Auch dieses Jahr lud die Leipziger Messe zur Leipziger Buchmesse bzw. Manga-Comic-Con vom 27. März bis zum 30. März ein. Einen Eindruck der diesjährigen Ausgabe bekommt ihr hier.
Die LBM 2025 konnte ihren Besucherrekord vom letzten Jahr übertreffen. 296.000 Besucher sind die neuen Rekordzahlen für die Buchmesse – 13.000 mehr als 2024. Dieses Jahr gab es allerdings kleine, aber merkbare Veränderungen, was den Ablauf und die Messe-Erfahrung generell betrifft.
Zu den größten Änderungen gehört wohl der Einlass. War es letztes Jahr noch so, dass man bereits um 9:00 Uhr in die Glashalle konnte, damit um 10:00 Uhr die komplette Messe eröffnet werden konnte, musste man diesmal bis 9:45 Uhr warten, ehe der Eintritt möglich war. Diese Änderung betraf sowohl die Presse als auch reguläre Besucher.
Halle 1 – die Artisthalle
So tummelten sich schon mehrere Stunden vor Einlass zahlreiche Lesebegeisterte. Für Anime-, Manga- und Novelfans waren dabei vor allem die Glashalle (wegen der Cosplayer), Halle 1 und Halle 3 interessant. Während Halle 3 eine Art Mixed-Media-Bereich war, bei dem Anime-Publisher, Manga-Verlage oder Gaming-Areale im Fokus standen, stand Halle 1 von 10:00 Uhr bis 18:00 Uhr ganz im Zeichen der Freischaffenden. Rund 80 % der Fläche gehörten aufstrebenden Kunstschaffenden – dabei war es egal, ob Cosplay, Mangaka oder Artist. Ein Bereich war dabei der „New Artist Alley“ vorbehalten. Dort konnte man – im Vergleich – einen kleineren Stand durch ein Lotterieverfahren gewinnen und musste so nicht die regulären Standkosten bezahlen.
Und die restlichen 20 %? Dort konnten sich Fans in einem Maid-Café entspannen oder bei einem der Merchandise-Händler all ihre Figuren, Dakimakuras und Co. begutachten. Hier gab es eigentlich keine Überraschungen. Da Figuya diesmal keinen Stand hatte, gehörte der Bereich der „Merch-Händler“ ganz klar den beiden großen Versandhäusern aus Italien und Frankreich. Diese drei Händler nutzten jeweils acht bis neun riesige Regale und Ausstellungsflächen. Wer also nach besonderen Figuren oder Schnäppchen (zu Messepreisen) suchte, musste ganz genau hinschauen.
Hat man allerdings genau hingeschaut, entdeckte man bei großen wie kleinen Händlern zahlreiche KI-Artworks in Form von Mauspads oder auch Bootleg-Figuren. Ärgerlich – aber bei der Größe der MCC wohl kaum komplett vermeidbar. Ob die Händler ihre Sachen hätten packen müssen, wenn man die zahlreichen Security-Mitarbeitenden darauf aufmerksam gemacht hätte? Schwer zu sagen, denn konkrete Anweisungen dazu ließen sich auf der Con-Seite nicht finden – und auch Vertreter*innen der MCC-Organisation waren (verständlicherweise) nicht anzutreffen.
Aber abseits davon war Halle 1 definitiv einen Besuch wert. Dadurch, dass zwischen den Ständen großzügig Platz gelassen wurde, konnte man selbst an einem Samstag problemlos die Artists besuchen – vorausgesetzt, man brachte etwas Zeit mit.
Halle 3 – Mixed Media
Möchte man Halle 3 besuchen, gab es von Halle 1 aus zwei Möglichkeiten: Entweder über die Freifläche mit Sitzmöglichkeiten und Foodtrucks oder durch die Glasgänge, in denen man sich an den Restaurants zu Messepreisen mit Essen und Trinken versorgen konnte.
In den letzten Jahren galten diese engen Glasgänge immer als Chokepoints der LBM/MCC – und das war auch dieses Jahr wieder der Fall. Es lohnte sich eigentlich immer, den Umweg über die Freifläche zu nehmen.
Hatte man sich also durchgekämpft, wurde man in Halle 3 von riesigen Verlagsständen der bekannten deutschen Manga-Verlage begrüßt. Egal ob große Namen wie Carlsen Manga oder Altraverse (mit gleich drei Ständen!) oder kleinere Verlage wie Yomeru oder Dokico – auf der LBM bzw. MCC waren alle vertreten.
Auch Anime-Publisher wie Anime House oder Animoon waren vor Ort, jedoch im Vergleich klar in der Minderheit. Der Fokus vieler Anime-Publisher liegt mittlerweile (leider?) auf anderen Messen. Immerhin sorgten die anwesenden Publisher dafür, dass im Kongressbereich das Anime-Kino mit allerlei Filmen oder Episoden aus ihrem Portfolio bespielt wurde. Zusätzlich gab es große Gaming-Areale, in denen man kompetitiv TCGs oder Fighting Games spielen konnte – und vieles mehr.
Den Begriff „Mixed Media“ für Halle 3 zu wählen, ist übrigens bewusst geschehen. Denn die Publisher und Verlage „der MCC“ teilten sich die Halle mit der großen Bühne sowie Teilen des regulären LBM-Programms. Gerade Verlage wie Panini, Splitter oder Loewe haben nicht nur Manga im Angebot – eine Unterbringung in Halle 1, wie sie vor einigen Jahren noch üblich war, wäre daher nicht sinnvoll.
Besonders im Fokus stand dieses Jahr Egmont Manga, die mit Kamome Shirahama, der Mangaka von Witch Hat Atelier, einen besonderen Gast auf die MCC holen konnten. Nachdem ihr geplanter Besuch 2020 durch Covid-19 gescheitert war, fand sie nun endlich ihren Weg nach Leipzig.
Witch Hat Atelier-Mangaka als Programmhighlight
Egmont fuhr dabei das volle Programm auf: Neben einem Live-Drawing am Samstag gab es vorab die Möglichkeit, an einer der privat gehaltenen Signierstunden teilzunehmen. So konnte man Shirahama-sensei eine Minute lang eine Nachricht überbringen, die dann von einer Übersetzerin an die Mangaka weitergegeben wurde. Signiert wurde auf einem eigens für die MCC erstellten Shikishi.
Für Fans der Reihe, die kein Losglück hatten, gab es am Stand von Egmont Manga zudem ein Poster sowie die neueste Manga-Ausgabe inkl. Limited Edition. Besonders begehrt war vor allem die limitierte Hardcover-Ausgabe von Band 1 von Witch Hat Atelier, die exklusiv für die Messe produziert wurde. Auch ein Trost-Shikishi in Mini-Größe gab es beim Kauf von Band 12 oder Band 1 dazu. Die Nachfrage war so groß, dass teilweise bereits um 10:08 Uhr die ersten Meldungen kamen, die Ausgabe sei ausverkauft. Zur Erinnerung: Der offizielle Einlass war um 10:00 Uhr.
Wie das so schnell passieren konnte? Nun, jeden Tag gab es ein Tageskontingent in unterschiedlicher Höhe. Und viele Händler sind nun mal auch Fans – so bildete sich bereits zur Messeöffnung eine längere Schlange. Mit dem Nachteil für reguläre Fans.
Personen, die bei der Signierstunde gewonnen hatten, erhielten immerhin ein Vorverkaufs- und Drängelrecht. Bis Sonntag, 15:00 Uhr, konnten Gewinner dieses Recht einlösen und sich so eine Ausgabe sichern. Danach ging der Verkauf regulär weiter.
Auch ich war übrigens unter den Glücklichen, die einen Platz bei der Signierstunde gewonnen haben – und durfte somit am Samstag um 11:00 Uhr in einem der Kongressräume Shirahama-sensei treffen. Vorab gab es von den EMA-Mitarbeitenden Kekse, um die Wartezeit zu überbrücken – sehr nett.
Allerdings hatte ich den Eindruck, dass man den Hype um Witch Hat Atelier völlig unterschätzt hat. Nicht nur waren die Warteschlangen für die limitierte Edition an jedem Tag sehr lang, auch das Live-Drawing am Samstag auf dem Schwarzen Sofa war komplett überfüllt. Wer dort einen Sitzplatz ergattern wollte, musste sich problemlos ein bis zwei Stunden vorher einen sichern.
Anscheinend war es organisatorisch nicht möglich, der japanischen Ehrengästin einen Platz auf der großen Bühne zu geben – was aus meiner Sicht nur Vorteile gehabt hätte. Nicht nur, weil es dort weitaus mehr Sitzplätze gibt, sondern auch, weil man das Publikum besser kontrollieren könnte – beispielsweise, wenn es darum ging, wer sein Handy zückt, um die Uhrzeit zu checken.
Denn auf dem Schwarzen Sofa gab es vor allem eins: extrem viel Laufkundschaft, die einfach vorbeiging. Insgesamt waren 14 (!) Security-Personen – zusätzlich zum Egmont-Personal – beauftragt worden, sicherzustellen, dass keine Bilder oder Videos gemacht wurden. Und ich übertreibe nicht, wenn ich sage: Sobald man nur auf dem Handy die Uhr checkte, stand bereits jemand hinter einem und ermahnte, das Gerät wegzustecken. Ein Foto von der wartenden Menschenmasse vor dem Live-Drawing? Bild löschen. Klar, den Wunsch der japanischen Ehrengäste muss man respektieren. Trotzdem bin ich der Meinung, dass die große Bühne hier deutlich besser gewesen wäre.
Weitere Messe-Highlights – die allerdings bei weitem nicht so viel Aufruhr erzeugten – waren die 200-Euro-XXL-Ausgabe von Berserk bei Panini Manga oder die Variant-Edition von Kuroko’s Basketball bei Manga Cult.
Hatte man also alle wichtigen Manga-Einkäufe erledigt und genügend Geld in der Artist-Halle ausgegeben – was bot die MCC noch? Neben dem bereits erwähnten Anime-Kino gab es allerhand Workshops, Vorträge und Programmvorstellungen. Besonders der Freitag sowie der „Shirahama-Samstag“ boten für Manga-Fans ein prall gefülltes Programm: darunter etwa die Lizenzankündigungen von Panini Manga (Nana), Animoon (Mangamoon), Egmont (Centuria) oder Tokyopop (Cat’s Eye).
Das Fazit
Nun ist die MCC also für dieses Jahr vorbei. Mein Fazit? Ein Besuch lohnt sich durchaus. Aufgrund der Größe ist es allerdings schwierig, der Messe nur einen Ein-Tages-Ausflug zu empfehlen.
Klar, interessiert man sich ausschließlich für Neuheiten aus der Verlagswelt, ist man mit einem Tag in der halben Halle 3 absolut bedient. Ist man allerdings auch in der Gaming-Welt unterwegs und Fanarts generell nicht abgeneigt, wird ein Tagesbesuch meiner Meinung nach ziemlich schwierig. Denn ansonsten verpasst man zu viele Kunstschaffende in Halle 1, wenn man gehetzt daran vorbeiläuft. Und das ist – bei dem Talent, das dort vertreten ist – wirklich schade.
Ansonsten lässt sich zur Messe gar nicht so viel sagen. Denn das reine Programm, etwa auf dem Schwarzen Sofa, ist nicht der Hauptfokus – und das merkt man. Auch wenn es dieses Jahr erneut interessante Vorträge oder Workshops gab, wollten viele einfach nur ihr Geld an den zahlreichen Ständen oder am Foodcourt ausgeben.
Die App der LBM ist vor allem dank der praktischen Export-Funktion im Browser extrem empfehlenswert – eigentlich ein Pflichtprogramm.
Apropos Pflicht: Wichtig ist auch, immer Bargeld mitzunehmen. Auch wenn theoretisch überall bargeldloses Zahlen möglich ist, hat gerade am besucherintensiven Samstag das Internet regelmäßig den Geist aufgegeben. Besonders der Verlag Tokyopop hatte mit massiven Verbindungsproblemen zu kämpfen. Auch in Halle 1 war bei einigen Geräten dann Game Over. Aber gut, das kennt man von solchen Großveranstaltungen. Dass allerdings wirklich alle auf das gleiche WLAN zugreifen, sollte eigentlich vermeidbar sein.
Und auch das KI-Problem bei einigen Merchandise-Ständen sollte in Zukunft besser kontrolliert werden. Ich habe an allen vier Tagen regelmäßig am besagten Stand nachgeschaut – allerdings passierte da nichts. Aber wer ist dafür eigentlich zuständig? Entweder man führt aktive Kontrollen durch (mit jemandem, der wirklich Ahnung hat), oder man motiviert die Besuchenden, solche Dinge zu melden. Sei’s drum – man darf gespannt sein, welche Änderungen die Ausgabe 2026 mit sich bringen wird.