Spice & Wolf VR 2 Review: Das Leben mit der weisen VR-Wölfin

Spice & Wolf VR 2

Mit Spice & Wolf VR erschien im Juni 2019 eine VR-Spieladaption des beliebten Franchise. Knapp eineinhalb Jahre später steht nun der Nachfolger in den Startlöchern und präsentiert uns diesmal die Fortsetzung der abgeschlossenen Haupt-Novel. Der Titel zeigt, wie guter Fanservice aussehen sollte.

Spice & Wolf in VR: Eine Erfolgsgeschichte dank Crowdfunding

Mitte 2018 ging eine Meldung wie ein Lauffeuer umher, dass das beliebte Handelsabenteuer Spice & Wolf eine Spielumsetzung in der virtuellen Realität bekommen würde. Am 25. November 2018 wurden dafür ein Kickstarter- und ein Campfire-Projekt ins Leben gerufen, um die Finanzierung zu sichern. Das Spiel wurde vom japanischen Entwickler SpicyTails entwickelt, der bereits mit THE LUX VR ein Anime-Game in VR produziert hatte. Das Studio erhielt Unterstützung vom Autor der Light-Novel-Reihe, Isuna Hasekura, der eigens eine Geschichte für das Spiel entwarf. Außerdem konnte man die japanischen Synchronsprecher von Holo (Ami Koshimizu) und Lawrence (Jun Fukuyama) sowie den Light-Novel-Illustrator Jū Ayakura für das Projekt gewinnen.

Die Finanzierung war ein voller Erfolg. Die japanische Campfire-Seite hatte ein Finanzierungsziel von 8 Millionen Yen, jedoch wurden 21 Millionen Yen eingenommen. Auch auf Kickstarter wurde das ursprüngliche Ziel von 62.000 Euro mit über 240.000 Euro weit übertroffen. Der Entwicklung des Spiels stand somit nichts im Weg. Das Spiel wurde digital am 3. Juni 2019 für Rift, HTC VIVE und Oculus Go sowie PlayStation 4 VR und Nintendo Switch veröffentlicht. Kickstarter- und Campfire-Supporter erhielten je nach Finanzierungsart auch physische Goodies.

Der Vorgänger war solider Fanservice

Wie spielte sich Spice & Wolf VR? Im Spiel gibt es zwei Spielmodi. Im Storymodus erlebt man die von Hasekura entworfene Geschichte von Lawrence und Holo in einer Scheune, während man im interaktiven Modus allerlei Dinge tun kann.

Im Storymodus sitzt man starr an einem Platz und verfolgt, wie Holo mit dem Spieler (Lawrence) spricht. Dabei gibt es fünf kleinere Storykapitel zu entdecken. Zwischendurch muss man auf Holos Aussagen reagieren und sie etwa am Kopf streicheln oder ihr einen Apfel reichen. Es wurde auch ein kleines Versteckspiel mit Gegenständen eingebaut.

Der interaktive Modus baut auf diesen Aktionen auf, und man kann zusätzlich Holos Fuchsschwanz streicheln und die Umgebung genauer erkunden.

Eine atmosphärische, neue Erfahrung

Während die Story also relativ simpel und das Gameplay minimalistisch ist, ist das klare Highlight die Immersion. Immerhin ist es Holo, die dem Spieler gegenübersteht, und sie ist sehr gut als 3D-Modell umgesetzt. Sie bewegt sich, wie man sie aus dem Anime kennt. Sie redet mit Lawrence, als wäre sie nie über 10 Jahre weg gewesen. Es macht einfach Spaß, den Dialogen zu lauschen, während man mit der VR-Brille ein “Ich stehe neben Holo!”-Erlebnis feiert.

Nach 30-35 Minuten ist die Story zu Ende erzählt, und wer will, kann sich noch zwei oder drei Achievements schnappen. Preislich ist das Spiel mit 20,99 Euro angesetzt und mag für 35 Minuten reichlich überteuert sein. Spice & Wolf-Fans werden aber auf ihre Kosten kommen, da hier die Atmosphäre vieles ausmacht.

Wie schlägt sich der Nachfolger?

1 1/2 Jahre später steht nun der Nachfolger in den Startlöchern. Diesmal verschlägt es das Dreiergespann in ein Badehaus. Spice & Wolf zu dritt? Richtig gelesen. Spice & Wolf VR 2 ist in der Spice & Wolf-Zeitlinie zwischen Spring Log und Wolf and Parchment angesiedelt und führt den neuen Hauptcharakter Miyuki ein. Diese ist das Kind von Holo und Lawrence.

Zum Nachfolger kann man eigentlich fast dasselbe schreiben wie zum Erstlingswerk. Spice & Wolf VR 2 steht dem ersten Teil in nichts nach. Sobald man die VR-Brille aufgesetzt und das Spiel gestartet hat, ist man sofort der Atmosphäre verfallen. Dass die gleichen Synchronsprecher wie im ersten Teil, also auch in den Anime-Adaptionen, wieder an Bord sind, muss man nicht erwähnen, oder? Für Miyuki, die es bislang in keine Anime-Adaption geschafft hat, wurde Aimi Tanaka gecastet. Anime-Fans dürften sie vor allem aus Rollen wie Umaru Doma (Himouto! Umaru-chan) oder Kusou Saiki (Saiki Kusuo no Ψ-nan) kennen. Und was soll man sagen: die Stimme passt hervorragend!

Anime in einem VR-Spiel

Auch in Spice & Wolf VR 2 gibt es zwei Modi zu entdecken. Während der Storymodus eine erneut von Hasekura geschriebene Story abspielt, erwartet den Wolfsfan außerdem ein sogenannter „Anime-Modus“.

Im Storymodus schlüpfen wir wieder in die Haut von Lawrence. Gemeinsam mit Holo erleben wir, wie sich die beiden in einem Badehaus niedergelassen haben und so ihren Lebensunterhalt verdienen. Kurze Zeit später kommt die Tochter der beiden, Miyuki, hinzu, und wir lauschen den Dreien bei ihren Gesprächen. Es gibt dabei eine Reihenfolge. Mal ist man mit Holo allein, dann mit Miyuki, nur um dann die Momente gemeinsam zu erleben. Im Gegensatz zum ersten Spice & Wolf VR-Spiel gibt es im Storymodus keinerlei Gameplay.

Hat man die 30-minütige Geschichte beendet, gibt es den Anime-Modus. Hier gesellen sich Holo und Miyuki zu Lawrence, und wir erleben im Open-Air-Kino in der Spice & Wolf-Welt die erste Begegnung des untypischen Paares. In bester Stop-Motion Manier werden auf einer großen Leinwand die ersten 15 Minuten des Anime abgespielt. Ohne Anime-Musik, aber untermalt mit den Kommentaren der drei Charaktere. Immerhin gibt es die Möglichkeit, virtuelle Trauben zu essen. Das bleibt aber auch die einzige Interaktionsmöglichkeit mit der Spielwelt.

Optisches Upgrade, aber ernüchterndes Gameplay

Obwohl das Spiel im Gameplay enttäuschend ist, wurde die Wahl des Badehauses als Kulisse wunderbar getroffen und ist eindeutig abwechslungsreicher gestaltet als die Scheune des Vorgängers.

Was die Optik betrifft: Auch die Charaktermodelle sind detaillierter gestaltet. Und was die Animationen angeht, ist Holo nicht nur merklich besser anzusehen, sondern auch die Bewegungen sind abwechslungsreicher als im Vorgänger. Miyuki dagegen entspricht genau dem, was man sich von einem Wolfskind vorstellt: energisch und frech.

Lohnt sich der zweite Spice & Wolf VR-Ausflug?

Natürlich bleibt die Frage, ob es sich lohnt, erneut 20,99 Euro für eine Stunde Spielspaß auszugeben. Der Nachfolger bietet weniger Gameplay als der Vorgänger und letztendlich handelt es sich nur um eine kurze Visual Novel in der virtuellen Realität. Die großen Änderungen sind dabei nur im Detail zu sehen.

Es ist definitiv kein VR-Anime-Vorzeigetitel. Es ist allerdings auch kein Totalausfall, denn man merkt den Entwicklern von Spicytails an, dass sie erneut viel Herzblut ins Projekt gesteckt haben. Spice & Wolf VR 2 ist vor allem etwas für Fans, die einfach nicht genug von Holo & Co bekommen können.

Natürlich muss man erwähnen, dass es sich um eine besondere Form des Fanservice handelt. Gute Anime-Spiele in der virtuellen Realität sind rar gesät. Gute Spiele wie Tokyo Chronos, ALTDEUS und eben die Spiele von Spicytails sind absolute Ausnahmen, während Anime-Sex-Simulatoren und andere pornografische Titel im Nischensegment Virtual Reality im Fokus stehen.

Und das ist schade, denn der langsam nachlassende Hype um MMO-Isekai-Titel hat gezeigt, dass Virtual Reality zwar noch einen weiten Weg vor sich hat, die Weichen aber eigentlich wunderbar gestellt worden sind. Vom Co-Entwickler Gemdrops wurde außerdem eine VR-Spielumsetzung zu Yuru Camp angekündigt. Es bleibt abzuwarten, ob es ein ähnliches Erlebnis sein wird oder ob wir etwas komplett Neues erleben werden.

Pro
Contra
Spielspaß
Spice & Wolf VR 2 (PC, Meta Rift S) 73%
Nette VR-Erfahrung für Spice & Wolf-Fans. Andere VR-Begeisterte werden schnell gelangweilt sein.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Letzten Beiträge