichzeitig das klassische Schulkomitee bildet. Bis dahin wurde jedes Mitglied der Elite 10 als individueller Charakter behandelt, und man konnte bereits erahnen, dass Sōma sich gegen sie stellen würde. Durch die Ziele von Nakiri werden sie jedoch zu Gegnertypen degradiert, ohne dass sie ausreichend entwickelt werden. Dieser Bruch, der ab Band 21 einsetzt, hat sämtlichen zukünftigen Gegnern die vollständige Entwicklung genommen. Von nun an heißt es: Shokugeki an Shokugeki, egal wie! Das Mysterium der Elite 10 wurde dabei komplett zerstört.

… doch es wurden Superkräfte benötigt!

Leider wurden nicht nur die Antagonisten „verschlimmbessert“. Auch der reguläre Cast um Sōma, Megumi, Erina und die vielen anderen Charaktere, die man im Laufe des großen Central Arcs/Promotion Exams Arc kennen- und liebengelernt hat, fallen beachtlich zurück und werden bloße Anhängsel. Gerade beim Hauptprotagonisten erkennt man den Rückschritt, der gemacht werden musste, um den nächsten übermächtigen Gegner zu überwinden.

Damit die Story an Fahrt gewinnt und nicht auf der Stelle stehenbleibt, musste ein Fähigkeitenschub für Souma her, sonst wäre er von der Schule geflogen. Leider war er kräftemäßig nicht so weit fortgeschritten, weshalb man sich nach seiner Niederlage gegen Tsukasa Eishi für einige schnelle „Power-Ups“ entschieden hat. Dass diese dem natürlichen Wachsen des Hauptprotagonisten entgegenstehen und komplett aufgesetzt wirken, war anscheinend ein bewusstes Risiko. Hätte man allerdings erneut detailliert gezeigt, wie er lernt (es ist schließlich immer noch das erste Schuljahr!), wären diese Probleme nicht entstanden.

Die Romance wurde komplett vernachlässigt

Ein weiterer Aspekt, der für viele Fans ein Genuss beim Zuschauen war, ist die vermeintliche Liebesgeschichte zwischen Erina und Sōma gewesen. Auch diese Geschichte wurde auf Kosten von diversen Events nicht nur extrem hinausgezögert, auch durch die ständigen „Baits“ (die bei Shounen-Titeln nicht unüblich sind) kam nie ein „Romance-Fluss“ zustande. Eine von Fans beliebte Frage war, wer denn die zukünftige Liebespartnerin von Sōma sein würde: Megumi oder Erina? Megumi wurde, wie viele andere Charaktere, „herausgeschrieben“ und zur Nebenfigur degradiert. Zwar versuchte der Autor im Laufe der Geschichte (zum großen Unmut der Fans), einen Arc nur für die Megumi-Fans zu schreiben, doch misslang das komplett.

Und Erina? Mit dem Erscheinen des übermächtigen (neuen) Endgegners Asahi kam nicht nur ein Antagonist auf den Plan, auch in der Romanze entstand ein neuer Gegenspieler. Eine vernünftige Einleitung von Asahi? Nicht vorhanden. Asahi erschien aus dem Nichts, es gab keinerlei Andeutungen in den bisherigen 31 Manga-Bänden, gar nichts. Und plötzlich erschien er und buhlte um die Hauptdarstellerin. Dazu kamen noch weitere Story-Ereignisse, die das Ganze noch hanebüchener machten. Außerdem wurde Erina gegen Ende des Mangas immer mehr zur Trophäe statt zur Love Interest. Spätestens da wurden viele Fans vom Titel vergrault, was man auch an der Auflagenstärke sieht.

Die Achillesferse eines Manga – die Verkaufszahlen und japanische Beliebtheitsskala

Wenn man sich das Bild der Oricon-Verkaufscharts anschaut, erkennt man Folgendes:

  • Als die erste Staffel im japanischen Fernsehen ausgestrahlt wurde, haben sich die Verkäufe ab Band 13 vervielfacht.
  • Die Verkäufe wurden im Laufe des Central Arcs/Promotion Exams Arc immer geringer, und die wahrscheinliche Unzufriedenheit stieg an.
  • Band 34 hat sich in der ersten Woche schlechter verkauft als Band 1 nach vier Wochen.

Es ist ein deutlicher Rückgang zu erkennen, wodurch der Druck auf den Autor stieg. Er musste nicht nur seinen Redakteur/den Verlag zufriedenstellen, sondern auch auf die Fanpost der Leser reagieren – von den Twitter-Aktivitäten ganz zu schweigen.

Ein weiterer Indikator, um die Beliebtheit eines Titels bei Weekly Shounen Jump zu messen, ist die Inhaltsangabe (Table of Contents, ToC). Wie bei anderen Magazinen (egal welchen Themas) werden die Highlights oder großen Dauerbrenner in der Regel am Anfang aufgeführt, während die schwächer laufenden Artikel/Reihen am Ende erscheinen. Hierfür fragt Weekly Shounen Jump seine Leser mit beiliegenden Zetteln, die diese dann zur Redaktion schicken. Je nach Platzierung bei diesen Popularity Polls wird dann entschieden, in welcher Reihenfolge die Titel im Blatt erscheinen.

So erreichte Food Wars in der Weekly Shounen Jump-Ausgabe #10/2015 den dritten Platz. Gerade Kapitel 104 (Band 13) wurde in dieser Ausgabe veröffentlicht. One Piece war Nummer 1, gefolgt vom 28. Kapitel von My Hero Academia. In Ausgabe #11/2015 belegte Food Wars jedoch den 5. Platz – und so weiter und so fort.

Ein Jahr später, mit Kapitel #165 (Band 20) in Ausgabe #23/2016 (und somit inmitten des Central Arcs) befand sich Food Wars bereits im hinteren Feld – Platz 17, nur um dann eine Ausgabe später auf Platz 2 zu springen. Diese Schwankungen erfährt praktisch jeder Mangatitel im Magazin. Bei Food Wars kam die Serie nach Erscheinen des Antagonisten Asahi jedoch nie über das Mittelfeld hinaus. Das Kapitel #287 (Band 33) war das letzte und einzige Mal, dass Food Wars noch die Eröffnung bei Weekly Shounen Jump „erfuhr“ – nur um dann weiterhin im „Niemandsland“ des Magazins zu enden.

Doch waren alle Entscheidungen dem Storywriter zuzuordnen?

Abgesehen von der Beliebtheitsskala des japanischen Publikums gibt es jedoch noch eine weitere entscheidende Macht: der Editor/Redakteur des Titels. Food Wars bekam während seiner 4-jährigen Serialisation zwei Redakteure zugeteilt. Der zweite, also letzte Redakteur, war ab Oktober 2017 für den Manga zuständig – ab Kapitel #233 (Band 27). Der Editor ist im Auftrag des Magazins dazu da, den Mangaka zu unterstützen, hilfreiche Tipps zu geben und natürlich die Interessen des Magazins zu vertreten. Normalerweise wird jede Seite dem Editor vorgelegt und dieser muss sie absegnen. Er hat auch die Macht, zu sagen: „Nein, so geht das nicht – bitte ändern!“ Inwieweit diese Änderungen in den Entscheidungsprozess eingeflossen sind, darüber kann nur spekuliert werden.

Prinzipiell wirkt es eher so, als hätte man den Manga zu kurzsichtig geschrieben. Begann es anfangs noch als ein frischer Take auf das Shounen-Genre, wurde es aufgrund verschiedener (redaktioneller Entscheidungen) immer abstruser und nebulöser. Es wirkt so, als hätte man am Ende einfach nur noch den Titel durchbringen wollen – komme, was wolle. Bezeichnend dafür ist, dass die Charaktere erst ab Kapitel #263 (Band 31) effektiv „altern“. Für die Schulthematik kam dieser Wechsel in das zweite Jahr viel zu spät. Mit der Einführung bestimmter Charaktere und Storyentscheidungen, einschließlich dieser späten „Entwicklung“ der Charaktere, konnte der realistische Ansatz, einen Gourmet-Manga mit Shounen-Battles zu führen, nicht weiter fortgeführt werden. Es wurde bereits alles aufs Ganze gesetzt bei Food Wars. Wenn der Manga weitergeführt worden wäre, wäre er wahrscheinlich noch weiter von der ursprünglichen Idee entfernt worden.

Schaut man sich jedoch die kommende finale Staffel von Food Wars an, wird einem auch qualitativ bange. J.C. Staff, das Studio hinter dem Anime, hat sich in den letzten Anime-Seasons maßlos überfordert gezeigt, was auf jedem Anime, der gleichzeitig produziert wurde, sichtbar war. Denn das Studio hatte mehrere Anime-Projekte gleichzeitig am Laufen, was zwar möglich ist (siehe A1 Pictures), jedoch nicht ohne Qualitätseinbußen geschehen kann.

So oder so wird die letzte Staffel nun die letzten 3 Mangabände adaptieren und das Kapitel von Food Wars! für immer schließen.

 

3 Antworten

  1. Für mich persönlich hat food wars mit Staffel 4 Geendet, den Soma hat das erreicht was er von Staffel 1 sagte er will platz 1 im 10ner Rat. Somit war es für mich zu ende. Man hätte dann nur noch am ende dann zeigen können wie er etwas Älter wieder im Yukihira steht und Kocht also sein 2ter Wunsch wurde erfüllt.

    Mit der Romantik nun das hätte man auch am ende Lösen können indem man nur erklärt / gezeigt hätte indem man ein Familien Foto zeigt wo Soma mit frau ( Erina , Megume oder Mito oder gar die kleine von der Mittelschule )vor dem Restaurant steht zeigt.

    Fand das Staffel 5 einfach nur schlecht war und wie im Artikel beschrieben man wollte mit zwang ein Abschluss schaffen.

    1. FAND ICH EIGENTLICH NICHT : ICH STIMME SCHON ZU DAS DIE 5 STAFFEL MINIMAL UNNÖTIG WAR JEDOCH HABEN WICHTE EREIGNISSE STADTGEFUNDEN WELCHE SICH SCHON SEIT DER ERSTEN STAFFEL AUFGESTIEGEN HABEN UND EIN ENDE BENÖTIGT HABEN

      ERSTENS HABEN VIELE GEGLAUBT SOMA HÄTTE DEN ERSTEN PLATZ IN DER 10ER NICHT RECHTMÄßIG VERDIENT WAS SICH AUFKLÄREN MUSSTE UND HAT (MIT DEN VIELEN SHOUKUGEKIS DIE ER ERLAUBT HAT)

      ZWEITENS HAT SOMA AM ENDE DER FÜNFTEN STAFFEL ENDLICH EIN GERICHT GEKOCHT DAS FÜR IHN STEHT UND NICHT FÜR DAS RESTAURANT SEINER FAMILIE

      AUßERDEM HAT ER ENDLICH (AUCH WENN EHER INDIREKT) SEINEN VATER ÜBERTROFFEN INDEM EHER ASAHI SAIBA BESIEGT HAT UND VON IHM DIE ANERKENNUNG UND ERLAUBNIS BEKOMMEN DAS YUKIHIRA ZU ÜBERNEHMEN

      NOCH FINDE ICH WICHTIG ZU ERWÄHNEN DAS VIELE (MICH EINGESCHLOSSEN) SICH ERHOFFT HABEN DAS SOMA ÄHNLICH WIE SEIN VATER VIELE NEUE DINGE DER KULINARISCHEN WELT IM AUSLAND LERNT UND DABEI STÄRKER WIRD UND ERINA DAZU BRINGT ZU SAGEN DAS SEIN GERICHT KÖSTLICH IST (WAS AUCH NICHT WIRKLICH GESCHEHEN IST MAN ES JEDOCH SO INTERPRETIEREN KANN)

      AUSERDEM FAND ICH ES WICHTIG DAS ERINAS VATER AM ENDE NICHT ALS VOLLKOMENES ARSCHLOCH RÜBERKAHM SONDERN MAN SEINEN CHARAKTER UND WIE ER SO GEWORDEN IST BESSER VERSTEHT

      UND ZU GUTER LETZT FINDE ICH ES NOCH ECHT GUT DAS IN DER FÜNFTEN STAFFEL DIE DU JA FÜR SO UNNÖTIG GEHALTEN HAST NOCHMAL SOMAS BEZIEHUNG ZU SEINEN FREUNDEN (DIE ER IN SEINER ZEIT AN DER SCHULE GEWONNEN HAT) ALS SIMPEL, LEICHT UND PROBLEMLOS DARGESTELLT WURDEN WAS IM VERGLEICH ZU DEN LETZTEN VIER STAFFELN (WELCHE ZUMEIST STRESSIG UND VOLLER PROBLEME WAREN) EINEN ANGENEHMEN KONTRAST DARSTELLT

      AUßERDEM FINDE ICH GUT DAS SOMAS FAMILIEN VERHÄLTNISSE GEKLÄRT WURDEN UND YOICHIROS FREIE NATUR UND LIEBE ZU SEINER FAMILIE GUT ZUR GELTUNG GEBRACHT WORDEN SIND UND DIE INFOS ZU SOMAS MUTTER FAND ICH UM ERLICH ZU SEIN EINE KLEINE OFFENBARUNG (WELCHE UNS SOOOOO VIEL ÜBER SOMA ERKLÄREN LASSEN) DIE EINFACH SEIN MUSSTE

      WOBEI ICH SCHON ZUGEBEN MUSS MIR PERSÖNLICH HAT AUCH NICHT WIRKLICH GEFALLEN WIE MAN AUS ERINA EINE SCHWÄCHLICHE TROPHÄE GEMACHT HAT

      UND VIEL SINN DARIN DAS ASAHI SAIBA PLÖTZLICH ERINAS HALBBRUDER IST HAB ICH AUCH NICHT GESEHEN

      ABER DENNOCH WÜRDE ICH NICHT SAGEN DAS DIE FÜNTTE STAFFEL FOOD WARS SCHLECHT WAR DENN DAFÜR HABEN SICH EINFACH ZU VIELE OFFENE FRAGEN BEANTWORTET WODURCH ICH MIT DEM ENDE DER SERIE NUN NICHT SO UNZUFRIEDEN BIN WIE ICH ES SONST NACH EINEM SERIEN ENDE WÄRE

  2. Danke für den super Artikel!
    Ich habe die Mangas nicht gelesen und war vom Ende der vierten und dem Anfang der fünften Staffel überfordert. Ich dachte ich hätte da einen Film verpasst, weil es ist üblich in den Animes dann nur solche kurzen Zusammenfassungen zu zeigen, aber es stellte sich heraus, dass es tatsächlich keinen Film gab, sondern die Mangas hier im Schnelldurchlauf zusammengefasst wurden. Das fand ich schon mal total schade.
    Nun zur Rezension der vierten und fünften Staffel. ACHTUNG SPOILER:
    *********************************************************************************************************
    Die vierte Staffel hat mich insofern schon etwas enttäuscht, dass es vor Shokugekis nur mehr so wimmelte und die Charakter- und Storyentwicklung dadurch etwas auf der Strecke blieben. Erinas Vater ist ein beeindruckender Charakter, aber seine Überzeugungen konnten trotz mehrfacher Erklärung nicht bis zu mir durchdringen. Ich verstehe bis heute noch nicht, warum er seinen Freund (Somas Papa) aus „dem Sturm“, dem er zum Opfer fiel, befreien will, indem er seinen Sohn mit jedem Mittel zu Fall bringen will. Das per se ist schon total unlogisch. Aber mit zwei zugedrückten Augen, plus Hühneraugen konnte ich den Handlungsbogen noch akzeptieren.
    Die fünfte Staffel: Was zum Geier ist denn hier passiert?! Zuerst zwitschert ein komplett neuer Charakter in den Hauptarc, ohne Einführung etc. Dann die zweite Folge ist richtig schön und macht auch halbwegs Sinn und ist zwar ein Wettkampf, aber einer der der Story weiterhilft. Und ab da geht es so rasant bergab, dass mir fast die Worte fehlen. Ich hab so unendlich gehofft, dass wir mehr von den schönen Freundschaften erleben, die sich bis hierher entwickelt haben, aber Pustekuchen. Sie kommen zum Blue und das war’s dann im Großen und Ganzen. Alle relevanten Storyelemente werden im Vorspulmodus gezeigt, dafür nimmt man sich Zeit die wirklich saudummen „Kochtechniken“ von Noir zu zeigen, die mir einfach nur einen Kloß im Hals beschert haben. Ich wusste nicht, ob ich brechen oder weinen sollte, so fatal fand ich diese Entwicklung. Wo vorher den Gerichten ein mysteriöser Zauber zwischen Realität und könnte-tatsächlich-funktionieren innewohnte, herrschte nur mehr schwer erträgliche Fiktion. Die Antagonisten wurden zu Karikaturen – nichts machte mehr Sinn, nichts konnte mehr überzeugen. Fast hätte ich heiße Tränen der Enttäuschung geweint, wenn ich nicht schon oft so herbe Rückschläge bei der Storyentwicklung auf dem japanischen Shounen-Sektor erlitten hätte. Das passiert nämlich extrem oft, erstes Drittel: Freunde finden sich, Persönlichkeiten entfalten sich, die Geschichte nimmt Fahrt auf, die Gegner zeigen ihr Gesicht. Und dann *zackbumm* Die Charaktere sind etabliert, Story brauchen wir keine mehr, es herrscht nur mehr Drama, Tod, Zerstörung, Verzweiflung und der fast aussichtslose und mehrere Staffeln andauernde Kampf gegen das ultimativ Böse (das dann im Nachhinein oft doch nicht so böse ist). Ganz am Schluss bekommt man noch schnell das gute Ende hingewürgt und das war’s dann. Verheerend! Übrigens die Enthüllung, dass Asahi Erinas Halbbruder ist, ist so unnötig wie schauderlich. Auch traurig: Dass Vater wie Sohn durch die gleiche Leere in ihrem Gericht erkannt wurden… ich hoffe doch sehr, dass das vorübergehend ist und nicht ein Charaktermerkmal.
    Was aber Asile schrieb stimmt! Unnötig war sie nicht, weil wirklich wichtige Sachen gezeigt wurden, die einiges erklärt haben. Aber ich hätte mir so unendlich gewünscht, dass sie wieder zum Stil der 1.-3. Staffel zurückgefunden hätten. ;((((( So ein Verhau! Trotzdem bin ich dem Autorenduo sehr dankbar, dass sie ihre Idee so liebevoll in ihren Büchern umgesetzt haben, auch wenn dann die Qualität so nachließ. Ich weiß nicht, welche Faktoren dazu geführt haben, aber wenn es äußere Umstände waren, hoffe ich auf eine Besserung in der Zukunft.

    Kurzum: Ich hab mir sooo viel erhofft und so wenig wurde draus, aber im Großen und Ganzen fühle ich mich reicher, weil ich ich Soma, Megumi, Hayama und all die anderen kennen lernen und mit ihnen schöne Zeiten verbringen durfte. An dieser Stelle auch ein von Herzen ausgesprochenes Lob an das deutsche Synchronisationsstudio, das eine Glanzleistung vollbracht hat. Die Auswahl der Stimmen und die Entscheidung Megumi einen bayrischen Akzent zu verleihen war glorreich!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Letzten Beiträge