Wenn Anime-Produktionen scheitern: Eine Analyse von 5 bekannten Titeln

Als Konsument fallen Fehler, die in einer Anime-Produktion passieren, eher nur beiläufig auf – wenn überhaupt, denn diese werden oft nicht öffentlich bekannt. Mit diesem Beitrag möchte ich euch eine kleine Übersicht einiger Anime bieten, die mehr oder weniger Probleme in der Produktion hatten und was daraus resultierte.

Teil 7 meiner Reihe „Die Produktion eines Anime

Viele Negativbeispiele vorhanden

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Märchen Mädchen | 2018 | Nach 10 Episoden auf Eis gelegt

Das aktuellste Beispiel dürfte wohl Märchen Mädchen sein. Die Light-Novel-Adaption aus dem Hause Hoods Entertainment (Drifters, Mysterious Girlfriend X, Aki Sora) war seit der Planung als „Multimedia-Projekt“ angedacht. Das Problem hierbei war nicht nur das zu gering eingeschätzte Budget, sondern auch dass viele Aufträge mit Outsourcing betrieben wurden (z.B. das Zeichnen von Keyframes). In diesem Fall jedoch war die Qualität, die zugesendet wurde, so mies, dass man teilweise das gegebene Material intern komplett neu zeichnen musste und dabei wertvolle Zeit verlor. Dies geschah zum Zeitpunkt, als die dritte Episode erschien.

Ein weiteres Problem war, dass man versuchte, vielen Neueinsteigern (Zeichnern, Schreibern etc.) die Chance zu ermöglichen, unter der Führung eines „altbekannten Profis“ an einer Anime-Produktion zu arbeiten. Da dieser aber aufgrund einer Krankheit mehrere Wochen ausgefallen ist und das Team dadurch nur aus Neueinsteigern bestand, war die Erweiterung des Chaos vorprogrammiert.

Die Produktion war ein Chaos

Aus dem Chaos ging hervor, dass die Key-Animations, die normalerweise durchgängig kontrolliert werden müssten, um Fehler zu vermeiden, in diesem Fall entweder nur fehlerhaft oder gar nicht nachbearbeitet wurden und somit „ungeschliffen“ ausgestrahlt wurden. Dies ging dann so weit, dass die Serie nach der achten Episode eine zweiwöchige Pause machen musste „damit die Qualität wieder steigt“. Gebracht hat es nichts – durch das Fehlverhalten diverser Personen und die Überforderung einzelner Jung-Animatoren wurden die restlichen Episoden auf Eis gelegt. Ob und wann die Serie noch beendet wird, ist unklar. Anbei noch zwei Beispiele aus der TV-Serie:

Ich versuche die kommenden Titel nach dem Alter zu erwähnen. Da Märchen Mädchen das aktuellste Beispiel ist, kommt nun ein (bekannter) Titel aus dem Jahr 2016.

Auch CG-Produktionen betroffen

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Berserk | 2016 | mit 12 Episoden abgeschlossen

Die Neuauflage des Mangaklassikers Berserk gehört wohl mitunter zu den berühmtesten Vertretern, was miserables CGI angeht. Auch hier waren Personalentscheidungen maßgeblich der Auslöser für das Endwerk.

Der Produzent von LIDENFILMS, dem Animationsstudio hinter Berserk, hatte anfangs die Idee, den Anime als 3D-Projekt zu visualisieren – mit der Hilfe des Studios GEMBA, welches zwar bei einigen Werbefilmen und kleineren Projekten mitgeholfen hatte, jedoch noch nie einen Auftrag in der Größenordnung einer TV-Animeserie hatte. Als Director hatte man sich jemanden geholt, der zwar mit 3D-Animationen vertraut war, jedoch nur auf der Kinoleinwand. Auch für den Director war somit die Form des TV-CGI ein komplett neues Terrain. Kurz und knapp stieß man mit der Vision des Directors, was die Verwirklichung von Berserk anging und den sehr begrenzten Fähigkeiten des Studios GEMBA, an das Maximum. So begann die Arbeit zwar 2015, und es wurde auch ein Teaser veröffentlicht, danach war das Projekt jedoch kurzzeitig pausiert, da man immer noch im Zwist war, wie denn nun Berserk aussehen soll. So geschah es, dass nach der offiziellen Ankündigung Anfang 2016 der komplette Fortschritt verworfen wurde. Schließlich hat man über 150 neue Charaktermodelle erstellt – dies passierte alles vier Monate vor der TV-Premiere! Zu guter Letzt reichte die studioeigene Hardware nicht aus, um den Detailgrad, der angestrebt wurde, zu verwirklichen. Massive Vereinfachung (und somit das Ergebnis, das wir kennen) war die Schlussfolgerung.

Die Zeit, die in der Produktion fehlte, wurde dann bei der Blu-Ray-Veröffentlichung wieder eingeholt – mit erheblichem Unterschied, was die optische Qualität betrifft:nu464h4h889y

Knappes Zeitmanagement ebenfalls ein Problem

Neben passender Hardware sollte man für die Verwirklichung eines Animeprojektes auch genügend Zeit einplanen. Das dies wichtig sein kann, zeigt das folgende Beispiel:

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Kekkai Sensen | 2015 | mit 12 Episoden abgeschlossen

Die Produktion lief hier ohne Probleme, die Fans feiern die sehr gelungene Umsetzung des Mangas – weshalb kommt der Titel in die Liste?

Nun, viele Serien werden während sie schon im TV laufen, noch produziert – wenn Folge Eins eines Anime läuft, ist man in Japan z.B. daran, Folge Sechs zu produzieren usw.

Schon bei der Planung des Anime wird vom TV-Sender, der den Anime exklusiv laufen lässt ein Slot zugewiesen (bzw. ausgehandelt), welcher dann mit einer jeweiligen Deadline (wann die Episode fertig produziert werden muss) belegt wird. Das zuständige Animationsstudio, hier Bones, hatte jedoch für die erste Staffel einen Vertrag mit 12 Episoden gemacht – bei der Produktion stellte sich dann heraus, das man die Serie unmöglich zufriedenstellend mit 25 Minuten pro Episode beenden kann, weshalb entschieden wurde, die letzte Folge mit Überlänge (45 Minuten) zu produzieren. Dies passte jedoch dem TV-Sender nicht, da die Zeit schon vorgegeben war und man zu dem Zeitpunkt nicht den Sendeplan ändern wollte. Dementsprechend wurde die Serie kurzzeitig pausiert, ehe dann zwei Monate später ein Sendeplatz gefunden wurde, welcher für eine Animefolge mit Überlänge passte.

Es passieren auch Verzögerung durch unbeeinflussbare Dinge:

puella-magi-madoka-magica-3477Puella Magi Madoka Magica | 2011 | mit 12 Episoden abgeschlossen

Als die Serie im Fernsehen lief, ereignete sich im März 2011 ein riesiger Tsunami, der die Fernsehstationen veranlasste, fast alle laufenden Produktionen zu pausieren. Nachdem der Tsunami abgeebbt war, kehrte nach und nach das reguläre Programm zurück – mit Ausnahme von Madoka Magica. Obwohl der Sender die Exklusivrechte an der Serie besaß, weigerten sie sich, sie wieder ins Programm aufzunehmen. Während das Studio SHAFT die Zeit nutzte und Feinarbeiten an den letzten beiden fehlenden Folgen vornahm, hatte der Sender nach knapp zwei Monaten ein Einsehen und veröffentlichte die Serie noch einmal regulär im Fernsehen. Als Grund für die Verzögerung könnte man anführen, dass die Synchronsprecherin von Kyubey, Emiri Katou, Traumata erlitten hatte, nachdem intern bekannt wurde, was Kyubey in Wirklichkeit für eine Figur ist und dass es sich bei Madoka Magica nicht um eine sanfte Mahou Shoujo-Serie handelte.

Doch es muss nicht nur am Animeteam liegen:

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Bus Gamer | 2008 | mit drei Episoden beendet

Die „Erfolgsgeschichte“ von Bus Gamer begann schon mit der Manga-Veröffentlichung. Der Verlag, der den Manga (1998 – 2001) vertrieb, ging nämlich pleite. Es wurden lediglich 11 Kapitel veröffentlicht, welche in einer „Pilot Edition“ u.a. im Westen durch Tokyopop (US) erschienen.

Zwar beteuert der Mangaka immer wieder, die Serie gerne weiter zu veröffentlichen, doch bisher wurde kein Verlag gefunden, der Interesse gezeigt hätte.

Auch das Originalwerk sollte genügend Stoff bieten

Nichtsdestotrotz entschied man sich 2007, eine Anime-Adaption aus jenen 11 Kapiteln zu machen. Das Resultat kann man schlichtweg als „Zeitverschwendung“ bezeichnen. Es werden viele Dinge angedeutet, die jedoch nie erklärt werden. Der Anime ist wie der Manga komplett unbrauchbar.

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The Twelve Kingdoms |2002| mit 45 Episoden beendet

The Twelve Kingdoms (oder auch Juuni Kokuki) hatte es als Light Novel schon schwer. Die Autorin begann 1991 damit, hatte aber oft – wie in der Branche üblich – mit Krankheiten zu kämpfen und musste daher oft pausieren. Trotzdem entschied sich Studio Pierrot im Jahr 2002, einen Anime zu produzieren. Ursprünglich war die Serie auf 68 Episoden ausgelegt – also 23 Episoden mehr als die tatsächliche Anzahl. Gründe für die Kürzung waren neben der Tatsache, dass man das Material eingeholt hatte, auch die Autorin selbst – sie wollte nicht, dass der Anime seinen eigenen Weg geht. Zudem wurde der damalige Charakterdesigner schwer krank, was dazu führte, dass der Anime nach 45 Episoden abgebrochen wurde. Diesen Umstand merkt man unter anderem daran, dass die letzte Episode mit einem Recap beendet wurde.

Wie ihr seht, kann es bei einer Anime-Produktion zu vielen verschiedenen Problemen kommen, mit verschiedenen Ausgängen. Ich könnte natürlich noch weiter in die Vergangenheit gehen und verschiedene Anime wie Neon Genesis Evangelion und Bubblegum Crisis nennen. Allerdings wollte ich den Beitrag nicht zu lang machen und habe es daher bei diesen 5 Titeln belassen.

3 Antworten

  1. Sehr interessantes Thema bzw. etwas, woran wir hier, als westliche Zuschauer, nicht viel ändern können, aber ohne jeden Zweifel drüber reden sollten. Dabei finde ich es gut, dass du verschiedene Möglichkeiten der Probleme hier aufgezeigt hat und man somit sehen kann wie breit gefächert diese sein können. Meinetwegen hättest du noch mehr Beispiele bringen können, aber ich verstehe warum du es bei 5 belassen hast. Übrigens, hast du zu Märchen Mädchen den Beitrag von SakugaBlog gelesen, wo im Detail auf die Probleme eingegangen wurde? Wäre vielleicht noch eine Idee, den hier zu verlinken, da es zum Thema passt und die Kommentare der Mitarbeiter ziemlich eindrücklich sind.

      1. Die Sache mit Märchen Mädchen ist soweit ich weiß auch erst so richtig ab der 9. Episode raus gekommen, von wo auch die sagenhaft grausigen Beispiele bezüglich der Animationsqualität herkamen. Davor war noch alles gut bis man angekündigt hatte das ganze ein oder waren es zwei Wochen (?) zu pausieren, um die Animationen auszubügeln und zu verbessern, weil es da Probleme gab. Was dann kam war für die Fans natürlich ein Schlag ins Gesicht, dass fast einem Aprilscherz anmutete. Hab mich jedenfalls köstlich amüsiert, auch wenn die Umstände alles andere als lustig waren.

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