Gachiakuta begeistert die Anime-Fans weltweit. Der Shounen-Anime überzeugt mit einer interessanten Welt und Charakteren, klasse Animationen aus dem Hause Studio BONES und einem grandiosen Opening. Auch die deutsche Synchronisation kann überzeugen, passend Fast-Halbzeit der Animeserie hatte ich die Möglichkeit, mit der deutschen Stimme von Rudo, Markus Feustel, ein Interview zu führen.
In einer schwebenden Stadt, in der die Reichen ihren Müll – und ihre Menschen – entsorgen, wird Rudo des Mordes beschuldigt und in den Abgrund geworfen, ein höllischer Ort voller mutierter Müllbestien. Um zu überleben, muss er eine neue Kraft einsetzen und sich den abtrünnigen Putztrupp anschließen. Rudo will nicht nur gegen Monster kämpfen, sondern gegen die Korruption, die ihn in die Hölle gestoßen hat. (Synopsis via Crunchyroll)
Vielen Dank, dass du dir die Zeit für das Interview nimmst, Markus. Vielleicht magst du dich zu Beginn kurz vorstellen?
Auch von mir besten Dank! Ich bin Markus Feustel. In erster Linie kennt man mich vielleicht als Theaterschauspieler, seit kurzem bin ich auch als Synchronsprecher im Film und Fernsehen tätig. Im Anime-Segment hatte ich zunächst kleinere Rollen, mit Gachiakutas Rudo habe ich nun meine erste große Hauptrolle.
Wie war es für dich, als dir die Hauptrolle des Rudo in Gachiakuta angeboten wurde?
Es war aufregend. Mit Theodossia hatte ich vor kurzem ebenfalls meine erste Hauptrolle im Realfilm, nun mit Gachiakuta im Anime. Nachdem mir der Titel vorgeschlagen wurde, habe ich mir den Trailer im japanischen Originalton angeschaut. Ich war hin und weg. Gachiakuta sieht besonders aus, die Musik war klasse und der Trailer hat einfach Lust auf mehr gemacht. Als ich dann die Millionen Aufrufe gesehen habe, kam der Respekt, dass ich in diesem Titel die Hauptrolle sprechen darf. All das legte sich dann, als ich den deutschen Trailer im Studio einsprach – auch wenn ich mit dieser Rolle praktisch ins kalte Wasser gesprungen bin.
Soweit ich weiß, ist das erst deine dritte Anime-Rolle überhaupt. Was macht für dich den besonderen Reiz aus, einen Anime zu sprechen – im Vergleich zu klassischen Synchronarbeiten in Hörbüchern oder Spielfilmen?
Mit Rudo habe ich meine erste durchgehende Rolle in einem Anime bekommen. Anders als im Realfilm oder Theater sind Anime stimmlich oft sehr laut und expressiv, as erweitert das eigene Repertoire enorm. Rudo ist mit seinen schnellen Stimmungswechseln spannend zu sprechen, genau das macht mir richtig viel Spaß.
Auf der AnimagiC 2025 hatte ich die Möglichkeit, Aoi Ichikawa, den japanischen Sprecher von Rudo, zu treffen. Ich zeigte ihm dort auch den deutschen Trailer, und er war sehr begeistert, deine Version von Rudo zu hören. Stell dir vor, du könntest ihn persönlich treffen: Was würdest du ihn in Hinblick auf seine Performance gerne fragen?
Spannende Frage! Leider kann ich kein Japanisch, daher muss man als Sprecher viel aus dem japanischen Originalton herausleiten. Ich würde ihn fragen wollen, wie er es schafft, so variabel zu sein. Er wechselt seine Stimmlage teilweise von einer Sekunde auf die andere: manchmal wirkt es so, als würde er zwei Figuren gleichzeitig sprechen. Da kann ich nur Respekt zollen und seine starke Stimme loben.
Apropos Performance – Ichikawa-san musste in der zweiten Episode für eine Szene tatsächlich in eine Fleischwurst beißen. Hattest du eine ähnliche Aufgabe?
*lacht* Nein.Ich habe ein reines Mundgeräusch gemacht. Allerdings weiß ich nicht, ob das übernommen wurde oder der japanische Originalton drin geblieben ist.
Du hast bisher in Hamburg aufgenommen. Wäre es für dich auch denkbar, regelmäßig nach München oder Stuttgart zu pendeln? Einige deiner Kolleg:innen machen das ja mittlerweile und ist oft eine Kostenfrage.
Ich habe noch nie gependelt, aber ich würde es ausprobieren. Allein für die Erfahrung, um zu schauen, ob es etwas für mich wäre. Durch meine Theaterverpflichtungen ist es aktuell allerdings schwierig und ob das später mit Frau und Kind vereinbar ist, ist eine andere Sache. Prinzipiell Lust auf Synchronarbeit hätte ich aber auf jeden Fall. Es ist für mich ein Traumjob, ein absolutes Privileg, das meinen Beruf nennen zu dürfen.
Gachiakuta war zudem deine erste Simuldub-Erfahrung. Wie stehst du zu diesem mittlerweile etablierten, aber durchaus kontrovers diskutierten Thema in der Branche?
Für Anime-Fans sind Simuldubs natürlich ein Segen, so schnell nach der Japan-Veröffentlichung eine deutsche Synchronisation zu bekommen. Arbeitstechnisch war es für mich teilweise sehr spontan, aber da ich immer in Hamburg war, ließ sich das gut umsetzen. Es gab meist zwei bis drei Episoden am Stück zu synchronisieren, was den Workflow sehr angenehm machte. Ein weiterer Vorteil ist natürlich, dass ich die Reaktionen der Fans quasi zeitnah mitverfolgen konnte. *lacht*
Die deutsche Synchronisation von Gachiakuta wird ja in den DMT Studios in Hamburg aufgenommen. Wie ist es für dich, unter der Regie von Martin Sabel zu arbeiten?
Ich habe mit Martin zum ersten Mal überhaupt zusammengearbeitet. Und ich kann nur lobende Worte für ihn finden. Bei der Synchronarbeit kommt es sehr stark auf die Zusammenarbeit zwischen Regie und Sprechenden an – wenn das nicht funktioniert, leidet das Endprodukt. Die Chemie mit Martin war hervorragend, wir hatten einen sehr konstruktiven Austausch. Dass er selbst in Gachiakuta mitgesprochen hat, hat natürlich auch geholfen. Generell würde ich sagen, es ist ein Privileg, mit so erfahrenen Menschen zu arbeiten.
Du hast in Hörbüchern gesprochen, im Theater gespielt, Anime und Filme synchronisiert. Wann kann man dich in einem Videospiel hören?
Demnächst. *lacht* Mehr kann ich natürlich nicht verraten.
Zum Schluss noch eine Frage, die ich auch Ichikawa-san gestellt habe. Rudos Handschuhe haben die Fähigkeit, kaputte Dinge ein neues Leben einzuhauchen. Gibt es aktuell etwas, was nicht mehr richtig funktioniert, du aber gerne repariert hättest?
Meine JBL-2-Boxen sind seit längerem defekt. Die würde ich sofort reparieren. *lacht*
Gibt es noch etwas, was du den deutschen Gachiakuta-Fans sagen möchtest?
Ich bin dankbar für jedes positive Feedback zu meiner Performance im Anime! Es freut mich außerdem sehr, dass die Serie so gut bei den Anime-Fans ankommt. Das motiviert ungemein. Die erste Staffel ist jedenfalls fertig aufgenommen und ich bin gespannt, was die Fans zu den restlichen Folgen sagen werden. Sollte es zu einer Fortsetzung kommen, werde ich weiterhin mein Bestes geben!
Vielen Dank an Markus Feustel und Crunchyroll für das Interview.