Was einst als Manga-Geheimtipp begann, hat sich zu einem weltweiten Phänomen entwickelt: Der Kettensägenjunge Denji begeistert längst nicht mehr nur die Anime- und Manga-Community, sondern erobert nun auch die hiesigen Kinosäle.
Ob der Fortsetzungsfilm Reze Arc die gleiche Faszination entfalten kann wie die TV-Serie, zeigt diese Review!
Diese Review wurde durch eine Pressevorführung ermöglicht. Vielen Dank an Sony Pictures und Limelight für die Einladung.
Zum ersten Mal bahnt sich Chainsaw Man seinen Weg auf die große Leinwand in einem epischen, actiongeladenen Abenteuer, das die äußerst beliebte Anime-Serie fortsetzt. […] Jetzt, in einem brutalen Krieg zwischen Teufeln, Jägern und geheimen Feinden, kommt ein mysteriöses Mädchen namens Reze in seine Welt und Denji steht vor seinem bisher tödlichsten Kampf, angetrieben von Liebe in einer Welt, in der das Überleben keine Regeln kennt. (Synopsis via Sony Pictures)
Mit der Säge durch die Erwartungshaltung
Zunächst die große Überraschung: War die TV-Serie Chainsaw Man mit ihren vielen Filtern und Kameraperspektiven noch eine Hommage an bekannte Film- und Serienproduktionen – kein Wunder, Schöpfer Tatsuki Fujimoto ist bekennender Filmfan – wirkt Chainsaw Man – The Movie: Reze Arc deutlich mehr „Anime“, als man zunächst erwartet.
(Sicherlich) bedingt durch die Resonanz auf die erste Staffel und den Regiewechsel von Ryu Nakayama zu Tatsuya Yoshihara, präsentiert sich der Film optisch weitaus experimenteller. Durch den Einsatz des sogenannten Kagenashi (schattenlose Zeichnung) entfernt er sich klar vom semi-realistischen Look der Serie. Der sterile Stil der ersten Staffel wurde bewusst zur Seite gelegt.
Das Ergebnis: Der Film wirkt befreiter, dynamischer und experimenteller, ohne den markanten Zeichenstil von Fujimoto zu verlieren.
Denjis Zerreißprobe
Fans, die den Manga mochten, aber mit der glatten, fast schon sterilen Optik der Serie nichts anfangen konnten, dürften mit dem Film ihr visuelles Update bekommen haben. Der Wechsel in Optik und Regie wirkt sich auch erzählerisch aus: Die zentralen Momente des Reze Arc werden ähnlich symbolisch inszeniert wie im Manga, inklusive subtilen Details, die der Atmosphäre enorm zugutekommen.
Nicht ohne Grund gilt der Reze Arc für viele Fans als emotionaler Höhepunkt des ersten Manga-Parts. Der Film weiß das und liefert genau dort ab, wo es wehtut. Die ikonischen Szenen (ihr wisst, welche ich meine!) treffen mit voller Wucht. Das verschmerzt auch das im Vergleich zur Serie deutlich höhere Erzähltempo, das manche Zuschauer vielleicht etwas überfordert.
Strukturell lässt sich der Film in zwei Hälften „aufsägen“: einen experimentellen, ruhigeren ersten Teil, und eine zweite Hälfte, die kompromisslos aufdreht. Sobald die Action losgeht, hält der Film das Tempo bis zum Abspann durch. Bis buchstäblich niemand mehr auf den Beinen steht.
Klanglich weiß Chainsaw Man – The Movie: Reze Arc ebenfalls zu überzeugen: Der Titelsong stammt, wie schon das erste Opening der Serie von Kenshi Yonezu. Zudem gibt es ein Wiederhören mit Maximum the Hormone, der japanischen Metalcore-Band, die bereits das dritte Ending der Serie beisteuerte. Ihr Comeback ist laut, roh und perfekt auf die gezeigten Szenen abgestimmt.
Ein Fest für Fans und Kritiker
Chainsaw Man – The Movie: Reze Arc ist in vielerlei Hinsicht das Gegenteil des kürzlich erschienenen Demon Slayer-Films. Während Ufotable auf bombastische Shōnen-Action setzt, geht der Film einen experimentelleren, roheren Weg. Inhaltlich lassen sich beide Werke natürlich kaum vergleichen. Doch die Herangehensweise, Emotionen und Gewalt visuell zu vermitteln, zeigt eindrucksvoll, wie eigenständig sich der Film zur Serie positioniert.
Der neue Stil mag einige Zuschauer irritieren, doch Kritiker des sterilen Looks der ersten Staffel dürften erleichtert aufatmen. Und egal, wie man zum aktuellen Trend steht, Storyabschnitte als Filme umzusetzen … der Reze Arc funktioniert in dieser Form hervorragend. Im regulären TV-Format, oder gar im Stil der ersten Staffel, würde er wohl einiges an emotionaler Wucht verlieren.