Warum A.I.C.O. als Videospiel besser funktioniert hätte

Mit A.I.C.O. Incarnation hat Netflix den dritten Anime der selbst deklarierten Anime-Offensive gestartet. In diesem Beitrag möchte ich näher auf den Anime eingehen und erläutern, warum die Serie besser als Videospiel funktioniert hätte.

Die 12-teilige Serie wurde von BONES produziert (bekannt für Anime wie My Hero Academia, Darker than Black und Noragami) und wurde am 09.03.2018 auf Netflix veröffentlicht. Obwohl die Serie insgesamt als „solide“ bezeichnet werden kann, ist mir beim Anschauen aufgefallen, dass die Voraussetzungen sowie der komplette Storyverlauf wunderbar als Videospiel, genauer gesagt als Rail-Shooter, funktionieren würden.

In diesem Beitrag gehe ich auf die Prämisse sowie auf diverse Szenen ein, die mehr oder weniger storyrelevant sind. Ich gebe trotzdem eine Spoilerwarnung heraus.

Die Definition von Rail-Shootern

Rail-Shooter sind eine Unterkategorie von sogenannten Shoot ‚em ups (bei denen man meist ein Flugzeug/Raumschiff steuert und viel ballert; als wegweisenden Titel kann man hier Asteroids! nennen). Im Gegensatz zu Shoot ‚em ups ist man bei einem Rail-Shooter hinsichtlich der Bewegung eingeschränkt – man kann nur die Waffe bewegen, mehr nicht. Selbst das Umschauen oder das genauere Erkunden der Umgebung ist bei Railshootern nicht möglich. Die einzige Bewegung, die bei Railshootern stattfindet, ist, wenn man den aktuellen Bildschirm „beendet“ hat (d. h. alle Gegner besiegt und zum nächsten Raum geht). Es gibt zwar einzelne Entscheidungsmöglichkeiten, doch sind diese sekundär, da sie selten die Geschichte beeinflussen. Um das Spielprinzip genauer zu erklären, empfehle ich, sich selbst davon ein Bild zu machen. Hierfür verlinke ich nun einen relativ aktuellen Titel: Until Dawn: Rush of Blood, das 2016 für die PlayStation erschienen ist.

Natürlich muss man auch die Variationen erwähnen, die es vor allem in Japan gibt: Lightgun-Shooter.

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Silent Scope als Arcade-Variante aus dem Jahre 2000.

Diese sind ebenfalls eine angepasste Variation – ähneln den Rail-Shootern eigentlich 1:1, jedoch wird hier mit einer Waffenimitation geschossen. Diese ist meist dem Arcade-Spiel angepasst – von Pistolen bis hin zu Maschinenpistolen oder auch Scharfschützengewehren ist alles vorhanden.

Shoot ‚em ups und Rail-Shooter sind selbst ziemlich japanisch und eigentlich fast einen Beitrag wert, doch möchte ich nun den Fokus auf A.I.C.O. legen.

(Das Opening ist übrigens klasse!)

Schon das Opening zeigt diverse Merkmale, die man perfekt auf ein Videospiel übertragen kann, wie die Kampfzüge, der Mecha oder am deutlichsten die Karte.

Weshalb die Serie als Spiel besser funktionieren würde

Um meine Aussage, dass A.I.C.O. als Spiel besser funktionieren würde, zu erläutern, möchte ich verschiedene Standpunkte aufzeigen.

Die Welt von A.I.C.O.

Das Worldbuilding erlaubt eine level- oder stufenweise Exposition, wenn die Serie als Videospiel umgesetzt würde. Da die Dämme im Anime als Knotenpunkte dienen, wäre es möglich, diese neben der Proviantaufstockung als Interaktionsmöglichkeit für das achtköpfige Team zu nutzen. Dadurch könnte man sich besser mit den Ereignissen identifizieren. Der Einstieg, der im Anime sehr schnell ins Geschehen wirft, könnte als Tutorial genutzt werden.
K2 und K3Die wenigen Punkte und Situationen abseits der Hauptgeschichte, wie das Bürogebäude des CAAC, könnten als Zwischensequenzen dienen.

Die Einheiten schreien nach Multiplayer

Durch das Erkundungsteam im Anime wäre es als Videospiel möglich, verschiedene Klassen zu entwickeln oder sogar einen Multiplayer-/Coop-Titel zu kreieren. Jeder Charakter im Anime besitzt relativ wenig Tiefe, die im Spiel besser ausgearbeitet werden könnte. Insbesondere die Charaktervorstellung wirkt im Anime sehr gehetzt.

Die Kampfszenen, die Mecha-ähnliche Roboter und raketenangetriebene Schuhe beinhalten, eignen sich als Videospiel perfekt, um Gegner wellenartig zu besiegen, da es praktisch nur nach vorne geht. Deshalb würde ein Railgun-Shooter gut passen, da vorgefertigte Wege die Möglichkeit bieten, verschiedene Routen zu nehmen und dabei Gegner zu besiegen.

Die verschiedenen Gegnertypen, die nach jedem Damm in veränderter Form erscheinen und die Munition anpassen müssen, eignen sich ebenfalls gut als Videospiel.

Fazit

Alles in allem bietet A.I.C.O. Incarnation kurzweilige Sci-Fi-Action mit Anlehnung an Themen, die Ghost in the Shell (1995) groß gemacht haben, ist aber insgesamt durchschnittlich. Als Videospiel hätte A.I.C.O. definitiv mehr Potenzial gehabt, da vieles im Anime bereits nach einem solchen Konzept wirkt.

Ich hoffe, euch hat dieser Beitrag gefallen. Diese Idee geistert mir schon seit dem Anschauen im Kopf herum, ich hoffe, meine Gedanken sind einigermaßen verständlich dargestellt.

Wie seht ihr das? Gibt es Anime, die ihr lieber als Videospiel gesehen hättet? Wie hat euch A.I.C.O. gefallen?

3 Antworten

  1. Das Thema ist jetzt ein bisschen schwer für mich einzuschätzen, da ich den Anime halt nicht gesehen habe, aber aus deinem Text kann ich definitiv entnehmen, dass das grobe Konzept wohl auch als Videospiel funktioniert hätte. Ob es dabei besser gewesen wäre, ist wirklich nur schwer einzuschätzen. Nur so nebenbei, am Anfang sagst du noch, dass der Anime auch gut als Videospiel gepasst hätte, während du mitten im Text drehst und sagst, dass es besser gepasst hätte. Vielleicht passt du das noch am Anfang an, da deine Meinung ja ist, dass es besser gewesen wäre.

    Ich denke deine Argumente hätten auch noch gerne deutlich mehr Tiefgang haben können. Das vielleicht beste Beispiel dafür ist, wenn du kurz vor Schluss sagst, dass man die verschiedenen Gegnertypen auch gut in einem Videospiel hätte umsetzen können. In Bezug auf das Thema deines Artikels wäre es sicher gut gewesen zu erwähnen, wie man diese dann umsetzen würde und viel wichtiger WARUM das in einem Videospiel besser ist. Ansonsten kann ich nur noch sagen, dass dein Argument in Bezug auf z.B. die Charaktere auch so abgeändert werden könnte, dass der Anime einfach mehr Episoden gebraucht hätte und ich daraus nicht wirklich schliessen kann, warum es ein Spiel hätte sein müssen um das Ganze besser zu machen.

    Also, alles in allem ein interessantes Thema, aber mehr Tiefgang hätte nicht geschadet.

    1. Wenn du ihn dir anschaust: Die ersten 4, 5 Folgen sind mit deutscher Sprachausgabe relativ meh, das wird aber besser. Nicht abschrecken lassen!

      Danke, das muss ich noch umändern.

      Mir ist es durchaus bewusst das es mehr Tiefe gebraucht hätte, allerdings wollte ich nicht den Beitrag mit zuvielen Bildern „zukleistern“.

      Die Charaktertypen im Anime sind durch die verschiedenen Waffetypen sowie Farben perfekt für Videospiele geeignet, da man dies für ein Klassensystem wie z.B. dem Scout oder Engineer (wie in Battlefield) verwenden konnte. So ist es möglich, die Charaktere auch individueller aussehen zu lassen -> eventuell mehr Tiefe.

      Ich denke ich werde dieses Klassensystem noch genauer erläutern, denke das dass zu Missverständnissen führen kann..

  2. Ich fand den Anime gar nicht so schlecht (auch wenn er viele Fragen auf wirft).
    Mich hat er zum Nachdenken gebracht,aktuell habe ich vor 3 Tagen den Anime durch geschaut und noch immer gibt er mir zu denken.
    Am meisten beschäftigt mich die Fragen was macht dich Lebendig/Menschlich? Wo hört die Kopie auf? Wo fängt das Invidum an?
    Desweiteren erinnert mich der Anime an :Detroit become human,was meine Meinung eventuell beeinflusst.

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