Vom 11. bis 13. Oktober fand die Polaris 2024 in Hamburg statt. Hier erfahrt ihr, ob die Messe einen Besuch für euch wert ist!
Eine junge Convention
Ihr habt noch nie von der Polaris gehört? Kein Problem, denn sie findet in dieser Form erst zum dritten Mal statt. Während beim Debüt „nur“ 10.000 Besucher anwesend waren, kamen in dieser drei Tage umfassenden Ausgabe schon 40.000 Besucher.
Der größte Unterschied zu anderen Messen liegt vermutlich in der Organisation und dem Fokus der Con: Während die AnimagiC von einem Fachmagazin geleitet und die Connichi vollständig von Ehrenamtlichen geführt wird, steht bei der Polaris die Medienagentur Super Crowd Entertainment dahinter. Dadurch wirken viele Bereiche unheimlich professionell geführt.
(K)eine normale Messe
Dadurch ergibt sich vielleicht eine der größten Besonderheiten und Vorteile gegenüber anderen Conventions: Die Polaris hat eine eigene App! Diese dient nicht nur zur Orientierung mit einer interaktiven Karte, sondern ermöglicht es auch, einen eigenen Avatar zu erstellen und über eine digitale Schnitzeljagd Preise zu gewinnen – sehr cool!
Schade ist allerdings, dass die App abseits der Schnitzeljagd für viele Funktionen eine Internetverbindung benötigt, da man auf die externe Polaris-Webseite weiterleitet. Eine „All-in-One“-Lösung, die man auch Offline verwenden könnte, wäre hier deutlich praktischer gewesen. Gerade am Samstag waren die Ladezeiten schon sehr nervig.
Nun gab es bereits viele Informationen, die nicht direkt mit der Messe selbst zu tun hatten. Doch wie war die Polaris 2024 nun?
Zunächst lässt sich sagen, dass die Polaris ihre Themenbereiche geschickt aufgeteilt hat. Direkt nach dem Eingangsbereich befand sich der Neo Taki-Bereich, komplett dem Anime- und Mangasegment gewidmet. Hier fanden sich sowohl lokale Händler, die auf anderen Conventions selten anzutreffen sind, als auch die bekannten Namen der Szene – eine kleine, aber feine (und ausbaufähige) Auswahl. Ein besonderes Highlight, vor allem am besucherstarken Samstag, war die Bühne, auf der NinotakuTV die fast vollständig anwesende deutsche Synchronbesetzung der One Piece-Animeserie zu einem Q&A und weiteren Programmpunkten empfangen durfte.
Nach dem Anime-Fokus wurde es fantastisch: Im Valdhaym-Bereich erwartete die Besucher ein großes Angebot an Tabletop-Tischen, bei der man allerlei Spiele selbst ausprobieren konnte. Dieser Bereich teilte sich die Halle mit einer Auswahl von Kunstschaffenden in der Artist Alley. Die Stände wirkten im Vergleich zu anderen Conventions allerdings etwas klein und beengt – ich kann mich da aber auch irren.
Anschließend konnte man sich im Munchi Markt niederlassen und eine Essenspause einlegen – natürlich zu den klassischen Messepreisen. Hier gab es jedoch einen großen Unterschied zu anderen Messen in Deutschland: Es gab keinerlei Beschränkungen für die Mitnahme von Essen oder Getränken. So waren wir zu dritt unterwegs, hatten mehrere Literflaschen Wasser und diverse Backwaren dabei und wurden auch nicht kontrolliert. Auch auf der Website fanden sich diesbezüglich keine Einschränkungen. So oder so, das machte die Polaris, gerade was die Verpflegung anging, sehr angenehm. Wer jedoch gewillt war, Geld auszugeben, konnte dies unter anderem bei einem Barista-Team tun, die mit Milchschaum kunstvolle Motive auf die Heißgetränke der Wahl zaubern konnte.
Der Markt diente außerdem als Zugang zum Retro-Markt, wo man allerlei alte Hardware und Videospiele kaufen konnte. Dabei fiel auf, dass der Messe-Platz oft nicht optimal genutzt wurde. Denn obwohl sich der Markt im ersten Stock befand, machten die Verkaufsstände vielleicht nur 40 % der Fläche aus; der Rest war Freifläche zum Entspannen. Und auch sonst gab es sehr viel Bewegungsfreiheit und Sitzmöglichkeiten; vielleicht bedingt durch die wenigen Aussteller.
Über separate Ein- und Ausgänge gelangte man über den Innenhof (inklusive weiterer Essensbuden) in die als Sandbox und Cyberdome bezeichneten Bereiche. Während ersterer vor allem für Content Creator auf Twitch, YouTube & Co. interessant war, beherbergte der Cyberdome die große Hauptbühne der Messe. Zudem präsentierten sich einige Aussteller wie Capcom und Nintendo, bei denen man aktuelle und kommende Hits anspielen konnte.
Den Content Creatorn ganz nah
Wenn man sich das Programm der Hauptbühne anschaut, wird der eigentliche Fokus der Polaris deutlich: Content Creator auf Twitch, YouTube und Co.
Denn seien wir ehrlich: Vieles, was ich bisher geschrieben habe, findet man auch auf anderen Messen. Der größte Unterschied? Die Größe! Und wie viel Platz den einzelnen Themenbereichen eingeräumt wird.
Die Polaris rückt jedoch diejenigen ins Rampenlicht, die täglich Hunderte oder Tausende Menschen live auf Twitch oder YouTube unterhalten. Es sind keine „klassischen“ Stars wie Schauspieler, Synchronsprecher oder Mangaka im Fokus. Viele von ihnen schlendern durch die Messe, haben immer die Kamera dabei und streamen live auf Twitch. Programmpunkte der Hauptbühnen waren oft Formate von Content Creatorn, nur eben als Live-Ausgabe. Allerdings mit viel Interkation zum Publikum.
Wenn ihr also überlegt, die Polaris zu besuchen, solltet ihr euch folgende Fragen stellen: Seid ihr aktiv auf YouTube und Twitch? Verfolgt ihr viele Live-Streams und möchtet diese Personen vielleicht sogar Mal treffen? Dann ist die Polaris definitiv die richtige Messe für euch, denn damit könnt ihr auf der Polaris problemlos zwei bis drei Tage verbringen.
Möchtet ihr hingegen Merchandise und Manga-Neuheiten kaufen und euch interessieren „G-Promis“ nicht? Dann empfehle ich einen Tagesbesuch am Freitag. In den acht Stunden, in denen die Messe geöffnet ist, habt ihr die beste Möglichkeit, verschiedene Artikel einzukaufen. Die Auswahl der Händler ist, wie bereits erwähnt solide, aber ausbaufähig. Allerdings gab es einige Exoten, die man sonst nur auf der GamesCom angetroffen hätte.
Kritikpunkte
Ärgerlich ist jedoch, dass die Händler nicht genau überprüft wurden, was sie anbieten. So konnten ich und andere Branchenkollegen am Freitag ohne Probleme Bootlegs in Form von Anime-Figuren und Mauspads erkennen. Immerhin reagierte die Organisation nach einer Beschwerde schnell, und die betreffenden Stände waren bereits am Samstag nicht mehr auffindbar.
Unschön sind auch die vielen Choke-Points am überfüllten Samstag. Jede Halle hatte in der Mitte Rolltreppen, die in die (abgesperrten) ersten Stockwerke führten. Der Besucherstrom wurde jedoch stets genau zwischen diese Treppen geleitet. Auch wenn die Polaris dafür nichts kann, wäre eine bessere Verteilung sinnvoll, beispielsweise durch mehr Ausweichmöglichkeiten im Innenbereich der Hamburger Messe.
Zu guter Letzt gibt es als presseakkreditierter Besucher noch etwas zu bemängeln: Die Kommunikation im Vorfeld ist ausbaufähig. Zunächst wurde mir am Freitag, als ich meinen Badge abholte, mitgeteilt, dass ich trotz Akkreditierung nicht früher rein darf. Als ich am Samstag jedoch einfach mal versucht habe, ging der Check-in mit QR-Code problemlos, und ich konnte das Gelände 30 bis 45 Minuten früher betreten.
Auch gab es Bereiche, die für mich tabu waren, etwa die YouTube-Corner. Gerade bei einer Messe, die zahlreiche YouTube- und Twitch-Personen anzieht, wäre es ideal gewesen, auch außerhalb von Terminen mit ihnen in Kontakt zu treten. Sogar die freiwilligen Helfer zeigten dafür kein Verständnis, als ich sie darauf ansprach.
Für wen lohnt sich die Polaris?
Alles in allem würde ich sagen, dass sich ein Besuch der Polaris vor allem dann lohnt, wenn man im Streaming tief drinsteckt. Das ist der größte Selling Pointder Messe, und das Programm ist wirklich stark darauf ausgelegt. Auch alle anderen werden ihren Spaß haben, jedoch fehlt es an Angeboten für diejenigen, die nicht so tief in dieser Materie stecken. Es gibt eben viel zu wenig Abwechslung bei den Verkaufsständen und im restlichen Programm. Für diese Besucher ist ein einzelner Tagesbesuch empfehlenswert.
Man darf also gespannt sein, was die Medienagentur für die nächste Ausgabe in petto hat. Ich werde auf jeden Fall wieder am Start sein, denn ich bin in viel zu vielen Rabbitholes unterwegs.