Drei Tage auf der Anime Messe Babelsberg

Die Anime Messe Babelsberg lud vom 21.07.2023 bis zum 23.07.2023 in den Filmpark Babelsberg im Potsdamer Stadtteil Babelsberg ein. Ich konnte der Messe alle drei Tage beiwohnen und möchte euch berichten, wie sie mir gefallen hat.

Die Anime Messe Babelsberg zeigt eine erstaunliche Entwicklung. Ursprünglich als Anime Messe Berlin im Jahr 2016 mit jährlich wechselnden Standorten gestartet, hat sie im Filmpark Babelsberg nun eine feste Location gefunden. Dadurch wurde sie von Anime Messe Berlin in Anime Messe Babelsberg umbenannt.

Eine Reise voller Überraschungen

Die Reise zur Anime Messe Babelsberg war für mich in mehreren Punkten ein Novum. Nicht nur war es mein erster Besuch in Potsdam, auch die Ankunft am BER gehörte für mich zu meinen ersten Erfahrungen. Die Anreise zum Hotel in der wunderschönen Innenstadt verlief dank der Busverbindung vom Potsdamer Hauptbahnhof zum Filmpark ohne Probleme. Dementsprechend hatte ich am Freitag noch die Möglichkeit, das Messeerlebnis ab 17:00 Uhr zu erleben. Nach dem schnellen, aber sorgfältigen Sicherheitscheck gab es für mich neben einem Armbändchen auch eine Art „Presseticket“ – nebst „Wir haben jemanden von der Presse.“-Ruf der ausgebenden Dame.

Danach waren die jüngst erworbenen Gegenstände einer weiteren Security vorzeigen und schon wurde mir der Zugang auf das Gelände des Filmparks gewährt.

Anime-Messe mit besonderem Flair

Der Ersteindruck? Überwältigend. Dadurch, dass der Eingang zum „Messegelände“ direkt bei der Metropolis-Halle und vor dem „Vulkan“ ist, bekommt man einen Ausblick, den man sonst wo nirgends erlebt.

Die Veranstaltenden haben die Anime Messe Babelsberg praktisch auf dem gesamten Gelände des Filmparks verteilt. So läuft man an allerlei Requisiten und Ausstellungsstücken vorbei, was eine wirklich interessante Mischung zwischen Anime und Realität hervorbringt.

In der Caligari Halle befand sich etwa der zweite Teil der Kunstschaffenden, im „Tigerenten Restaurant“ wurde ein Maid-Café eingerichtet, der eben genannte Vulkan war zu einer Konzertbühne umgebaut und das Erlebnisrestaurant Prinz Eisenherz wartete als Gaming-Ecke mit VR-Station und Wettbewerben auf.

Gerade die optische Abwechslung zu anderen Messen ist eine der größten Stärken der Anime Messe Babelsberg. Es fühlt sich geradezu surreal an, durch eine Höhlenattrappe durchzulaufen, um auf die Sitzmöglichkeiten im „Vulkan“ zu gelangen.

Abwechslung wird großgeschrieben

Neben der üblichen Markthalle mit lizenzierten und „lizenzierten“ Merchandise-Artikeln verrät vor allem das Programmheft einen weiteren Pluspunkt gegenüber klassischen „Konsumermessen“: das abwechslungsreiche und vor allem volle Programm. Im „Konferenzraum“-Bereich der Metropolis-Halle wurden zum Beispiel Workshops zu allerlei Themen aus dem popkulturellen Bereich veranstaltet – die Auswahl reichte von Cosplay über Kunst bis hin zu Gaming und Synchron. Es wurde praktisch alles geboten und dank der gut angelegten Auf- und Umbauzeiten war genügend Zeit, um zwischenzeitlich zur Toilette zu gehen oder eine Essens- und Trinkpause wahrzunehmen.

Nichtsdestotrotz konnte ich wegen meiner späten Ankunft am Freitag vieles davon nicht mehr erleben, so war ich immerhin seit 6:00 Uhr praktisch durchgehend unterwegs und arbeiten. Zwar konnte ich bereits einiges einkaufen, aber mein Fokus war wie schon auf der DoKomi: Erst einmal erkunden und sich mit allem vertraut machen, der Rest dann am Samstag und Sonntag. Immerhin konnte ich noch das Myth & Roid-Konzert in der Metropolis-Halle mitnehmen. Inklusive Knicklichter! Dass ich alles auf die Tage darauf verschieben musste, war nicht zuletzt dem Wetter geschuldet: Obwohl es schöne, sonnige Momente gab, wurde es durch Platzregen durchaus nass. Alles in allem habe ich die Messe am Freitag bereits gegen 20:00 Uhr verlassen, auch wenn es nach Schließung der Künstler- und Verkaufshallen in der als „J-Disco“ betitelten Disco mit Live-Auftritt noch bis 1:00 Uhr in der Nacht weiterging.

Um halb 10 Uhr abends konnte ich schließlich meine erste richtige Mahlzeit für den Tag einnehmen. Müde und kaputt fiel ich wenig später ins Bett – mit großer Vorfreude auf den Samstag.

Samstag – Ausverkauft und volles Programm

Für den Samstag beschloss ich, sehr früh auf das Gelände zu gehen, um einen Eindruck von der Warteschlange und dem „Wartebereich“ zu bekommen. Und siehe da: Es war bereits bekannt, dass das Ticketkontingent für den Samstag komplett ausverkauft war und das merkte ich auch, als ich gegen 9:00 Uhr das Messegelände betrat. Während bereits ab 8:00 Uhr Einlass gewährt wurde, fand die offizielle Eröffnung zwei Stunden später statt.

Für mich war es Ziel, sowohl all die kleinen Stände genauer anzuschauen als auch so viel wie möglich vom Programm mitzunehmen. Der Tag hat programmtechnisch schon sehr früh begonnen, so habe ich einige Minuten bei der Showgruppe impAct – Psycho Pass: Lost Boys of Neverland zugesehen und das anschließende Live-Zeichnen mit Q&A von Kia Asamiya (Silent Möbius) verfolgt. Danach bahnte ich mir meinen Weg zum Workshop-Raum zum Anime-Synchron-Panel von Tom Sielemann und Nicolas Rathod. Beide haben über ihre Arbeit als Synchronsprechende gesprochen und mit Hell’s Paradise ihre aktuellste Zusammenarbeit gewählt. Immer schön dazwischen: Standbesuche sowie Sitz- und Stehpausen inklusive Getränke und Speisen, die man wahlweise auch von draußen mitnehmen konnte, solange es sich nicht um Glasbehältnisse handelte.

Dann ging es weiter mit dem Anime-Music-Panel mit den Acts DJ Haruki und Myth & Roid sowie Nano. Letztere war den ganzen Tag über in der Schwebe, denn sie kränkelte und so war es bis zum Panel unklar, ob sie singen und am Panel teilnehmen würde. Leider konnte die rasche Genesung nicht erzwungen werden und so musste alles mit Nano abgesagt oder verschoben werden. Dennoch war das Ganze interessant anzuschauen, weil es durchaus spannende Fragen und Antworten an und von den Künstlern gab. Gerade meine Frage zu den künstlerischen Herausforderungen zwischen einem Original-Song und einem Lied für einen Anime wurde offen beantwortet.

Anschließend wollte ich eigentlich zum Vorabscreening von A Playthrough of a Certain Dude’s VRMMO Life, aus unerklärlichen Gründen habe ich das in der Retrospektive aber verpasst, sodass es erst mit dem Live-Act Fate Gear im „Vulkan“ weiterging.

Und die Band konnte durchaus überzeugen! Ich habe nicht wirklich viel erwartet, zumal ich auch nicht die Beschreibung im Programmheft gelesen hatte. Dennoch hatte ich sehr viel Spaß bei dem Auftritt und war überrascht, welche verschiedenen Facetten die Band von sich präsentierte. 

Schön war außerdem, dass kostenlos Ohropax vonseiten der Messe verteilt wurde. Sehr löblich! Danach ging es für mich zur Autogrammstunde der Band, die mit leichter Verspätung ohne große Probleme ablief.

Apropos Autogrammstunden!

Diese wurden in einem separaten Bereich der Metropolis-Halle neben dem Merchandise-Stand der Ehrengäste gegeben. Anstellen musste man sich an zwei Reihen außen. Und das ging bei den drei Autogrammkarten, die ich mir holte, sehr schnell. Generell lobe ich den zentralen Punkt für die Signierstunden.

Sonntag – letzte Shoppingtour

Den Sonntag verbrachte ich mit den letzten Einkäufen sowie Treffen. Da ich sehr früh abreisen musste, konnte ich leider nur wenig vom Programm am letzten Tag mitnehmen. Was natürlich schade war, denn Nano konnte am Sonntag wieder auftreten. Auch wenn ihr Konzert vereinzelt über Instagram übertragen wurde – ich hätte es sehr gerne live erlebt, zumal die Soundkulisse fast durchgehend sehr gut war.

Tolle Messe mit Pluspunkten, aber auch Verbesserungspotenzial

Und wenn wir schon dabei sind, muss ich generell die technische Arbeit hinter den Kulissen loben. Eventuell durch Tontechniker des Filmparks bedingt, war der Sound bei jeder Veranstaltung sehr gut. Egal ob es sich dabei um ein Live-Drawing, ein Live-Konzert oder auch nur ein klassisches Q&A handelte. Sowas sollte nicht als selbstverständlich angesehen werden, insbesondere weildie richtige Soundabmischung gerade bei Konzerten das A und O ist.

Und damit kommt man wieder zum großen Sellingpoint, der Location. Ich kann und muss es einfach wiederholen: Der Filmpark als Veranstaltungsort ist eine grandiose Idee. Auch wenn es klare Punkte gegen den Ort gibt (dazu später mehr), war es ein wirklich interessantes und spaßiges Erlebniswochenende – egal ob man nun wegen der japanischen Popkultur oder doch der deutschen Filmkunst kommt. Hat man sich an den verschiedenen Ständen satt gesehen, konnte man ohne Probleme den Tagesablauf mit vielen kleineren Dingen aus dem gut bestückten Programm füllen.

Das wissen die Mitwirkenden auch und man hat gerade bei der umherwieselnden Orga gesehen, dass versucht wurde, den Kritikpunkten so gut es geht entgegenzuwirken. Und war jemand von der Orga gerade nicht ansprechbar, konnte man sich alternativ bei den ebenfalls umherlaufenden Helfenden informieren und Verbesserungen anregen.

Verbesserungsvorschläge für die Anime Messe Babelsberg

Anregungen sind dabei ein gutes Stichwort, denn keine Location und Veranstaltung ist perfekt. Auch die Anime Messe Babelsberg sollte aus meiner Sicht einige der folgenden Punkte versuchen anzugehen.

  • Bessere Wegbeschreibung und Kennzeichnung

Der größte Kritikpunkt ist eigentlich etwas, wofür die Veranstaltenden wenig können – immerhin ist das eigentlich ein Filmpark und kein Messegelände oder Tagungsort. Allerdings waren die Wegbeschreibungen zu den einzelnen Orten bisweilen ungenügend. Das merkte ich schon am Freitag, als ich jemanden vom Team ansprechen und fragen musste, wie man zum Anime-Kino und der zweiten Künstler-Area kommt.

Die Karte im Programmheft war zwar durchaus hübsch anzusehen, aber eigentlich nur eine detaillierte Ansicht des Filmparks und keine reine Convention-Karte.

Das hatte dann zur Folge, dass gerade der erste Blick in das Heft verwirrte. Es galt, Orientierung zu gewinnen. ,. Dabei hat es wenig geholfen, dass der reguläre Haupteingang des Filmparks als Ausgang diente und das Gelände sozusagen durch einen eigens geschaffenen „Nebeneingang“ zu betreten war.

Bedingt durch den plötzlichen Regen am Freitag waren kaum Besuchende in der zweiten Artist Alley in der Caligari Halle anzutreffen. Zwar haben die Kunstschaffenden das an die Orga weitergegeben und es wurde auch mit „Schildern“ (oder vielmehr DIN A3/A4-Blättern) ein Weg vom Eingang zur Halle gezeigt, allerdings war das vergebene Mühe. Ich habe an allen drei Tagen verschiedene Artists gefragt, wie denn der Eindruck war – von „schlechtester Verkaufstag ever“ bis hin zu „Wir durften am Freitag den Stand früher schließen, weil so wenig los war.“ war alles an Aussagen dabei.

Die Kunstschaffenden waren bei ihrer „Kommt zu uns!“-Aktion sichtlich kreativ. Nach Rücksprache mit der Orga und dem Filmpark durften diese am Samstag und Sonntag entlang der „Matsuri“ mit Farbkreide eine Wegbeschreibung auf den Boden zeichnen.

Generell hätte ich mir einfache Bodenmarkierungen oder große Karten mit „Sie sind hier!“ gewünscht, damit die Orientierung leichter fällt. Da halfen auch die Info-Checkpoints nicht, die durch die (wahrscheinliche?) Kritik der Anwesenden der Caligari Halle auf dem Gelände verteilt wurden.

Bezüglich der Artist-Area wäre es eventuell besser gewesen, diese nicht aufzuteilen – allerdings ist hier wieder die Platzfrage das Problem, denn so wie ich es mitbekommen habe, war die Caligari Halle bereits eine der „Erweiterungen“ im Vergleich zum letzten Jahr. 

  • Verpflegung vor Messestart

Auch wenn man eigene Getränke und Speisen mitnehmen konnte, empfand ich es sehr schade, dass man während des zweistündigen Wartens nur die außenstehenden Itasha begutachten konnte. Wer Hunger oder Durst und nichts dabei hatte, musste die Wartezeit von zwei Stunden irgendwie überbrücken. Es gab ganze zwei Stände im “Wartebereich vor der Metropolis-Halle; einen vom Filmpark und einen Curry-Stand. Beide Stände haben allerdings erst um 10:00 Uhr geöffnet.

  • Störende Kleinigkeiten

Ärgerlich war darüber, dass Dinge im Programmheft (nicht) gut erklärt waren.. So stand ich an zwei Autogrammstunden und war teilweise die erste Person in der Reihe überhaupt. Trotzdem wurde mir und anderen – anders als im Programmheft – NICHT gesagt, ob man nun ein eigens gekauftes Merchandise-Produkt benötigt oder nicht. Auch wenn das für mich per se kein Problem war, der Stand war schließlich direkt nebenan, war ich bei einer Diskussion eines erbosten DJ Haruki-Fans dabei.

Störend empfand ich zudem weite Teile der Moderation. Auch wenn mir durchaus bewusst ist, dass man das Publikum auf den Act aufheizen will, musste ich bei einigen Aussagen und Kommentaren leider öfter mit den Augen rollen und seufzen als mir lieb war. Und dann gab es noch Dinge, mit denen man auf jeder Messe einfach leben muss: „Fachhändler“, die einem sogenannte Lootboxen/Überraschungsboxen zu hohen Preisen andrehen möchten und Figuren zu Billigstpreisen ohne Verpackung anbieten. Aber gut, sowas gibt es (bedauerlicherweise) bei jeder Messe – der Kritikpunkt ist also geschenkt.

Was bringt die Zukunft?

Trotz aller Kritikpunkte: Ich bin sehr gespannt, wie die Zukunft der AniMesse Babelsberg (laut Karte) aussehen wird. Mich interessiert, welche Lehren aus diesem Jahr gezogen und welche Kritikpunkte (von vor Ort und aus dem Internet) sich zu Herzen genommen weden.

Ich persönlich habe den Eindruck bekommen, dass es de facto nicht mehr „größer“ geht. Die Programme waren von der Öffnung bis zur Schließung der Messe komplett gefüllt, die „Workshop-Räume“ gaben an sich auch nicht mehr viel Platz her und was weitere Verkaufsstände angeht: Wo sollen die hin? Der Filmpark scheint trotz der riesigen Fläche komplett gefüllt. Und ich bezweifle stark, dass sich Ausstellende (egal ob Kunstschaffende oder reguläre Händler) mit Plätzen draußen zufriedenstellen werden.

Natürlich überdenke ich das Ganze nur hierbei und vielleicht möchte die Orga auch gar nicht (noch) mehr. In dem Fall bin ich lediglich gespannt, wie gut sie das Bestehende verfeinern können und werden.

Wie war denn nun die Anime Messe Babelsberg?

Trotz der erklärten Kritikpunkte und persönlicher Präferenzen muss ich sagen, dass mein dreitägiger Besuch der Anime Messe Babelsberg sehr schön war. Die Location ist für eine (Anime-)Convention wahrlich einzigartig und gerade das volle Programm verspricht viel Unterhaltung, wenn man denn interessante Events findet – inhaltlich wie auch auf den jeweiligen Veranstaltungsort selbst bezogen. Ich hoffe allerdings, dass die Veranstaltenden die Probleme, die dieses Jahr durch neue Erweiterungen zustande kamen, für 2024 angehen und komplett ausmerzen.

Ich hatte jedenfalls sehr viel Spaß und konnte der insgesamt ruhigen und „beschaulichen“ Art der Anime Messe Babelsberg viel abgewinnen. Insofern kann sich die Messe wirklich allen empfehlen, sofern die Ehrengäste und/oder das Programm gefallen. Mein größtes Highlight war wie so oft die Artist Alley. Programmtechnisch war es vor allem das Fate Gear-Konzert, da ich dort praktisch ohne Erwartungen und ohne jemals etwas von der Band gehört zu haben hingegangen bin.

Eine Antwort

  1. Ein schöner und ausführlicher Bericht. Die größte Stärke der Messe ist die Location und der Fokus auf das abwechslungsreiche Programm und die Konzerte. Das ist hier shchön hervorgehoben und da kann ich zustimmen. Das Problem mit der Caligari-Halle habe ich auch mitbekommen. Als Dauergast der Babelsberg-Messe hatte ich keine Schwierigkeiten bei der Orientierung. Kannte das Gelände bereits. Neulinge dieser Messe müssen sich erstmal zurechtfinden und den Mut haben auch überall reinzugehen. Snapshot-Factory, Karaoke, Kino, Caligarihalle findet sich nicht von selbst. Denn groß beschriftet sind die nicht. Eine Lebensgroße Pappfigur vom Convention-Masskottchen „Manami“ die den Weg weißt wäre z.B. eine nette Idee. Ich liebe diese Messe und bin nächstes Jahr auf alle Fälle wieder am Start. Auf meinem YT-Kanal habe ich auch über die 2022er und 2023er Babelsberg-Messe berichtet.

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