Während der AnimagiC 2024 hatte ich am Messe-Samstag die Möglichkeit, ein 20-minütiges Interview mit dem Sengoku Youko-Regisseur Kagetsu Aizawa und dem Synchronsprecher von Shinsuke, Ryohei Kimura, zu führen. Viel Spaß beim Lesen!
Vielen Dank für die Möglichkeit des Interviews, Kimura-san und Aizawa-san. Sie sind das erste Mal in Deutschland: Wie ist ihr Eindruck vom Land und Mannheim?
Ryohei Kimura: Bislang konnten wir beide noch nicht viel von Mannheim sehen, da wir direkt vom Flughafen zum Hotel und dann zur AnimagiC gefahren sind. Was ich jedoch gesehen habe: Mannheim ist aktuell die Stadt des Anime.
Kagetsu Aizawa: Es ist genau so, wie man es sich vorgestellt hat: europäisch und schön!
Die nächsten Fragen richten sich zunächst an Sie, Kimura-san. Versuchen Sie doch ihre Rolle in Sengoku Youko, den Samurai Shinsuke, in drei Wörtern zu beschreiben!
Ryohei Kimura: Shinsuke in drei Wörtern erklären … das ist schwer! Er ist trotzig, eine Person auf die man sich verlassen kann, also Vertrauen und …. Alkohol! *lacht*
Nun aber zu ihrer Person, Kimura-san. Ihre erste Rolle datiert auf das Jahr 1999 zurück. Wie stark hat sich das Business, gerade im Vergleich zu heute, verändert?
Ryohei Kimura: Die Synchronbranche hat sich sehr stark verändert. Nehmen wir mich als Beispiel: Früher war es wichtig, dass ich performe und der Rolle meine Stimme gebe. Heute gehört zusätzlich dazu, dass ich viel Promo-Arbeit leisten muss, indem ich als Synchronsprecher eine Brücke zu den Anime-Fans aus aller Welt schlage. Das wird immer wichtiger.
Schaut man sich Synchronsprecher in Deutschland an, müssen diese oft mehrere hundert Kilometer zum Studio pendeln. Wie wird in Japan gearbeitet? Oder ist alles zentral in Tokyo gelegen?
Ryohei Kimura: Tatsächlich habe ich gehört, dass es im Ausland üblich ist, Aufnahmen alleine zu machen. In Japan dagegen schaut man, dass alle Synchronsprecher gemeinsam aufnehmen. So machen wir das auch bei Sengoku Youko. Da ist Tokyo als zentraler Punkt ideal.
Sengoku Youko ist ein perfektes Stichwort für meine nächste Frage. Ich habe gehört, dass Synchronsprecher oft mit unfertigen Fassungen von Anime arbeiten müssen. Wie war das bei Sengoku Youko?
Ryohei Kimura: Das ist auch bei Sengoku Youko der Fall. Auch wenn das schlimm klingt, hat es durchaus seine Vorteile. Ist ein Anime fertig animiert, kann man sich natürlich leichter in die Rolle hineinversetzen. Eine Rohfassung zu synchronisieren lenkt jedoch weniger ab. Gleichzeitig kann es aber auch vorkommen, dass die Animation so angepasst wird, wie man performt hat. In gewisser Weise haben wir also auch Einfluss auf den Anime.
Eine letzte Frage, Kimura-san. Was dürfen Animefans noch von Shinsuke, dem Geistertöter, erwarten?
Ryohei Kimura: Shinsuke war in der ersten Staffel die Bezugsperson für den Zuschauer, eben weil er ein herkömmlicher Mensch ist. Mit der aktuell laufenden zweiten und der kommenden dritten Staffel wird Shinsuke die Rolle des weisen Samurai übernehmen. Er wird für seine Begleiter zum Mentor. Dabei wächst nicht seine körperliche Kraft; diese Aufgabe übernehmen andere.
Vielen Dank für das Interview und weiterhin viel Erfolg mit der Rolle des Shinsuke in Sengoku Youko!
Die Welt ist in zwei Fraktionen geteilt: Menschen und Monster namens Katawara. Trotz ihres Daseins als Katawara liebt Tama die Menschen und schwört, sie vor dem Bösen zu beschützen – auch wenn das bedeutet, ihre eigenen Artgenossen zu bekämpfen. Ihr Stiefbruder Jinka hingegen hasst die Menschen, obwohl er selbst einer ist. Zu den Geschwistern gesellt sich ein feiger Schwertkämpfer namens Shinsuke, der nach wahrer Stärke sucht. Als die Gruppe eine Verschwörung aufdeckt, bei der Menschen in Monster verwandelt werden, fassen sie den Entschluss, den Schuldigen ausfindig zu machen … selbst wenn sie gegen eine ganze Armee von Kriegern kämpfen müssen. (Synopsis via Crunchyroll Deutschland)
Nun zu Ihnen, Aizawa-san. Sie hatten Ihr Regie-Debüt 2018 mit Houshin Engi. Früher arbeiteten Sie unter Kunihiko Ikuhara an Mawaru Penguindrum. Was sieht man davon in Sengoku Youko?
Kagetsu Aizawa: Tatsächlich gibt es keinen direkten Einfluss. Das hat den einfachen Grund, dass Ikuhara-san schlichtweg zu genial ist, um ihn nachahmen zu können. Tatsächlich ist Shigeyasu Yamauchi, mein Mentor, die Person, die mir bei Mawaru Penguindrum viel geholfen hat. Das gab mir die Chance, mit diesen beiden großartigen Personen zusammenzuarbeiten und ein Stück weit zurück zu den Wurzeln zu gehen, die ich so schätze. Im Nachhinein betrachtet, war es eine Zusammenarbeit, die sich wirklich gelohnt hat!
Gab es noch weitere Personen, die ihre Arbeit beeinflusst hat?
Kagetsu Aizawa: Ikuhara-san ist tatsächlich der größte Einfluss. *lacht*
Als Mangakenner ist mir die hohe Erzählgeschwindigkeit aufgefallen. Welche Überlegungen gab es, den Anime erzählerisch langsamer zu gestalten oder um Kontext zu erweitern?
Kagetsu Aizawa: Das grobe Drehbuch stand bereits fest, als ich zum Projekt hinzukam. Dadurch konnte ich an der eigentlichen Struktur relativ wenig ändern. Allerdings fiel mir schnell auf, dass ich bei einigen Dingen doch etwas anpassen musste. Entweder fühlte es sich erzählerisch falsch an, es so zu belassen, oder die emotionale Bindung zum Zuschauer war nicht gegeben, wenn nicht mehr erklärt wurde.
Können Sie mir ein Beispiel nennen?
Kagetsu Aizawa: Da fällt mir die Szene ein, in der Shakugan wieder zu Bewusstsein kommt. Im Manga wurde diese Szene relativ schnell abgehandelt, und ich hatte das Gefühl, dass man das so nicht stehen lassen konnte. Wir haben der Szene mehr Kontext gegeben, sodass der Zuschauer eine stärkere Bindung aufbauen kann.
Von Ihnen, Aizawa-san, möchte ich ebenfalls wissen: Worauf können sich Animefans freuen?
Kagetsu Aizawa: Die Geschichte wird weiterhin sehr komplex sein. Es gibt viele Höhen und Tiefen, die die Charaktere durchlaufen werden. Am besten einfach den Anime schauen, dabei entspannen und die Szenen genießen. *lacht*
Vielen Dank für das Interview, Aizawa-san!
Ich hoffe, euch hat das Interview gefallen. Vielen Dank auch an Crunchyroll, dass ich vor Ort die Möglichkeit bekommen habe, dieses Interview zu führen. Schaut Sengoku Youko – nur auf Crunchyroll!
Interview geführt von: Steven Rettka