Sakuga: Die Kunst der Animation in Anime-Produktionen

Sakuga mag vielen Anime-Fans nicht als Begriff bekannt sein, aber diese Kunstform ist bei der Animation nicht wegzudenken. In Teil 6 meiner Serie „Die Produktion eines Anime“ zeige ich, was es mit Sakuga auf sich hat.

Was ist Sakuga?

Im Grunde genommen ist Sakuga ein Synonym für das Wort „Animation“. Es beschreibt die Animationsarbeit während der Produktionsphase.

Wo wird Sakuga verwendet?

In der herkömmlichen Produktions- und Animationsphase wird oft „geschummelt“. Nicht jeder einzelne Frame wird animiert. Um dies zu erklären, müssen wir etwas weiter ausholen:

Die Abfolge bei „Ones“ (24fps) lautet: 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10-11-12-13-14-15-16-17-18-19-20-21-22-23-24 / 24 Einzelbilder für eine Sekunde Anime. Man kann computergenerierte Anime als Beispiel nehmen, wie beispielsweise Das Land der Juwelen.

Müsste man diesen Standard bei „normal gezeichneten“ Anime einsetzen, würde das jeweilige Studio überfordert sein, die komplette Produktion könnte zusammenbrechen. Denn dann müsste eine Episode im Durchschnitt 15.000 einzelne Frames besitzen – für 24 Minuten.

Müsste man diesen Standard bei „normal gezeichneten“ Anime einsetzen, wäre das jeweilige Studio überfordert, und die komplette Produktion könnte einbrechen. Denn dann müsste eine Episode in dieser Qualität im Durchschnitt 15.000 einzelne Frames besitzen – für 24 Minuten.

Die typischste Animeproduktion nutzt die Twos-Methode, bei der die Abfolge bei 12 FPS wie folgt lautet: 1-3-5-7-9-11-13-15-17-19-21-23 / 12 Einzelbilder für eine Sekunde Anime, wobei diese doppelt verwendet werden. Bild 1 folgt auch auf der Stelle von Bild 2, Bild 3 folgt auch auf der Stelle von Bild 4 usw.Animeproduktion, die Twos

Ein Beispiel für solche Szenen wäre das Captain Future-Opening von 1978.

Twos sind die geläufigste Form in der Anime-Industrie. Allerdings sollte man sie eher als Orientierung denn als Standard betrachten. Die durchschnittliche Frameanzahl beträgt hierbei circa 3.000, aber es gibt von Anime zu Anime Unterschiede. So hat zum Beispiel Neon Genesis Evangelion in der ersten Folge eine Frameanzahl von genau 700, während bei Episode 1 von Angel Beats! knapp 11.000 verwendet werden.

Die Abfolge bei „Threes“ (6fps) lautet: 1-5-9-13-17-21 / 6 Einzelbilder für eine Sekunde Anime, wobei diese vierfach verwendet werden. Bild 1 folgt auf der Stelle von Bild 2-4, Bild 5 auf der Stelle von Bild 6-8 usw. Ein Beispiel dafür wäre das Opening von Captain Harlock, ebenfalls aus dem Jahr 1978.

Gerade ältere Anime nutzen sehr viele „Threes“, wodurch das Gerücht entstanden ist, dass einige alte Anime viele Standbilder besitzen.

Allerdings dient Sakuga nicht nur dazu, Szenen zu verschönern. Es wird auch von Regisseuren genutzt, um Emotionen oder essentielle Storyelemente besser darzustellen. So kann Sakuga dazu beitragen, ein Highlight emotionaler Szenen zu setzen.

Emotional ein Highlight setzen

Wenn eine Serie als „Twos“ produziert werden soll, wird Sakuga verwendet um jene Szenen hervorzuheben. Neben emotionalen Momenten, steht vor allem die Action im Vordergrund.

Verschiedene Sakuga-Werke zur Veranschaulichung

Sakuga wird oft bei musikalischen Szenen verwendet, insbesondere bei Openings. Schließlich können Openings oft darüber entscheiden, ob ein Anime geschaut wird oder nicht.

Ein sehr gutes Beispiel dafür ist das Yuri!!! on Ice Opening. Hier hat der Chief Director Seong Ho Park mit der Hilfe von Tadashi Hiramatsu (unter anderem als Key Animator bei Ghost in the Shell: Stand Alone Complex und Beck OP tätig) etwas geschaffen, das die Eleganz des Eiskunstlaufs perfekt im Opening widerspiegelt.

Am Ende ist Sakuga jedoch die Handschrift des Animators. Jeder Animator, der bestimmte Szenen hervorhebt, kann sich auf diese Weise im Werk persönlich verewigen.

Ich hoffe, euch hat dieser kleine Kurs über Sakuga gefallen. Das Thema ist sehr vielseitig und unheimlich interessant, da es sich mit vielen anderen Themen verknüpfen lässt. Seitdem ich von Sakuga erfahren habe, achte ich viel mehr darauf, was im Anime selbst passiert, und möchte die Handschrift der Animatoren selbst erkennen.

Eine Antwort

  1. Schöner Artikel zu einem interessanten Thema.

    Werde dann wohl auch mal in die anderen Teile der Reihe reinlesen.

    Persönlich würde mir das Thema sogar noch ausführlicher wünschen, da es eben so eine große Bandbreite dienen kann, was natürlich aber auch ziemlich viel Einarbeitungszeit erfordert. Und ist natürlich fraglich, wie sehr normale Animefans sich damit überhaupt beschäftigen wollen.

    Und ein, zwei Kritikpunkte hätte ich vielleicht noch beim Ausdruck des Artikels, was aber auch mein persönlicher Geschmack sein könnte.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Letzten Beiträge