Die ganze Spielewelt blickte vom 19. bis 24. August nach Köln: Die GamesCom, mittlerweile die größte Spielemesse der Welt hat wieder allerlei Entwickelnden ermöglicht, ihre Spiele zu zeigen.
In diesem zweiten Teil geht es um alle Spiele, die entweder aus dem asiatischen Raum stammen oder ein entsprechendes Flair haben, auch wenn sie zum Beispiel in Europa entwickelt wurden. Hier geht es zum ersten Teil, hier erfahrt ihr meinen allgemeinen Eindruck der Gamescom und hier findet ihr die Spiele, die nichts mit Anime am Hut haben.
Lost Hellden
Widerstehe deiner Sünde. Erobere dein Schicksal zurück. Lost Hellden ist ein Action-JRPG von einem Team aus Genre-Veteranen. Erkunde eine riesige Welt im herrlichen handgemalten 3D-Grafikstil und ein einzigartiges Phasensystem das Runden- und Echtzeitkämpfe verbindet. (Synopsis via Kwalee)
Takeshi Oga. Hitoshi Sakimoto. Mehr muss man eigentlich nicht sagen. Dir sagen die Namen nichts? Kein Problem. Hinter Takeshi Oga verbirgt sich der Charakterdesigner von Gravity Rush, einem der unterschätztesten PS-Vita-Spiele überhaupt. Und Hitoshi Sakimoto? Er ist vor allem unter Musikkennern ein Favorit, schließlich hat er Spielen wie Valkyria Chronicles oder Final Fantasy Tactics ihren unverwechselbaren Sound gegeben.
Euch reicht das noch nicht, um Lost Hellden im Auge zu behalten und direkt auf die Wishlist zu setzen? Nun, Lost Hellden ist eine Liebeserklärung an die PlayStation-1-JRPG-Ära. Hier treffen 2D-Hintergründe auf 3D-Charaktermodelle, Zwischensequenzen wechseln zwischen Visual Novel und cineastischen Videos, und ein Kampfsystem greift die alte Schule auf – nur eben in moderner Form.
Während der Gameplay-Präsentation erzählte mir ein Entwickler, wie es ist, mit Sakimoto und Oga-san zusammenzuarbeiten, und wie wichtig es ihnen ist, ein „altes modernes“ JRPG zu erschaffen. So sind die Kämpfe zum Beispiel nicht komplett rundenbasiert: Man kann sich vor den eigentlichen Aktionen frei im Kampfareal bewegen. Insgesamt soll es acht verschiedene Figuren geben, jede mit eigenen Fähigkeiten und Hintergrundgeschichten.
Lediglich bei der Story muss man abwarten, wie sie am Ende umgesetzt wird. Man verriet mir, dass Lost Hellden eigentlich als Dreiteiler konzipiert ist, bei dem jeder Teil aber für sich allein stehen soll. Trotz der farbenfrohen Optik wird es außerdem eher düster zugehen. Mit einer geplanten Spielzeit von 25 bis 30 Stunden hoffen die Entwickler, unnötigen Leerlauf und Grind zu vermeiden. Sollte die für Ende des Jahres angekündigte Demo tatsächlich vier bis fünf Stunden Umfang bieten und die Speicherstände ins Hauptspiel übertragbar sein, gibt es für JRPG-Fans eigentlich keinen Grund, nicht reinzuschauen. Zumal es – natürlich – auch ein eigenes, süchtigmachendes Minispiel geben wird.

Lost Hellden
- Genre: JRPG
- Plattform: PC, Nintendo Switch, PlayStation 4/5,
- Preis: TBA
- Für Fans von: Final Fantasy VII, The Legend of Heroes: Trails in the Sky, Clair Obscur: Expedition 33
- Release: 2026
- Hier geht’s zur Steampage
Crystal of Atlan
Crystal of Atlan ist wahrscheinlich das beste Beispiel dafür, wie hart umkämpft der Markt für F2P-Gacha-Animespiele inzwischen ist. Obwohl das Spiel bereits am 28. Mai für die PlayStation 5 und am PC (über den Epic Games Store) erschienen ist, war es mir zuvor völlig unbekannt. Auch in meiner Bubble hörte man kaum etwas davon; ein großer Fehler, wie sich herausstellte. Denn obwohl ich auf der Gamescom „nur“ die Mobile-Version anspielen konnte, hat es überraschend viel Spaß gemacht. Mein Fehler war außerdem, das Spiel vorab für einen weiteren generischen Gacha-Ableger zu halten. Mitnichten! Crystal of Atlan versteht sich zwar als Gacha, setzt aber gleichzeitig stark auf MMO-Elemente.
So gibt es Hauptklassen mit mehreren Subklassen, jede davon hat einen eigenen Skilltree mit passiven und aktiven Fähigkeiten. Meine Mystrix auf Level 50 verfügt zum Beispiel über mehr als 30 Skills, die man individuell freischalten, leveln und anpassen kann. Dazu kommen verschiedene Pets (aktuell läuft sogar eine Digimon-Collab), Instanzen mit Coop-Fokus und vieles mehr. Die Dungeons bieten kurze, aber intensive Kämpfe – perfekt für alle, die „Damagecounter goes brr“ lieben.
Schade ist nur, dass fast alles an irgendeine Form von Stamina gebunden ist. Willst du die Hauptquest weiterspielen? 20 Stamina von 200 weg. Lust auf den Dungeon mit dem besten Loot? Kostet Stamina. Genau hier liegt das Problem: Da verschiedene, spielbare Charaktere mit eigenen Fähigkeiten im klassischen Sinne fehlen, sind Skins und Stamina-Boxen die größten Einnahmequellen von Crystal of Atlan. Und das ist für mich ein echter Stimmungskiller. Denn MMO-typisch hat CoA bislang keine besonders starke Story, viele Hauptmissionen laufen nach dem Motto „Boss of the Week“ ab, und auch die Charaktere wirken bis auf wenige Ausnahmen eher austauschbar.
Schade ist allerdings, und das war mir schon beim Gamescom aufspielen aufgefallen, dass das meiste in irgendeiner Form Stamina kostet. Du willst die Hauptquest weiterführen? 20 Stamina (von 200) weg. Du willst den Dungeon machen, der guten Loot bringt? Stamina. Und hier ist die Krux: Durch den Wegfall der Klassen sind Skins und Stamina-Boxen mit so die größten Einnahmequellen für Crystal of Atlan. Und irgendwie ist das mit Abstand der größte Stimmungskiller. Denn MMO-typisch hat CoA (bislang) keine ausgereifte Story, viele Hauptmissionen fühlt sich nach „Boss of the Week“ an und die Charaktere sind bis auf wenige Ausnahmen absolut austauschbar. Immerhin sprcht der Hauptcharakter! Wer also mit dieser Stamina-Limitierung leben kann, bekommt ein spaßiges Kampfsystem im MMO-Kleid. Und ich bin gespannt, wie die kommende Collab mit One Punch Man aussehen wird.

Crystal of Atlan
- Genre: Free-to-play-MMO-Gacha
- Plattform: PC (EGS) , PlayStation 5, iOS, Android, ab November auch auf Steam
- Preis: Free-to-Play
- Für Fans von: Guild Wars 2, World of Warcraft, Genshin Impact
- Release: 28. Mai 2025
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OPUS: Prism Peak
Seit der Gründung im Jahr 2022 verfolge ich die Aktivitäten von Shueisha Games, dem Spielepublisher des japanischen Verlagsriesen Shueisha, mit regem Interesse. Anfangs fand ich ihre Spiele nur mäßig spannend, doch das Warten scheint sich gelohnt zu haben. Auf der Gamescom konnte ich OPUS: Prism Peak anspielen: Ein Walking Simulator mit Visual-Novel-Anleihen.
In dem Spiel schlüpfen wir in die Rolle eines Fotografen, der, ausgerüstet mit einer alten Kamera, in eine Fantasiewelt gezogen wird. Ein mysteriöses Mädchen hilft ihm dabei, nicht nur die Geheimnisse dieser Welt zu entschlüsseln, sondern auch mit sich selbst ins Reine zu kommen. Spielerisch steht das Erkunden im Vordergrund: Aus der First-Person-Perspektive können wir zahlreiche Fotos machen, die anschließend von den beiden Charakteren kommentiert werden. Auf diesen Fotos und der Umgebung basieren dann auch kleinere Rätsel, die es zu lösen gilt.
Alles in allem bin ich nach der 20 minütigen Demo gespannt, wie weit die Geschichte wirklich gehen wird und welchen Weg sie einschlägt. Das Fotografieren ist eine nette Idee, doch ich vermute, dass es eher als Mittel zum Zweck dient und spielerisch keine allzu großen Überraschungen bereithält. OPUS ist anscheind eine Spielreihe des Entwicklers, wer also Interesse hat, lohnt es sich diese Titel auszuchecken.

OPUS: Prism Peak
- Genre: Adventure, Walking Simulator
- Plattform: Nintendo Switch (2), PC
- Preis: TBA
- Für Fans von: The Vanishing of Ethan Carter, What Remains of Edith Finch
- Release: 2025
- Hier geht’s zur Steampage
Sword Sage: Awakening
Soulslikes. Die einen hassen sie, die anderen lieben sie: Frust, Schweiß, mystische Story. Und mittendrin? China. Actionspiele aus dem fernen Osten sind mittlerweile kaum noch aus dem Genre wegzudenken und überzeugen oft mit ausgefeilten Gameplay-Mechaniken, inspiriert von chinesischer Folklore. Sword Sage: Awakening will genau hier ansetzen und gleichzeitig noch mehr bieten.
In einer einstündigen Session mit den Entwickelnden konnte ich das Movement, eines der großen Selling Points des Spiels, ausgiebig testen. Protagonistin San Niang ist nicht nur optisch ein Highlight (Fans von 2B oder Stellar Blade dürften hier glücklich werden), sondern bewegt sich auch flink und elegant durch die Spielwelt. Sie kämpft mit zwei Schwerttypen, weicht aus und schnetzelt sich durch Gegnerhorden. Der Kniff: Waffen verlieren an Schärfe und müssen regelmäßig im Holster nachgeschliffen werden. Man kann zwar mit stumpfen Waffen kämpfen, diese sind aber dann von der Attacke erheblich geschwächt.
Auch die Welt von Sword Sage sticht heraus: Neben Elementen chinesischer Folklore prägt ein deutlicher Steampunk-Einschlag das Setting, was dem Spiel einen eigenständigen Look im Vergleich zu vielen anderen Soulslikes verleiht.
Die Bosskämpfe selbst wirkten klassisch: Bewegungsmuster studieren, im richtigen Moment ausweichen und zurückschlagen – stets mit Blick auf den Schärfegrad der Waffen. Story-Details wollten die Entwickelnden noch nicht verraten, sondern legten den Fokus bewusst auf das Gameplay. Das Fundament überzeugt bereits jetzt, und Soulslike-Fans dürfen sich 2026 auf einen möglichen Geheimtipp einstellen.
Einzige Kritikpunket: Das Button-Layout. Der Waffenwechsel auf der X-Taste (Xbox-Controller) kostete mich einige Tode. Mit ein paar Anpassungen dürfte aber auch das rund laufen. Und auch am Balancing soll noch gefeilt werden, aber das sahen die beiden Entwickelndes als Selbstverständlichkeit an: In der Demo gingen die Schwerter viel zu schnell stumpf. Immerhin ist umfangmäßig schon etwas bekannt: Rund 20 Stunden Spielzeit sind geplant.

Sword Sage: Awakening
- Genre: Action-Adventure, Soulslike
- Plattform: PC
- Preis: TBA
- Für Fans von: Wuchang: Fallen Feathers, Black Myth: Wukong, Dark Souls
- Release: 2026
- Hier geht’s zur Steampage
Tales of Seikyu
Spiele, die Farming und Kämpfe miteinander verbinden, haben für mich eine ganz besondere Sogwirkung. Dabei spielt es keine Rolle, ob 2D oder 3D, welche Epoche oder welches Setting: Solche Titel funktionieren einfach immer, gerade nach einem langen Arbeitstag.
Tales of Seikyu möchte genau dieses Gefühl aufgreifen und setzt noch einen drauf: Es gibt sogar einen Storymodus mit echtem Ende. Das Spiel wirkt wie eine Mischung aus vielen bekannten Favoriten: Farming à la Stardew Valley, Kämpfe ähnlich wie in My Life at Sandrock/Portia, verpackt in einer Welt voller Yokai und asiatischer Fabelwesen – und das alles im (durchaus) hübschem 3D.
Die Demo auf der Gamescom hat definitiv Lust auf mehr gemacht, auch wenn man den Early-Access-Status an vielen Stellen noch merkt. Besonders gespannt bin ich auf die 14 möglichen Romanzen und wie diese erzählerisch umgesetzt werden. Ein Titel, den man unbedingt im Auge behalten sollte!

Tales of Seikyu
- Genre: JRPG, Farming Sim
- Plattform: PC, Nintedo Switch
- Preis: 24,50 Euro
- Für Fans von: Stardew Valley, Harvest Moon, Rune Factory
- Release: 21. Mai 2025 (Early Access)
- Hier geht’s zur Steampage
Duet Night Abyss
Duet Night Abyss hat nicht nur mit seinem auffälligen Stand auf der Gamescom Eindruck hinterlassen, sondern auch mit einer echten Überraschung: Das Spiel wirft gleich zwei der größten Stolpersteine des Gacha-Genres über Bord. Keine Banner-Charaktere oder -Waffen, kein Stamina-System. Stattdessen sind alle Spielfiguren von Beginn an spielbar, und gespielt werden kann so lange man möchte – ohne Limitierungen. Monetarisiert wird nach dem Warframe-Modell: Kosmetische Skins sowie die Möglichkeit, wichtige Scherben direkt zu kaufen, wenn man nicht grinden möchte.
Das ist ein radikaler Schritt, und die Frage bleibt, wie weit diese Änderungen am Ende tragen. Spielerisch konnte Duet Night Abyss aber schon jetzt überzeugen. Die Gamescom-Demo, sowohl öffentlich als auch im Businessbereich spielbar, erinnerte stark an Wuthering Waves, was wenig verwundert, da beide auf derselben Engine basieren. Doch in Sachen Storytelling geht DNA ungewöhnliche Wege: Mit weitreichenden Entscheidungsmöglichkeiten und gleich zwei Story-Perspektiven verlässt man die gewohnte Linearität klassischer Gacha-Games.
Ein weiteres Highlight ist die Charakter-Customization: Jede Figur lässt sich komplett umfärben und optisch anpassen. Dazu kommt ein freies Waffensystem: Jeder Charakter kann jede Waffe tragen. Ein Heiler mit Sense? Ein Tank mit Langschwert statt Hammer? Alles absolut kein Problem.
Auf dem Papier macht Duet Night Abyss also vieles richtig, und auch der erste Eindruck auf der Gamescom war hervorragend. Zum potenziellen Hoyoverse-Konkurrenten fehlen nur noch Antworten auf einige Schlüsselfragen:
- Wie sieht das Endgame aus?
- Wie schnell werden neue Inhalte nachgeliefert?
- Welche Anreize gibt es für neue Charaktere, wenn keine Banner existieren?
- Und wie einsteigerfreundlich ist das System wirklich?
All das wird sich ab dem 28. Oktober zeigen, wenn Duet Night Abyss für PC und mobile Geräte erscheint.

Duet Night Abyss
- Genre: Action-Adventure, Gacha
- Plattform: PC, iOS, Android
- Preis: Free-to-Play
- Für Fans von: Wuthering Waves, Tower of Fantasy, Gensin Impact
- Release: 28. Oktober 2025
- Hier geht’s zur Steampage