Interview: Kaiju No. 8 mit Felix Kamin, Flemming Stein und Kristina Tietz

©JAKDF 3rd Division ©Naoya Matsumoto/SHUEISHA

Kaiju No. 8 begeistert aktuell Monster- und Shounenfans gleichermaßen. Mit freundlicher Unterstützung von Crunchyroll hatte ich dazu die Möglichkeit, mit den deutschen Stimmen von Kafka, Reno und Kikoru zu sprechen.

Um gegen groteske Monster namens Kaiju in Japan vorzugehen, riskiert eine Eliteeinheit des Militärs täglich ihr Leben. Ist eine Kreatur erfolgreich eliminiert, nehmen die Tatortreiniger die Zügel in die Hand und kratzen jegliche Überreste von den Straßen. Kafka und seine Kindheitsfreundin Mina haben sich einst geschworen, beide der Eliteeinheit beizutreten. Während sie mittlerweile ein Star des Verteidigungskorps ist, dümpelt Kafka bei den Tatortreinigern vor sich hin und scheiterte schon mehrmals bei der Aufnahmeprüfung für die Eliteeinheit. Bis zu jenem schicksalhaften Tag, an dem er einem parasitenartigen Kaiju begegnet und eine Kette unglücklicher Ereignisse auslöst … (Synopsis via Crunchyroll)

Vielen Dank für die Möglichkeit, mit euch ein Interview zu führen. Stellt euch doch kurz vor und welche Rolle ihr in Kaiju No. 8 spricht.

Felix: Hallo! Ich bin Felix Kamin und komme aus Berlin. In Kaiju No. 8 spreche ich Kafka Hibino. In der Synchronbranche bin ich seit 2 1/2 – 3 Jahren aktiv dabei. Auch wenn ich jetzt nicht so die Erfahrung wie Kristina oder Flemming habe, bin ich sehr glücklich, bei einem Projekt wie Kaiju No. 8 dabei zu sein.

Kristina: Ich bin Kristina Tietz, bin 34 Jahre alt und mache Synchron seit über 25 Jahren. Auch ich bin ein Berliner Kind und freue mich sehr, auch bei Kaiju No. 8 dabei zu sein. Im Anime hört ihr mich als Kikoru Shinomiya.

Flemming: Mein Name ist Flemming Stein und ich komme und lebe in Hamburg. Ähnlich wie Kristina bin ich sehr lange in der Synchronbranche aktiv, seit 22 Jahren etwa. Auch ich bin sehr glücklich mit der Produktion, die Synchro ist richtig gut geworden. Dass ich bei einem Anime-Projekt dabei sein darf, dessen deutsche Synchro fast simultan zur japanischen Ausstrahlung erscheint, ist wirklich sehr cool!

Beschreibt euren Charakter, den ihr spricht, in drei Wörtern.

Flemming: Reno ist loyal, ehrgeizig und zu verbissen.

Katarina: Kikoru ist zielstrebig, auch sehr ehrgeizig und altklug.

Felix: Ja, altklug passt tatsächlich sehr gut. *lacht*

Zu Kafka passt sehr gut, dass er tollpatschig ist. Verzweifelt und Herzensgut sind ebenfalls Eigenschaften, die ihn sehr gut auszeichnen.

Der deutsche Dub der Folgen 11 und 12 verzögert sich etwas und erscheint später. Habt ihr Informationen, weshalb?

Flemming: Die Antwort mag vielleicht langweilig klingen, aber es lag am nicht vorhandenen Material. Wenn die Folgen aus Japan nicht rechtzeitig ankommen, verschiebt sich vieles nach hinten. Es gibt immer mal wieder Änderungen am Dialogbuch, das Eingesprochene muss richtig abgemischt und geschnitten werden … Da kommen viele Faktoren zusammen.

Felix: Und das ist auch für uns Synchronsprende blöd. Wenn man dann die Kommentare bei Crunchyroll liest wie „Och nee, doofer Cliffhanger, jetzt muss ich warten“ oder Ähnliches – da müssen dann Fans entweder mit Untertitel weiterschauen oder sich gedulden. Das ist dann gerade bei einem Staffelfinale wie Kaiju No. 8 richtig blöd.

Simuldubs haben, so wie ich es mitbekommen habe, in der Branche nicht den besten Ruf. Wie steht ihr dazu? Welche Vor- und Nachteile haben solche Produktionen für Synchronsprechende?

Flemming: Gerade ich als Pendler kann da sagen, dass das doof sein kann. Manchmal tritt man eine Reise an, da weiß man einfach nicht, wie groß deine Rolle in der Episode vertreten ist. Es kann halt passieren, dass man für eine halbe Stunde gebucht wird. Ich versuche dann, solche Termine mit anderen Projekten zu verbinden, sodass sich die Fahrt von Hamburg nach Berlin lohnt.

In gewisser Weise ist das ja auch deine eigene Entscheidung. Man wird vom Aufnahmestudio angefragt und es werden einem die Aufnahmezeiträume gegeben. Wenn du zu dem Projekt Ja sagst, kann es leider eben dazu kommen, dass man für eine halbe Stunde eine längere Reise auf sich nimmt.

An sich finde ich Simuldubs sehr cool! Der Beruf Synchronsprecher ist teilweise unberechenbar, es gibt viele unberechenbare Faktoren. Da ist diese Routine, die Simuldubs geben, eine willkommene Abwechslung. Über einen längeren Zeitraum, also alle zwei Wochen die gleichen Leute am gleichen Ort antreffen und gemeinsam am Projekt arbeiten, hat, wie ich finde, etwas.

Felix: Daran möchte ich gerne anknüpfen. In meinen drei Jahren waren der Großteil der Anime-Projekte Simuldubs. Das Ganze hat eine andere „Lebendigkeit“, man arbeitet mit dem neuesten Material, direkt aus Japan. Simuldubs geben einem das Gefühl, am Anime mitzuwirken.

Kristina: Ehrlicherweise habe ich wenig hinzuzufügen, die beiden haben schon alles gesagt. Man muss außerdem nicht so lange auf die erledigte Arbeit warten, das hat schon seine Vorzüge.

Felix: Und was die Kritik angeht: Die kann oft durchaus berechtigt sein. Es gibt viele Faktoren bei einem Simuldub: Wer Regie führt, Bücher schreibt … Da spielt sehr viel mit. Oder wenn man einfach nur krank wird. Da kann die Regie schlecht sagen: „Gut, dann warten wir, bis er genesen ist.“ Es gibt einen Release-Rhythmus, und dieser muss eingehalten werden.

Kristina: Am Ende ist es eigentlich ein grundsätzliches Problem. Als Synchronsprechende ist ein gebrochenes Bein kein Problem, aber sobald die Nase ein bisschen läuft, kann sie die komplette Rolle verfälschen. Das ist das Schlimmste, was dir passieren kann.

Wurdet ihr für die Rollen von René Dawn-Claude (Regie und Dialogbuch) ausgesucht oder seid ihr blind in ein Casting gegangen?

Felix: René hat mich direkt angefragt.

Kristina: Mich auch.

Flemming: Lustige Geschichte dazu: Als ich mit meinem Kumpel Jujutsu Kaisen auf Deutsch geschaut habe, sagte ich zu ihm: „Ey, die Synchro bockt richtig! Mit René zu arbeiten macht bestimmt richtig Spaß!“ Zwei Wochen später kam dann die Anfrage von den Oxygen Studios, dass man ein Projekt mit René hätte. Nachdem ich ein paar Sprachproben verschickt habe, hört man nun das Ergebnis. *lacht*

Beim Schauen der Serie ist mir vor allem das freie Dialogbuch aufgefallen: Seid ihr ein Freund von solchen freien Texten oder mögt ihr eher direkte Übersetzungen?

Felix: Also bei Kajiu No. 8 bin ich definitiv ein Freund des freien Dialogbuches. Gerade bei der Dynamik zwischen Kafka und Reno, die Dialoge passen da wie die Faust aufs Auge. Und natürlich holt man damit auch den aktuellen Zeitgeist der Zuschauerschaft ein. Dadurch hat man es einfacher, mit den Figuren eine Verbindung aufzubauen.

Gerade bei ernsteren Themen und Anime finde ich es aber besser, wenn es strikt nach der Übersetzung geht. Kaiju No. 8 hat aber viele Comedy-Elemente, da passt das einfach.

Katarina: Es hat auch damit zu tun, ob man als Sprechende überhaupt weiß, was die Übersetzung ist, denn sehr oft ist das nämlich gar nicht der Fall. Man muss da Vertrauen in die Regie und den Dialogbuchschreiber haben. Man merkt beim Einsprechen schnell, ob etwas zwanghaft lustig sein muss oder einfach nicht zur Situation passt. Oft kann man da Rücksprache halten und sich einigen, aber manchmal heißt es dann auch „Nein, das ist eine Vorgabe“. Dann muss man es akzeptieren.

Flemming: Ich schließe mich da an. Es muss zum Titel passen. René findet da eigentlich immer einen sehr guten Weg, dass es lustig ist, aber nicht zu gewollt wirkt. Man merkt als Sprechender schnell, ob sich ein Satz komisch anfühlt und ändert das eben vor Ort an.

Solange die eigentliche Kernaussage der Situation erzählt wird, bin ich damit einverstanden.

Mit Kaiju No. 8 THE GAME wurde jüngst ein Videospiel zur Reihe angekündigt. Deutsche Synchronisationen sind bei Anime-Games leider eine Mangelware. Eigentlich schade, oder nicht? Wärt ihr bei der Synchro solcher Spiele gerne dabei?

Kristina: Absolut! Meine Rolle in einem Game spielen wäre richtig cool. Die Gründe wieso es so wenig Synchros bei solchen Spielen gibt? Geld? Aufwand? Es müssen viele Entscheidungen getroffen werden.

Flemming: Auch ich wäre bei einer Anfrage sofort dabei, da kann ich, glaube ich, für alle sprechen. So wie ich es mitbekommen habe, ist der Aufwand allerdings immens, wenn man die Rollen nicht umbesetzen möchte.

Felix: Ich habe mich richtig in Kafka verliebt, ich wäre natürlich sofort dabei.

Wurdet ihr bereits für weitere Folgen gebucht? (Anm. d. Red.: Zum Zeitpunkt des Interviews gab es noch keine offizielle Ankündigung einer zweiten Staffel.)

Flemming: Staffel 1 umfasst 12 Folgen, diese haben wir aufgenommen. *lacht*

Kristina: Also, ich habe nichts mitbekommen. *lacht*

Felix: Ich auch nicht. *lacht*

Gibt es noch etwas, was ihr den Fans von Kaiju No. 8 sagen möchtet?

Kristina: Schaut euch die Serie an und sagt, wie sie euch gefallen hat!

Felix: Ich lese öfter mal in die Kommentare bei Crunchyroll rein und man spürt wirklich, wie die Fans die Arbeit von allen Beteiligten zu schätzen wissen. Das bringt eine schöne Harmonie zwischen Animefans und Synchronsprechenden mit sich.

Flemming: Schaut Kaiju No. 8 und lasst Liebe da! *lacht*

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