Review: Lonely Castle in the Mirror

Mit Lonely Castle in the Mirror bringt der deutsche Publisher KSM Anime das neueste Werk von Keiichi Hara (Wonderland: Das Königreich im Keller, Colorful) zwei Jahre nach der Japan-Veröffentlichung in die deutschen Kinos.

Transparenzhinweiß: Dank KSM Anime durfte ich den Film vorab sehen.

 Weil Kokoro in der Schule ständig gemobbt wird, verlässt sie kaum noch ihr Zimmer. Doch dann erscheint eines Tages in ihrem Spiegel ein Portal, das sie zu einem magischen Schloss auf einer einsamen Insel führt. Dort trifft sie auf sechs weitere Teenager, die es in ihrem Leben ebenfalls nicht leicht haben. Die Herrin des Schlosses – ein mysteriöses, maskiertes Mädchen namens „Wolfskönigin“ – bietet der Gruppe ein Spiel an: Die Person, das geheime Zimmer findet, bekommt einen Wunsch erfüllt – egal welchen. Auf der Suche nach dem Zimmer finden die Schüler immer mehr zueinander und teilen ihre emotionalen Schicksale. Doch wessen Wunsch wird am Ende erfüllt? (Synopsis via Plaion Pictures)

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Als Mobbingopfer tagtäglich zur Schule zu gehen, ist ein absolutes Horrorszenario. Es ist also nicht verwunderlich, dass die Hauptprotagonistin Kokoro nicht mehr das Haus verlässt. Als dann der Spiegel in ihrem Zimmer plötzlich hell aufleuchtet, wird ihre Neugier geweckt und sie landet mit sechs anderen Jugendlichen in einem Schloss, das auf einer Insel steht. Begrüßt werden sie von einem Mädchen, das ihr Gesicht hinter einer Wolfsmaske versteckt und etwas verrät: Wenn einer der Jugendlichen einen Schlüssel findet, wird ein Herzenswunsch erfüllt.

Ein Schloss als Rückzugsort

Um diesen Schlüssel zu finden, haben die sieben Jugendlichen ein Jahr lang Zeit und müssen dabei die „Öffnungszeiten“ des Schlosses von 9 bis 17 Uhr beachten. Halten sie sich nicht daran, werden sie von einem Wolf gefressen. Trotz großer Skepsis untereinander sehen die sieben Mittelschüler das Schloss vor allem als Rückzugsort vor der eigenen Realität. Auch wenn es kein fließendes Wasser oder Strom gibt, richten sie sich gemütlich ein.

Lonely Castle in the Mirror hat Mobbing und andere schwer verdauliche Themen im Fokus. Das erkennt man vor allem durch die bedrückende Atmosphäre, die den Film durchgehend begleitet. Trotzdem nimmt sich der zweistündige Film den Großteil der Zeit, um die Interaktionen der sieben hervorzuheben. Einerseits lernt man so die vielen Eigenheiten der vier Jungen und drei Mädchen kennen, andererseits fühlt sich der Film dadurch eher wie ein Slice-of-Life-Titel an. Die Hintergründe von Kokoros Verhalten werden hin und wieder thematisiert, man bleibt aber als Zuschauer oft in der beobachtenden Rolle und sieht zu, wie sie gemeinsam Tee trinken oder Brettspiele spielen.

Erst im letzten Drittel des Films, als das Jahr fast vorbei ist, beschließt die Gruppe plötzlich, doch gemeinsam und intensiver nach dem Schlüssel zu suchen. Dann wird aus dem bedrückenden Alltagsdrama ein waschechtes Drama, die Hintergründe der anderen Teenies werden endlich enthüllt und man erfährt auch, was es mit dem Schloss auf sich hat.

Wenn Spiegel zerbrechen

Lonely Castle in the Mirror hinterlässt ein zwiespältiges Gefühl. Zum einen hat man mit Keiichi Hara einen Regisseur, der weiß, wie man mit schwerwiegenden Themen umzugehen hat (Colorful). Allerdings merkt man davon im Film relativ wenig; die Charakterinteraktionen werden nur angerissen, richtige Dialoge sieht man kaum. Die Konflikte, für die die Novel und der Manga ausgezeichnet wurden, sind in wenigen Sekunden abgehakt. All das führt zu einem schnell abgehandelten Finale, das zwar in sich geschlossen ist, euch aber mit mehreren Fragezeichen zurücklässt.

Das sieht man auch an der generellen Produktion, der Film sticht auch optisch nicht wirklich hervor. Dabei steht mit A-1 Pictures ein Studio hinter Hara, das vor allem durch Hochglanzproduktionen oft von sich reden macht. So richtig kreativ wurde sich nur in ein, zwei Szenen ausgelebt, die man aus Spoilergründen nicht nennen sollte. Und das ist schade.

Produziert in den G&G Tonstudios, kann man eigentlich nur positive Dinge über den Dub sagen. Schade ist allerdings, dass für Lonely Castle in the Mirror bei einer Kinderrolle eine erwachsene Sprecherin gebucht wurde. Das ist allerdings ein generelles Branchenproblem und weniger das des Studios.

Am Ende ist Lonely Castle in the Mirror ein nettes Drama, das die wichtigen gesellschaftlichen Themen viel zu schnell abarbeitet, wodurch man nur sehr wenig Bezug zu den Charakteren hat. Gerade bei den angesprochenen Problematiken ist es jedoch essenziell, dass einem die Figuren wichtig sind. So bleibt am Ende nur ein solider Film für einen Abend – nicht mehr und nicht weniger.

The Lonely Castle in the Mirror 65%
The Lonely Castle in the Mirror ist ein netter Abendfüller, dessen fehlende Tiefe viele Fragen unbeantwortet lässt.

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