The Legend of Heroes: Trails in the Sky und The Legend of Heroes: Trails of Cold Steel kommen im westlichen Raum nicht über das Prädikat des Geheimtipps hinaus. In diesem Artikel möchte ich euch näherbringen, dass hinter der Reihe ein großartiges JRPG steckt und zeigen, warum man die Reise in ihre Welt beginnen sollte.
Bevor ich jedoch zur eigentlichen Erklärung komme, möchte ich einige Dinge erwähnen.
Trails erklärt: Ein riesiges, verknüpftes Universum
Denn wer nach The Legend of Heroes sucht, wird praktisch von Spielen aus dem Franchise erschlagen. Weniger bekannt ist, dass es sich bei der Spiele-Reihe um ein Spin-Off der The Legend of Heroes-Spiele handelt, die wiederum ein Ableger von Dragon Slayer sind, einem der ältesten japanischen PC-Action-Rollenspiele. Das Erstlingswerk stammt aus dem Jahr 1984.
Sowohl Dragon Slayer als auch The Legend of Heroes werden vom japanischen Studio Nihon Falcom entwickelt. Die 1981 gegründete Werkstatt gilt neben Square und Enix (also vor der Fusion) als Wegbereiter der japanischen Rollenspiele (JRPGs) und Action-Rollenspiele. Seit dem Erscheinen des Erstlingswerks ist Nihon Falcom vor allem mit den Spielen Ys und Trails (in Japan: Kiseki) betraut.
Dieser Artikel befasst sich mit dem seit 2004 existierenden Trails-Universum. Alle zuvor erschienen Titel sind unabhängig von Trails zu betrachten. Aktuell sind folgende Spiele spielbar oder angekündigt:
Liberl-Kapitel |
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The Legend of Heroes: Trails in the Sky | PC (Steam, GOG.com) |
The Legend of Heroes: Trails in the Sky 2nd | |
The Legend of Heroes: Trails in the Sky the 3rd | |
Crossbell-Kapitel |
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The Legend of Heroes: Trails from Zero |
PC, PS4, Nintendo Switch |
The Legend of Heroes: Trails to Azure |
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Erebonia-Kapitel |
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The Legend of Heroes: Trails of Cold Steel | PC (Steam, GOG.com) PS4, Nintendo Switch |
The Legend of Heroes: Trails of Cold Steel II | |
The Legend of Heroes: Trails of Cold Steel III | |
The Legend of Heroes: Trails of Cold Steel IV | |
Konklusion von Liberl-, Crossbell-, Erebonia-Kapitel
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The Legend of Heroes: Trails into Reverie |
PS4, PS5, Nintendo Switch |
Calvard-Kapitel |
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The Legend of Heroes: Trails Through Daybreak |
Sommer 2024 für PC, Nintendo Switch, PS4, PS5 |
The Legend of Heroes: Kuro no Kiseki Ⅱ -CRIMSON SiN |
TBA |
Alle genannten Spiele haben eine fortlaufende Geschichte. Da die Rahmenhandlung in einem Zeitraum von (derzeit) fünf Jahren stattfindet, kann es sein, dass ein Charakter, der in einem Kapitel vorkommt, in einem späteren Kapitel eine größere Rolle spielt.
Chronologisch betrachtet markieren die Titel der Liberl-Trilogie den Beginn der Geschichte, während das Erebonia-Kapitel die Geschichte abschließt. Die Crossbell-Titel spielen dazwischen. Danach gibt es noch den Übergangstitel Hajimari no Kiseki sowie Kuro no Kiseki, die ich zum Calvard-Kapitel zähle. Beide Titel sind im Westen noch nicht erschienen.
Worum geht es in Trails?
Wie bereits erwähnt, handelt es sich bei Trails um mehrere in Kapitel unterteilte Geschichten, die in der fiktiven Welt von Zemuria spielen. Die Welt von Zemuria hat eine lange Geschichte, darunter die Vernichtung der sieben Fraktionen der zemurischen Zivilisation, die 1200 Jahre vor den Ereignissen der Trails-Spiele stattfand. Nach diesem Ereignis folgte eine über 500 Jahre dauernde dunkle Zeit in Zemuria, die durch das Erscheinen einer monotheistischen Religion endete. Der Glaube an die Göttin Aidios wurde die meistverbreitete Religion in der Welt von Zemuria und markierte den Beginn des septischen Kalenders, der Zeitrechnung in Trails mit dem Jahr 0. Durch die Entdeckung der sogenannten Orbmente im Jahr 1150 begann die orbale Revolution, die es verschiedenen Nationen ermöglichte, massiven Wohlstand zu erlangen. Trails knüpft mit Trails in the Sky im Jahr 1202 an diese Vorgeschichte an. Im Laufe der elf Spiele umfassenden Geschichte erlebt der Spieler politische Machtkämpfe, Kriege und den Alltag verschiedener Charaktere aus den unterschiedlichsten Ländern Zemurias.
So begleitet man in Trails in the Sky Estelle und Joshua Bright, die die Bürger von Liberl mithilfe der „Bracer“, einer Art Söldnergilde, beschützen möchten. Im Crossbell-Kapitel, Zero und Ao no Kiseki, verfolgen wir Lloyd Bannings, wie er die Aufgaben der neu gegründeten Sondereinheit der Crossbell-Polizei übernimmt. In Trails of Cold Steel erleben wir die Ausbildung von Rean Schwarzer in einer Militäreliteschule. Jeder der Charaktere erlebt seine eigenen, schicksalhaften Begegnungen mit Konflikten.
Es werden Themen wie die Militarisierung von Ländern, Propaganda, Korruption der Regierung, aber auch Rassismus und Faschismus behandelt.
Wieso sollte man sich mit Trails befassen?
Trails ist wahrlich keine Reihe, die innerhalb eines Wochenendes beendet werden kann. Mit einer durchschnittlichen Spieldauer von bis zu 75 Stunden pro Titel sitzt man an der Reihe sehr lange. Dass es sich lohnt, hat mehrere Gründe.
Zemurias detailliertes Universum
Was für viele Spiele ein großer Negativpunkt ist, nutzt Trails klar für sich zum Positiven. Dank des gemächlichen, gar schon langsamen Einstiegs in die Welt von Zemuria lernt man deren viele Facetten kennen. Das Trails-Universum umfasst unglaublich viel (unvertonten, englischen) Text. Nicht nur gibt es dutzende optionale Bücher zu entdecken und zu sammeln. Viele Eigenbegriffe oder Vorkommnisse, etwa aus der Zeit des großen Kollaps, können nachgelesen und verstanden werden. Das Geschichtenuniversum von Trails ist riesig und wird mit jedem fortlaufenden Spiel nicht nur in der Größe erweitert, sondern auch vertieft.
Die Spielmechaniken unterstützen die Etablierung dieses Universums. In Trails in the Sky begleitet man Estelle und Joshua Bright, die als „Bracer“, einer Art Söldnergilde, die Bürger von Liberl beschützen möchten. Dabei erledigt man (optionale) kleinere und größere Aufträge in der Umgebung und bekommt direkt mit, wie sich die Menschen in Liberl verhalten und leben. Durch Interaktionen mit den Bewohnern erfährt man vieles über politische Ansichten, Geschehnisse und mehr. Das Spieltempo ist zwar stark reduziert, aber der Spieler baut eine größere Bindung zum Universum auf und es wird gezeigt, dass man auch nur ein kleiner Teil eines großen Ganzen ist. Da die Spiele unterteilt sind, kann man direkt nachvollziehen, wie die Charaktere durch die verschiedenen Levelbegrenzungen über sich hinauswachsen.
Das bringt uns zum Punkt der Charaktere.
Riesige Auswahl an Charakteren, auch abseits der Haupttruppe
Ein besonderes Merkmal der Serie sind die Charaktere. Die wichtigsten sind zwar oft ein Spiegelbild bekannter (Anime-)Tropen, aber bei jeder wichtigen Figur gibt es eine erkennbare Entwicklung der Persönlichkeit. Dadurch wachsen viele Charaktere in den Spielen über ihre eigentlichen Rollen hinaus, unabhängig davon, welches Geschlecht sie haben. Praktisch jeder Charakter ist auf seine Art sympathisch. Außerdem schafft es die Reihe bei fast allen Spielen, bestimmte Personen in den Fokus zu rücken, ohne dabei die anderen zu vernachlässigen.
Eine besondere Erwähnung verdienen auch die nicht spielbaren Charaktere, also NPCs. Quasi jeder Charakter mit Namen hat seine ganz eigene Geschichte zu erzählen, wodurch die Welt sehr lebendig wirkt. Dank der langen Spielzeit und der Anzahl der Spiele sind diese auch sehr detailliert und unterhaltsam geschrieben. Die vielen optionalen Dialoge werden dadurch nicht langweilig oder ermüdend. Ein positives Beispiel für einen NPC ist Anton, ein aus Liberl stammender Reisender, den man zum ersten Mal in Trails in the Sky kennenlernt. Er sucht die wahre Liebe und man trifft ihn in jedem Trails-Spiel wieder, wie er versucht, diese Aufgabe zu meistern.
Charakterbindung ähnlich wie in Persona
Zuerst eingeführt im Crossbell-Kapitel, sind vor allem die sogenannten „Bonding-Events“ in den Spielen um Rean Schwarzer in Trails of Cold Steel ein besonderes Gimmick. Bei diesen optionalen Ereignissen ist es möglich, mehr über bestimmte Charaktere, wie etwa Hintergrundinformationen, zu erfahren. Damit wird auch die Beziehung untereinander gestärkt, was in den späteren Spielen durchaus im Gameplay von Vorteil sein kann.
Komplexes Kampfsystem lädt zum Experimentieren ein
Trails ist ein klassisches JRPG, bei dem die Kämpfe rundenbasiert ausgetragen werden. Aber es ist möglich, dass Charaktere sich im Kampf bewegen können, um Flanken- oder hinterhältige Angriffe zu ermöglichen. Man kann sich zudem mit anderen Charakteren „verbinden“, um besonders starke Angriffe auf den Gegner loszulassen. Spieltiefe gibt es durch die sogenannten Orbmente. Jeder im Kampf spielbare Charakter kann mit Edelsteinen (Quartz) Attacken und Fähigkeiten nutzen. Diese haben oft verschiedene Stufen. Auch sind nicht nur aggressive Techniken möglich, sondern auch passive in Form von Statusveränderungen und Heilung sind in großer Anzahl vorhanden und bieten so mannigfaltige Anpassungsmöglichkeiten. Außerdem gibt es Waffen und Rüstungen zu kaufen, die die Angriffe verstärken. Im Gegensatz zu allerlei Extra-Kleidung ergeben diese aber keinen sichtbaren Unterschied.
Damit aber nicht genug. Wer genug vom Kämpfen hat, kann diverse Minispiele spielen, wie etwa Kartenspiele mit großem Suchtpotenzial oder Angeln, was ebenfalls diverse Boni mit sich bringt. In einem Teil der Erebonia-Reihe gibt es außerdem die Möglichkeit, zu snowboarden. Natürlich wäre es kein JRPG, wenn man auch nicht auch kochen könnte. Immerhin ist es in Trails möglich, auch „misslungene“ Rezepte im Kampf zu verwenden.
Viele musikalische Höhepunkte
Für viele Fans sind japanische Spiele ohne einen guten Soundtrack undenkbar. Und auch hier enttäuscht Nihon Falcom nicht. Denn das Entwicklerstudio gründete 1988 unter der Führung von Mieko Ishikawa eine eigene Untergruppe, das Falcom Sound Team jdk, welches seitdem jedes Nihon Falcom Spiel mit Musik untermalt. Dabei ist es egal, ob es sich um die Opening-Sequenz oder die Begleitmusik handelt. Aktuelle Hörbeispiele bekommt ihr hier und hier. Die Variation ist groß: vom Sound einer klassischen Band (Bass, Gitarre, Schlagzeug) bis hin zu Orchestern, von fröhlicher Begleitmusik bis hin zu Bosskämpfen.
Ein Sog, dem man nicht schnell entkommt
Seitdem ich 2016 das erste Mal Trails in the Sky gespielt habe, bin ich hin und weg. Auch bei mir war eine große Skepsis vorhanden, denn solche Spiele sind oft ein Hit or Miss. Zum Glück wurde ich eines Besseren belehrt, und nun fiebere ich jedem Titel im Westen entgegen. Klar, die etwas angestaubte Optik kann durchaus ein Dorn im Auge sein. Sobald man sich aber mit dem Spiel und der großartigen englischen Lokalisierung befasst hat, kommt man nicht so schnell davon los. Auch das teilweise sehr langsame Spielgefühl, gepaart mit der Tatsache, dass nur englische Texte vorhanden sind, kann mit Sicherheit nicht jedem gefallen. Sind diese Grenzen jedoch überwunden, bekommt man eine große Anzahl an Spielstunden, die man nicht mehr missen möchte.