Mit Little Witch Academia schuf das Animationsstudio TRIGGER im Jahr 2013 einen Überraschungserfolg, mit dem die wenigsten gerechnet hatten. Doch wie kam es dazu?
Hier möchte ich euch einen Einblick in das Young Animator Project geben.
Das Anime Mirai-Projekt
Little Witch Academia begann ursprünglich als Projekt des damaligen „Anime Mirai“.
„Anime Mirai“ war der Name des als Project A gestarteten Finanzierungsprojekts. Das von der Japanese Animation Creators Association (JAniCA) im Jahr 2010 begonnene und von der Regierung unterstützte Konzept hatte zum Ziel, junge japanische Animateure in ihrer Tätigkeit zu stärken, indem sie ein Jahr lang bei einem Anime mitwirkten, um sich damit für zukünftige Auftraggeber vorzustellen. Dabei wurden sie von Studios unterstützt, die bereits jahrelange Erfahrung in der Branche hatten und/oder unter einem Director arbeiteten, der diese besaß. Damit wollte man dem stärker werdenden Outsourcing entgegenwirken, das in den letzten Jahren die Animeindustrie erobert hatte und eine kostengünstigere Alternative darstellte.
Die Finanzspritze seitens der Regierung sah vor, dass umgerechnet 1.200.000 € auf das komplette Projekt verteilt wurden, was bei vier Studios einen Etat von ca. 300.000 € pro Film bedeutete. Zum Vergleich: Eine einzelne Folge einer normalen TV-Serie konnte zwischen 80.000 und 150.000 € kosten. Das knappe Budget und der eingeplante Produktionszeitraum von einem Jahr sollten den angehenden Zeichnern das Berufsleben in der Animeindustrie aufzeigen. Die Kurzfilme, die dabei produziert wurden, hatten eine durchschnittliche Laufzeit von 20 bis 28 Minuten und wurden je nach Reputation auch weitergeführt.
Viele bekannte Animestudios haben mitgemacht
Seit 2010 stellen sich bekannte Produktionsfirmen dieser Herausforderung, darunter:
- Production I.G. (Ghost in the Shell, Psycho-Pass)
- P.A. Works (Angel Beats!, Another)
- TMS (Akira, Detektiv Conan)
- Trigger (Kill la Kill)
- Madhouse (Death Note, Hunter x Hunter 2011)
- Zexcs (Say „I Love You“)
- Studio 4°C (Arete-Hime, Mind Game)
- J.C. Staff (Excel Saga, Maid-Sama)
- Studio DEEN (Ranma 1/2, Sankarea)
Bevor wir uns jedoch Little Witch Academia widmen, möchte ich euch noch einige empfehlenswerte Titel aus dem Projekt vorstellen:
Der Erfolg von Little Witch Academia
Little Witch Academia wurde im Rahmen des „Anime Mirai 2013“ entwickelt und am 2. März 2013 veröffentlicht. Die Grundidee stammte von Yoh Yoshinari, der als Keyframe-Zeichner bei Anime-Serien wie Gurren Lagann und Neon Genesis Evangelion bekannt wurde. LWA war jedoch sein erster Titel, bei dem er als maßgeblicher Ideengeber beteiligt war.
Schon seit ihrer Kindheit war Akko begeistert von Hexen und ihrer Magie, besonders von der Show-Hexe Shiny Chariot, die ihr großes Idol wurde. Um ihr nachzueifern besucht sie inzwischen die Hexenakademie, wo sie zwar Freundinnen gefunden hat, aber auch immer wieder ihr Handicap zu Tragen kommt aus einer Familie normaler Menschen zu stammen. Doch sie verliert nicht ihren Enthusiasmus und beißt sich durch, auch als es während einer Trainingseinheit zu einem Zwischenfall kommt.
Während des Projekts musste Yoshinari fünf junge Zeichner unter seine Fittiche nehmen, und jede Keyframe-Änderung wurde von ihm begutachtet und abgesegnet. Wie der komplette Anime produziert wurde, kann man sich (mit englischen Untertiteln) in einer Dokumentation anschauen, die ich bereits in einem früheren Beitrag erwähnt habe. Diese ist jedoch immer wieder sehenswert und sehr informativ.
Erfolgsfaktoren und Auswirkungen
Little Witch Academia war ein großer Erfolg und hat viele Fans gewonnen. Dies lag nicht nur an der faszinierenden Geschichte, sondern auch an der hochwertigen Animation und der schönen Musik. Der Anime war so beliebt, dass er später sogar eine Fortsetzung und einen eigenen Manga erhielt.
Zudem hat Little Witch Academia das „Anime Mirai“-Projekt noch bekannter gemacht und dazu beigetragen, junge japanische Animatoren zu fördern. Auch für das Animationsstudio TRIGGER war es ein wichtiger Meilenstein und hat dazu beigetragen, seinen Ruf in der Branche zu festigen.
Andere Projekte hinderten die Fortführung von Little Witch Academia.
Nach der Ausstrahlung des ersten Kurzfilms, der u.a. auf dem offiziellen YouTube-Account mit englischen Untertiteln zu finden war, wurde es ruhig um LWA, da sich Studio TRIGGER unter anderem mit dem Anime Kill la Kill sowie den Projekten der „Japan Animator Expo“ beschäftigte. Trotz der Einmaligkeit des „Anime Mirai“ war die Nachfrage so groß (vor allem im Westen), dass entschieden wurde, mithilfe der Fans und Crowdfunding durch Kickstarter eine Art Sequel zu produzieren. Die Finanzierung begann am 9. Juli 2013 und ging bis zum 9. August. Das Ziel war eine Gesamtsumme von 150.000 $, welche bereits am Starttag erreicht wurde. Am Ende der 30 Tage standen 625.518 $ zu Buche, welche von knapp 8.000 Fans finanziert wurden.
Der zweite Film The Enchanted Parade wurde am 9. Oktober 2015 veröffentlicht und hatte eine Laufzeit von 53 Minuten – ungefähr doppelt so lang wie der erste Film.
Die deutsche Animebeschreibung zum zweiten Film:
Wegen eines vermasselten Experiments im Unterricht bekommen Akko, Sucy und Lotte als Strafaufgabe aufgebrummt, die diesjährige Hexenparade zu organisieren. Eine Strafe ist es deswegen, weil die Tradition gebietet, dass man durch die Parade an die Zeit der Hexenverfolgung erinnert. Das geschieht zwar mehr oder weniger auf spielerische Weise, aber die „Freiwilligen“ werden dennoch im Laufe der Veranstaltung reichlich mit Obst und Gemüse beworfen. Akko findet dieses archaische und deprimierende Konzept natürlich absolut bescheuert und beschließt, mit ihren Freundinnen und drei weiteren zu dieser Aufgabe verdonnerten Schülerinnen, durch die Parade den Bewohnern der Stadt zu zeigen, wie großartig Magie ist. Dabei hat sie aufwändige Effekte, Feuerwerk und umfassendes Unterhaltungsprogramm im Sinn, im Stil ihres großen Vorbilds Shiny Chariot. Als problematisch erweist sich jedoch, dass den Hexen in der Stadt die magische Energie recht schnell ausgeht, da sie nur in der Akademie, innerhalb des Einflussbereichs des Sorcerer’s Stone, ungehindert zaubern können. Aber Akko wäre nicht Akko, wenn ihr nicht auch dafür eine Lösung einfallen würde …
Endlich die Ankündigung einer TV-Serie
Nach dem Anime Space Patrol Luluco wurde eine TV-Serie der Reihe angekündigt. Diese ist 25 Episoden lang und auf Netflix streambar. Wer gerne sammelt, dem empfehle ich die Deluxe-Version auf Amazon – allerdings nur mit englischen Untertiteln.
Die TV-Serie war zwar hinsichtlich der Verkaufszahlen enttäuschend (knapp 3.000 Exemplare wurden verkauft – verteilt auf 9 Volumes), doch hat Yoh Yoshinari bereits bekannt gegeben, er würde gerne eine zweite Staffel sowie mehrere Spin-Offs produzieren. Auch ein Videospiel namens Little Witch Academia: Chamber of Time wurde entwickelt, welches am 22. Mai 2018 auf PS4 und PC veröffentlicht wurde. Dazu wird in der gegebenen Zeit ebenfalls eine Review kommen.
Little Witch Academia kann man eigentlich nur als Erfolgsgeschichte betiteln – besonders für ein junges Studio wie TRIGGER ist der Erfolg immens, und die Zukunft wird zeigen, ob die Reihe weiterhin die Fans so verzaubert, wie die bisherigen Titel.
Ich hoffe, euch hat der kurze Einblick in das Young Animator Project und Little Witch Academia gefallen. Was zunächst als Analyse zu LWA geplant war, ist durch die Erwähnung des YAP relativ in den Hintergrund gerückt – ich hoffe, ich konnte hiermit ein gutes Mittelmaß finden.
2 Antworten
Ein netter Einblick in das Young Animator Project, der sicherlich ziemlich nützlich ist, da bei uns wohl nicht so viele Leute wissen, dass es so etwas überhaupt gibt. Ich hab halt nur wieder das Problem, dass ich klar nicht die Zielgruppe war, da du doch sehr oberflächlich geblieben bist und auch nur auf einen der Titel des Projektes wirklich etwas mehr eingegangen bist. Somit wusste ich im Voraus schon alles aus diesem Beitrag. Also, nicht unbedingt Kritik, aber ich wollte es nicht unausgesprochen lassen.
Ich hatte wie geschrieben das Problem gehabt, das ich eigentlich mehr über LWA schreiben wollte – was aber durch das Young Animator Project irgendwie relativiert wurde und ich dann nicht zuu sehr auf LWA eingehen wollte. Kriegt LWA dann wohl einen seperaten Eintrag, was die Faszination ausmacht